Akzeptieren, was da ist

Vielleicht macht dieses Achtsamkeitsseminar schon seine unterbewusste Arbeit in mir – zumindest habe ich seit ein paar Tagen den Begriff „Akzeptanz“ in meinem Gedankenkarussell – er ist quasi eins der weißen Pferdchen, die sich in meinem Köpfchen derzeit nett zu fröhlicher Musik im Kreis drehen.

Diese Definition habe ich zu dem interessanten Wort gefunden: „Akzeptanz bedeutet ein Anerkennen von Umständen und Tatsachen, und zwar ungeschönt wie sie eben in der Realität vorliegen. Dabei ist Akzeptanz ein aktiver Prozess, der sich dabei von der passiven Toleranz unterscheidet. Somit ist Akzeptanz die Grundlage für eine erfolgreiche Veränderung.

Wir alle sitzen ganz bestimmt wegen der derzeitigen Weltgeschehen mit einem riesigen Ohnmachtsgefühl vor dem Fernseher – in den Nachrichten scheint es mehr denn ja nur noch um eine Erde zu gehen, die gefühlt nicht mehr die unsrige ist, die sich innerhalb kürzester Zeit in einen Ort verwandelt zu haben scheint, der einem fremd und oftmals tatsächlich wenig lebenswert erscheint: der Krieg in Europa, die blutigen Unruhen im Iran, die Erdbeben-Katastrophe in der Türkei und Syrien, das Wettrüsten der Nationen usw. usw…. im Moment denkt man oft: schlimmer kann es ja nicht mehr kommen – und wird in den nächsten Nachrichten eines besseren belehrt.

Auch im privaten erlebe ich gerade sehr unruhige Zeiten – mehreren Personen, die mir sehr am Herzen liegen, geht es nicht gut und dazu sehe ich mich außerhalb meines Berufes einer Aufgabe gegenüber, der ich mich zwischenzeitlich kaum gewachsen fühle.

Das alles macht Angst. Denn wenn wir das Gefühl haben, die Kontrolle zu verlieren, sich die Basis unseres Lebens irgendwie verschiebt und wir uns scheinbar nicht mehr auskennen, wie verirrt den Wald unseres Daseins vor lauter Bäumen nicht mehr sehen und es einfach zu viel wird – dann fühlen wir uns verloren.

Nach meinem Dafürhalten und nachdem ich auf dem Begriff jetzt schon seit einigen Tagen „rum kaue“, kann Akzeptanz einem da wirklich einen dicken Lichtstrahl in den Nebel schicken.

Da kam mir auch wieder das bekannte und viel zitierte Gelassenheitsgebet des US-Theologen und Philosophen Reinhold Niebuhr in den Sinn:

Gib mir die Gelassenheit, Dinge zu akzeptieren, die ich nicht ändern kann,

den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,

und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

Ich denke, die Fähigkeit, Dinge, die wir wirklich absolut nicht in der Hand haben, „einfach“ SEIN zu lassen, sie anzunehmen und eben zu akzeptieren, hat nichts mit Resignation zu tun – sondern vielmehr damit Kraft für die Dinge aufzusparen, die wir tatsächlich eventuell verändern können. Damit sorgen wir auf jeden Fall gut für uns selbst – und können Energie tanken, um die Welt nach unseren Möglichkeiten besser, heller und bunter zu machen. Das große Ganzen können wir nicht verändern, aber im Kleinen kann jeder Hüpfer von uns ganz viel Freude, Glück, Trost und Stärke schenken.

8 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Liebe Uta,

    das ist seit Jahrzehnten mein Leitsatz, mit dem ich sehr gute Erfahrungen gemacht habe.

    Ich empfinde allerdings auch die jetzigen Zustände in der Welt als furchtbar und sehr belastend.
    Ich merke, dass meine Hoffnung in die Zukunft beeinträchtigt ist….umso wichtiger ist Achtsamkeit für das Hier und Jetzt.
    Viele Grüße aus der Nähe von Bonn

    • Ich denke auch, dass dieser Satz heute umso wichtiger geworden ist, liebe Ute! Denn auch ich – sonst unverrückbarer Optimist – tue ich mich im Moment etwas schwer mit rosaroter Zukunft, aber ich bleibe am hüpfenden Ball!

  2. Es gab wirklich „ernstere“ Zeiten als die Heutige und auch da haben es die Menschen verstanden zu leben.
    Eines war letztens bezeichnend.
    In einer Sendung in der es um Bilder von Kriegskindern ging, stellte ein britischer Historiker fest, das Eines auffällig wäre:
    Das die deutschen Kinder auf Fotos des 2. Weltkrieges, z. B. auf den vielen Flüchtlingstrecks, oft gelacht hätten, im Gegensatz zu heutigen Bildern aus Kriegsgebieten.
    Vielleicht ist es dieser innerliche Glaube, bei allen Erlebnissen, dass es (irgendwie) weitergeht und das Vertrauen ins Leben.
    Denn drei Worte zeichnen das Leben aus:
    „Es geht weiter.“

    • Lieber Marten,
      vielen Dank für Deinen Kommentar, der sehr zum nachdenken anregt.
      Ich würde bei den ernsten Zeiten des Weltgeschehens keine bewertende Reihenfolge ansetzen wollen – denn das ist wohl auch sehr subjektiv und perspektiven-abhängig. Die Worte „Es geht weiter“ sind in der Tat irgendwie befreiend und stärkend – die lasse ich mal weiter auf mich wirken, danke dafür!
      Hab einen tollen Tag!

  3. Erst mal musste ich grinsen, denn es ist irgendwie verrückt mit diesen so hilfreichen wie intelligenten Zeilen: Mal werden sie Konfuzius, dann Franz von Assisi und jetzt einem Reinhold Niebuhr in den Mund gelegt (von dem ich ehrlich gesagt noch nie etwas gehört hatte). Aber wer auch immer es geschrieben hat: Es tut einfach gut, sich das immer wieder bewusst zu machen!!

    Ich selbst habe bei den Newslichtern dieser Tage dieses Zitat hier von Margaret Mead gelesen und es hat mich – den traurigen Zeiten zum Trotz – echt aufhorchen und ein Fitzelchen zuversichtlicher in die Zukunft schauen lassen:

    Zweifle nie daran, dass eine kleine Gruppe engagierter Menschen die Welt verändern kann – tatsächlich ist dies die einzige Art und Weise, in der die Welt jemals verändert wurde.

    Herzenswünsche an euch alle, Melanie

    • Liebe Melanie,
      ja, das stimmt – dieses Gedicht/oder auch Gebet wird mehreren klugen Menschen zugeschrieben. Vielleicht letztendlich auch egal – denn seine Wirkung ist die Hauptsache!
      Das Zitat von Margaret Mead ist in der Tat sehr Mut-machend und ich danke Dir dafür!

  4. Sorry, aber ich bin es noch mal, denn ich finde es sooo traurig, dass gerade so viele Menschen so traurig sind und wir alle mit so viel Dunklem konfrontiert sind, dass ich gerne noch die Metapher namens „Das Geheimnis der Schneeflocke“ mit euch teilen will, auf die ich gerade gestoßen bin. Vielleicht kann sie der/dem einen oder anderen ein Lächeln aufs Gesicht zaubern oder ein klitzekleiner Lichtblick sein. Sie geht so:

    „Sag´ mir, was wiegt eine Schneeflocke“, fragte der rote Vogel die Taube. „Nicht mehr als ein Nichts“, gab sie zur Antwort.
    „Dann muss ich dir eine Geschichte erzählen: Ich saß auf dem Ast einer Fichte, dicht am Stamm, als es zu schneien anfing; nicht etwa heftig im Sturmgebraus, nein, wie im Traum, lautlos und ohne Schwere. Da nichts Besseres zu tun war, zählte ich die Schneeflocken, die auf die Zweige und auf die Nadeln fielen und darauf hängen blieben. Genau 3.741.952 waren es. Und als die 3.741.953 Flocke niederfiel, nicht mehr als ein Nichts, brach der Ast ab.“ Damit flog der rote Vogel davon.

    Die Taube, seit Noahs Zeiten eine Spezialistin in dieser Frage, sagte zu sich leise: „Vielleicht fehlt nur eines einzelnen Menschen Stimme zum Frieden der Welt.“

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