Ein Rück- und ein Ausblick

Und schwupps, da ist Weihnachten auch schon wieder vorbei. Dafür, dass ich mich in diesem Jahr emotional sehr mit diesem wunderbaren Fest auseinandergesetzt und vorbereitet habe, gingen die drei Tage dann doch sehr schnell rum.

Und alles in allem haben wir es als kleine, neue Grundfamilie auch gut hinbekommen, kann ich als Bilanz feststellen. Am 24. musste ich ja morgens noch arbeiten und als ich vom Frühdienst nach Hause kam, hat es erst Mal ordentlich geknallt. Ich denke, fast alle Beteiligten (meinen Sohn möchte ich davon mal ausnehmen, der war eher mit der Gelassenheit eines 14jährigen gesegnet) hatten eine hohe Anspannung in sich – meine Tochter konnte sich wohl gar nicht vorstellen, dass Weihnachten im eigentlichen zuhause und ohne die geliebten Großeltern überhaupt so etwas wie gelingen kann, mein Mann stand unter dem Druck, es uns irgendwie schön machen zu wollen und ich war im Gefühlschaos, welches u.a. aus dem Verlustgefühl, der Trauer und dem Gedanken bestand, meine Mutter in Bezug auf ihre Rituale und ihre unnachahmliche Art, Feste zu gestalten, bestand. Und in dem Adjektiv „unnachahmlich“ steckte es ja schon drin: eine unlösbare Aufgabe, die ich mir da auferlegt hatte. Und die ja auch so gar nicht sinnvoll ist.

Nach einem ordentlichen Zoff, einem gebrüllten „fröhliche Weihnachten“, einem wütenden Waldspaziergang und einem heftigen Heulkrampf meinerseits haben wir uns als Familie an den Tisch gesetzt, die Tränen getrocknet und geredet: jeder hat seine Gefühle, Ängste, Erwartungen auf den Tisch gepackt und nach kurzer Zeit war klar: wir verstehen uns alle gegenseitig, können einen dicken Strich drunter machen und uns jetzt auf etwas Neues konzentrieren. Das hat gut geklappt und wir konnten die restliche Tage schön gestalten: haben lecker zusammen gekocht, dann Bescherung gemacht und anschließend gespielt. Am 1. Weihnachtstag haben wir eine neue Tradition etabliert: einen Waldspaziergang, bei dem wir Nüsse für die Tiere dort verteilt haben.

Und am 2. Weihnachtstag sind dann die Kinder von meinem Mann gekommen, es gab wieder super leckeres Essen und lustige Spiele.

An jedem Tag habe ich zu den Mahlzeiten eine Kerze am großen Fenster angezündet – das war mein Ritual, meinen Eltern zu zeigen, wo sie hinkommen sollen. Und das hat mein Herz gleich mit erwärmt.

Jetzt ist dieses emotional echt pickepacke-volle Jahr, in dem bei mir große Freude und tiefe Traurigkeit so nah beieinander lagen, bald vorbei. Meine Seele ist dementsprechend stark beschäftigt und in Dauer-Beanspruchung – und ich kann mich gefühlsmäßig bislang eher wenig mit 2023 beschäftigen, blicke da für meine Verhältnisse ungewöhnlich neutral hin.

Aber ich habe im Internet bei so einer Art Orakel mitgemacht – auch, wenn ich nicht sonderlich abergläubig bin: so etwas reizt mich ja immer sehr und ich kann dem schon etwas abgewinnen. Es war so, dass ganz viele Begriffe in einer Schleife auftauchten, man die Augen schließen und dreimal einen Screenshot machen sollte – und was soll ich sagen, ich hatte tatsächlich dreimal das gleiche Ergebnis:

Diese Aussicht fand ich richtig, richtig gut – und das reimt sich sogar!

Und wie das Schicksal es immer so treibt: einen Tag später hat es mir das Lied von Alexa Feser „Mut“ ins Bewusstsein gespült – wie unglaublich passend.

Mut ist eine Frage deren Antwort schmerzen kann
Mut fängt nach dem Scheitern wieder ganz von vorne an
Mut fährt keinen Panzer, aber manchen ins Wort
Lässt die anderen fort und geht als letzter von Bord
Mut macht keine Pause, wenn es nicht gerade brennt
Ist kein Egoprojekt oder ein flüchtiger Trend


Mut ist, wenn du mit der Angst tanzt
Das was du nicht ganz kannst, trotzdem versuchst
Mut ist, wenn du wieder aufstehst
Pflaster auf die Haut klebst und weiter suchst


Mut ist es zu sagen, dass es für dich Liebe ist
Nicht zu wissen, ob du für den anderen auch schon Liebe bist
Mut sind keine Worte, die auch jeder andere denkt
Kein perfekter Moment, den der Zufall dir schenkt
Mut ist es manchmal nicht mutig zu sein
Und dir einzugestehen du fühlst dich allein


Mut ist, wenn du mit der Angst tanzt
Das was du nicht ganz kannst, trotzdem versuchst
Mut ist, wenn du wieder aufstehst
Pflaster auf die Haut klebst und weiter suchst
Mut ist ein Jahr in einer schwierigen Zeit


Sich zu entscheiden ganz ohne Sicherheit
Auf der Bühne zu stehen
Das Herz zu entkleiden
Das zersplitterte Ich hinter den Worten zu zeigen
Mut geht auf die Barrikaden
Mut lässt sich nicht sagen
„Das schaffst du nicht“
Mut ist mehr als ein Gedanke
Mut ist, wenn die Schranke im Kopf zerbricht

8 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Liebe Uta, tolle Sätze über den Mut! Die werde ich mir noch öfter durchlesen, danke fürs Teilen mit uns! Ich kenne derzeit viele Menschen in Umbruchsituationen- und war es bis vor kurzem auch. Wenn etwas weg bricht, ist es beängstigend, es wird evtl laut, es entsteht etwas Neues, für das ich oft noch nicht so schnell bereit bin- und aus der Angst erwächst die Wut, weil die Situation kaum aushaltbar ist. Und die Angst zu Unfähigkeit verdammt
    Lieben Dank für deine sehr offenen Worte!

    • Liebe Sabine,
      ich finde auch, dass dieser Text über den Mut ganz viel von demselbigen mit sich bringt. Und ich gebe Dir so Recht: in einer völlig veränderten Lebenssituation reagiert man oft in dieser Art Schockstarre und die Seele kommt nicht so richtig mit. Dieser sollte man dann ein bisschen Zeit geben – und manchmal hilft tatsächlich nur: abwarten und dem aufgewirbelten Staub die Möglichkeit geben, sich wieder zu setzen. Ich wünsche Dir weiterhin viel Kraft – und eben Mut – für alles weitere!

  2. 2023

    Gib dir bitte etwas mehr Mühe als dein Vorgänger.
    Da hat einiges nicht gepasst, viel zu viel nicht gepasst.

    Liebe Uta,

    ich wünsche Dir und allen Mitwirkenden an diesem Blog, den vielen stillen Lesern, das Allerbeste für das kommende Jahr, allem voran viel und andauernde Gesundheit, damit wir uns in 365 Tagen an gleicher Stelle alle wieder lesen.

    Bleibt optimistisch, in allen Lebenslagen.

    • 2022 war ein aufwühlendes Jahr – das kann ich so unterschreiben. Und gerne hätte ich ein wenig Entspannung in meinem Leben – aber meist kommt es eben doch wieder ganz anders als die Uta so für sich hin denkt… 🙂
      Vielen Dank für Deine tollen Wünsche für die kommenden 12 Monate – die kann ich nur so zurückgeben

  3. Wünsche dir und deiner Familie ein schönes und mit viel gesundesheit belebts Jahr 2023.
    Ja auch ich hatte wie du in deinem Artikel vom 29.12 geschrieben hast einen schweren Verlust hin zunehmen. Mein Vater ist im Juli aus gesundheitlichen Gründen verstorben 3 Wochen nach meiner Stemd OP und 5 Woche bevor meine Eltern 60 Jahre verheiratet gewesen wären.
    Ja ich weiß wie du dich zu weihnachten und Silvester gefühlt hast es ist verdammt schwer.

    • Lieber Markus,
      ich schicke Dir ganz liebe Gedanken und eine dicke Portion Kraft für den Verlust Deines Vaters. Ich weiß genau, wie sich das anfühlt – und das auch noch nach vergangener Zeit. Die Lücke bleibt – aber man lernt nach und nach damit zu leben.
      Und das, was Dich und Deinen Vater verbunden hat, die Liebe zwischen Euch, bleibt für immer!

  4. Liebe Uta, ich glaube, wir alle blicken mit gemischten Gefühlen auf das vor uns liegende Jahr. Wird es uns wieder Frieden bringen, werden wir gesund bleiben? Die Sterne unseres persönlichen Glücks liegen oft bei uns selbst, auch wenn unser Weg manchmal sehr hart und steinig ist und wir daran verzweifeln.
    Ich möchte Dir noch einmal sehr für Deine achtsamen Beiträge danken und schicke Dir liebe Neujahrsgrüße, Gabi :-))))

    • Liebe Gabi,
      die Zeiten sind wahrlich unsicher und man selber kommt sich fast seltsam vor, wenn man dennoch den Optimismus in sich spürt. Ich mag weiterhin an Frieden, die Liebe und Menschlichkeit glauben – denn wenn ich das aufgebe, hat das Übel gewonnen und das möchte ich auf gar keinen Fall! Und wie Du so treffend schreibst: es liegt in uns selbst – und es ist so schön zu lesen, wie viele Sterne des Glücks Du in Dir trägst!

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