Ich hab ein Denkmal gebaut

Sicherlich habt Ihr aus den Artikeln, die meine Eltern thematisierten, bereits rausgelesen, wie sehr ich die beiden – jeder auf seine Art – bewundert und geliebt habe. Und das sicherlich nicht erst, nachdem sie gestorben waren. Meine Mutter und mein Vater waren mir schon immer unglaublich wichtig, ich habe mich sehr mit ihnen beschäftigt, mich an ihnen „gerieben“, mich von ihnen freigestrampelt, um die innige Nähe nicht zu gefährden, habe viele wichtige Prozesse wegen ihnen durchlaufen, habe unfassbar viel durch und mit ihnen gelernt und wusste seit Kindesbeinen dank ihnen, dass die Liebe das größte Gefühl überhaupt ist.

Jetzt wollte ich den beiden – auf meine Art – ein „Denkmal“ setzen, eine sichtbare Erinnerung schaffen, ein Symbol für unser wunderbares Verhältnis. Als mein Vater 2020 vorausging, hatte ich die Idee bereits im Kopf. Dann kam Corona mit all seinen Einschränkungen, Lock-downs und Geschäftschließungen. Glücklicherweise hat der 1-Mann-Betrieb, der mir in meinem Vorhaben helfen sollte, die Zeit überstanden und darf wieder arbeiten.

Mit dem Tod meiner Mutter stand es dann fest – und wurde heute in die Tat umgesetzt: ich habe mir jeweils auf den Oberarmen ein Tattoo stechen lassen: links für meinen Vater und rechts für meine Mutter.

Ich habe es vielleicht schon mal erwähnt: mein Vater war ein großer Indianerkenner, er besaß gefühlt jedes wissenschaftliche Buch, das sich mit diesem tollen, so schändlich behandelten Volk beschäftigt hat und wusste so gut wie alles darüber. Darum habe ich nun auf meinem linken Oberarm fünf indianische Symbole. Sie stehen für Stärke, Energie, Harmonie, Veränderung und Größe/Charisma.

Auf meinem rechten Oberarm wird mich ab heute eine sehr schön gestaltete Sonne stets an meine Mutter erinnern, denn das war ganz klar ihr Symbol. Nicht nur, dass sie selber oft so gestrahlt und nicht nur mir mit ihrem Leben ganz viel Wärme und Licht geschenkt hat – sie hat auch jeden Briefumschlag ihrer zahllosen Briefe mit einer gemalten Sonne versehen. Dabei war es völlig egal, ob die Post an Verwandte, Freunde – oder den Elektriker, das Finanzamt oder die Krankenkasse ging. Jeder durfte sich beim Erhalt eines Briefes meiner Mutter ein Lächeln und einen kleinen Lichtstrahl von ihr abholen.

Während der Tätowierer seine Nadel in meine Haut gebohrt hat, habe ich an meine lieben Eltern gedacht und hatte ganz deutlich die charakteristische, tiefe Stimme meiner Mutter im Ohr: „Du bist total bekloppt!“ Sicherlich hat sich mein Gegenüber leicht gewundert, warum ich trotz der Schmerzen immer mal wieder grinsen musste…

Im Moment sind noch beide Tattoos mit Folie versehen und deswegen nicht ganz vorzeigefertig – hole ich aber kommende Woche nach, versprochen!

22 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Ach, Uta. Man erlebt es immer direkt mit, wenn du mit deiner warmherzigen Art etwas erzählst. Danke dir dafür. Ich habe selbst meine Eltern verloren und vermisse sie sehr.

    Vielleicht ist das auch eine Idee für mich.

    • Du Liebe, vielen Dank! Und es freut mich sehr, dass Du das so empfindest!
      Für mich fühlt sich das mit den Tattoos goldrichtig an und ich bin sehr froh über meine Entscheidung. Den einen Weg, mit seinen Gefühlen rund um den Tod umzugehen, gibt es sicherlich nicht – aber ein Symbol für die Verbindung zu finden, tut auf jeden Fall gut!

    • Liebe Uta,
      wir kennen uns nicht wirklich. Ich weiß nicht ob du mich schon mal gesehen hast. Aber ich habe dich während meiner Schulzeit hin und wieder gesehen. 😊
      Deinen Papa habe ich auch früher hier in unserem Örtchen gesehen.
      Ich verfolge erst seit kurzem deinen Blog. Es macht mir viel Freude.
      Dein heutiger Eintrag hat mich sehr berührt.
      Danke fürs Teilen deiner Gedanken und Gefühle🌹

      • Liebe Katia,
        jetzt bin ich aber doch sehr neugierig – wo könnten wir beide uns denn schon mal über den Weg gelaufen sein? Muss ja dann Hüls sein, oder? Und sind wir auf die gleiche Schule gegangen?
        Schön, dass Du jetzt hier im Blog dabei bist – das freut mich sehr!

  2. O Uta, ich habe sehr berührt deine Zeilen gelesen. Auch wir denken immer wieder in unserer Runde an deine lieben Eltern.🤩

    • Was für ein schönes Gefühl, dass meine Eltern in Eurer wunderbaren Runde auch nicht vergessen werden – vielen Dank, liebe Waltraud! Und richte den anderen Burgsanierern bitte ganz, ganz liebe Grüße aus!

  3. Hab‘ gerade Gänsehaut, weil…. der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, Uta. Denn auch Du bist großartig!! :-)))

  4. Super Idee, nun hast Du Mama und Papa ganz nah bei Dir.
    Ich hab mir im Mai in LA an Venice Beach auch ein Tattoo stechen lassen, mein 3., auch verrückt in meinem Alter.
    Ferdi‘s Initialien, FG so wie er immer handschriftlich unterschrieben hat, jetzt auf meinem linken Arm. Phillip hat mitgemacht und hat das gleiche.
    Ich freu mich jeden Tag. Das wird Dir auch so gehen, bringt es die Lieben wieder etwas sichtbar und ganz nah. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl.
    Ferdi hätte auch gesagt, Elli Du bist bekloppt! Bischen stimmt es ja auch, oder!
    Drück Dich🥰

  5. Ach noch eine Monika, nicht das man mich jetzt verwechselt. 🙂

    Liebe Uta
    Das Tattoo für deine Eltern ein schöner Gedanke .

    Tattoos sind wie Geschichten. Ich habe viele Geschichten erlebt und ein bisschen davon gibt es auf meinem Körper. Einige davon kann jeder sehen, im Sommer mehr als in Winter, einige bleiben für Fremde unsichtbar.

    • Nein, jede Monika hier (und überall) ist einzigartig!!! 🙂
      Ja, auch bei mir sieht man nicht alle Tattoos – und ein jedes hat eine ganz tiefe Bedeutung für mich. Ich freu mich auf jeden Fall total über meine beiden „Zuwächse“!

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