So lange es einem gut geht, nimmt man seine Gesundheit ja eher als selbstverständlich hin – ist ja auch ganz gut, dass man sich nicht andauernd mit möglichen Krankheiten, eventuellen Weh-Wehchen und potentiellen Ansteckungsmöglichkeiten beschäftigt. Wahrscheinlich geht es Euch aber ähnlich wie mir – sobald der Zustand kippt, man erkrankt, Schmerzen hat oder man sich anderem körperlichen Übel herumschlägt, nimmt auch dies dann unverhältnismäßig viel Raum ein. Geht mir jedenfalls derzeit mit meinem Rückenleiden so – und da ist mir ein Thema eingefallen, welches ich in meiner Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin gehört und gelernt habe und was mich seinerzeit echt überzeugt hat: das Salutogenese-Modell vom Medizin-Soziologen Aaron Antonovsky aus den 70/80er Jahren, welches aber auch heute noch absolut zeitgemäß daher kommt:
Viele Menschen – und bestimmt können wir uns davon auch nicht ausschließen – stehen immer wieder unter einem enormen Druck. Die Leistungsanforderungen steigen und immer mehr soll in der gleichen Zeit erledigt werden. Und das trifft auf fast alle Lebensbereiche zu. Der Arbeitsalltag, die zwischenmenschlichen Beziehungen, die Liebe, die Freizeit, der Körper – das Streben nach „höher, schneller, weiter, besser“ ist in vielen Facetten des Lebens zu spüren und setzt uns unter Stress. Man kann auch sagen: Ein gesunder Mensch hat viele Wünsche, ein Kranker hat nur einen: gesund werden.
Das Kennen und Anwenden der Salutogenese kann uns helfen, unser Leben wieder mehr in die Balance zu bringen.
Der Begriff Salutogenese besteht aus zwei griechischen Wörtern und bedeutet “Heil sein” und “das Entstehen von Gesundheit”. In der Zeit, als Antonovsky das Salutogenese-Modell erforschte, definierte die Medizin Gesundheit als Abwesenheit von Krankheit. Das ist aber viel zu einfach und plakativ gedacht. Antonovsky sieht das Leben und die Gesundheit vielmehr als eine Art Fluss: Jeder von uns schwimmt in einem Gewässer voller Stromschnellen, Strudel, Biegungen und Gefahren. Wer aber ein guter Schwimmer ist, der wird nicht untergehen, sondern sich mal mehr, mal weniger gut über Wasser halten und zwischendurch auch richtig Spaß am planschen haben können. Das Salutogenese-Modell leistet demnach Hilfe zur Selbsthilfe, um harmonisch und balanciert im Fluss des Lebens schwimmen zu können.
In dem Modell griff Antonovsky Ergebnisse und Gedanken der Stressforschung auf. Er arbeitete an einer neuen Definition von Krankheit und Gesundheit. Nach dieser ist Gesundheit nicht als Zustand, sondern als Prozess zu verstehen: Krankheit und Gesundheit werden nicht getrennt, sondern als fließender Übergang gesehen. Und wir können durchaus Einfluss darauf nehmen. Als wichtigen Faktor dafür wird das sogenannte Kohärenzgefühl mit Widerstandsfaktoren gegen gesundheitsbelastende Stressfaktoren benannt. Es beschreibt das Ausmaß, in dem wir über ein ausgleichendes Vertrauensgefühl verfügt, welches sich folgende Bereiche bezieht:
- dem Gefühl, Zusammenhänge zu verstehen;
- der Überzeugung, das eigene Leben gestalten und bewältigen zu können; und
- dem Wissen, dass das Leben einen Sinn hat.
Ich kann die Gedanken von Antonovsky absolut nachvollziehen – und möchte sie nochmal mit meinen Worten in einem Satz zusammenfassen:
Don´t forget to hüpf! 😉