Passend zum Thema des letzten Artikels habe ich vor ein paar Tagen dieses Gedicht des wunderbaren Hermann Hesse gefunden:
„Solang du nach dem Glücke jagst,
Bist du nicht reif zum Glücklichsein,
Und wäre alles Liebste dein.
Solang du um Verlornes klagst
Und Ziele hast und rastlos bist,
Weißt du noch nicht, was Friede ist.
Erst wenn du jedem Wunsch entsagst,
Nicht Ziel mehr noch Begehren kennst,
Das Glück nicht mehr mit Namen nennst,
Dann reicht dir des Geschehens Flut
Nicht mehr ans Herz – und deine Seele ruht.“
Liebe Uta, Hesse bringt es wirklich „auf den Punkt“: in dem rastlosen Streben, fortwährend selbst gesetzte Ziele (komme was da wolle) zu erreichen, wird man niemals erfüllt und glücklich sein. Ich bin fest davon überzeugt: das Glück findet uns erst dann, wenn wir aufhören, mit uns zu ringen und zu hadern. Wenn wir unser Schicksal (halt auch die dunklen, schmerzhaften Stunden) ohne Verbitterung annehmen, gleichzeitig unsere Herzen weit öffnen für die leichten, hellen, frohen Momente (die es ja immer noch gibt), haben wir m.M. nach den Sinn unseres Lebens gefunden. In der seelischen Balance ausgeglichen und bewusst ganz bei sich zu sein, schenkt inneren Frieden=Glück. Diesen „Weg zu sich“ zu finden/zu gehen ist sicher nicht einfach, erst recht nicht in der heutigen sehr oberflächlichen Zeit mit vielen grotesken, ganz und gar überflüssigen, sinnlosen „Zielen“. Bei dieser extremen „Schieflage“ ist es nicht verwunderlich, dass leider immer häufiger Menschen in seelische Bedrängnis geraten und sich verlieren.
Das nenne ich eine 1A Gedicht-Interpretation, liebe Gabi! 🙂
Nee, ganz im Ernst – Du hast den Kern des Gedichts und die Aussage, die zu Lebzeiten Hesses schon galt und heute mehr denn je wichtig ist, sehr klasse zusammengefasst!