Derzeit lerne ich „Wibbel-Mors“ ja das stille Sitzen und Meditieren in einem achtwöchigen Achtsamkeitskurs. Teilweise klappt es wesentlich besser als ich es jemals für möglich gehalten hätte – in manchen Augenblicken spüre ich aber auch, dass das Meditieren ebenso viel Übung braucht wie das Seiltanzen, Klöppeln oder Arien singen – es braucht eben seine Zeit und vor allem Geduld (nicht gerade meine größte Stärke).
Schön ist aber, dass man eben auch lernt, die Achtsamkeit Stück für Stück mit in seinen Alltag zu nehmen. Also nicht nur Achtsamkeit als ganz bewusste Aktivität für zum Beispiel eine halbe Stunde auf der Matte zu praktizieren, sondern ganz alltägliche Tätigkeiten mal langsam, mit allen Sinnen durchzuführen und sich dabei klar vor Augen, Ohren, Nase usw. zu führen, was man da eigentlich gerade macht, wie sich das anfühlt, was man dabei fühlt und denkt, wie der Körper darauf reagiert usw. Die Tätigkeit dauert dabei anfangs vielleicht ein wenig länger – aber man erlebt sie auch viel intensiver.
Bestes Beispiel: essen. Versucht mal, anfangs vielleicht auch nur eine Kleinigkeit (ein Stück Obst, Schokolade, Brot oder was auch immer) zu essen und dies so richtig zu zelebrieren: erst den Geruch wahrzunehmen, zu spüren, wie sich das Stück anfühlt, es dann in den Mund nehmen und mit der Zunge abzutasten, ganz langsam zu kauen und erst wenn sich der Schluckreflex gar nicht mehr aufhalten lässt, diesem nachzugeben. Das Stück Nahrung bekommt dadurch eine ganz andere, viel größere Wertigkeit – und es ist ganz spannend, wie viel intensiver alle Sinne angesprochen werden, wenn man diese bewusst wahrnehmen lässt – und nicht (wie ich ja auch öfter) beim Essen zum Beispiel seine Nase in ein Buch steckt oder mit den Gedanken schon bei der Einkaufsliste, den nächsten Terminen und der To-do-Liste für morgen ist.
Man kann das ganz oft am Tag einfach mal ausprobieren – gut geeignet ist auch das Zähne putzen, das Kaffee trinken, das Eincremen nach dem Duschen… also bei Handlungen, die mehrere Sinne beanspruchen, die man ein wenig kitzeln kann. Man hat ein ganz anderes Gefühl für das Tun und für sich danach – ist zumindest meine Erfahrung damit…