Ein buntes Jubiläum

Wisst Ihr, woran man erkennt, dass man „alt“ ist?

Wenn man beim Ausfüllen eines Internetformulars bei der Geburtsjahreszahl ganz schön lange nach unten scrollen muss…

Wenn die Jugendschutzbeauftragte der Klinik meiner Ausbildung auf meine Station kommt, einen Blick auf mich wirft, einen Lachanfall bekommt und meint: „Na, zu IHNEN muss ich ja nun wirklich nicht!!!“

oder…

Wenn man wie ich am letzten Wochenende ein echtes Jubiläum feiert – in meinem Fall war das 25 Jahre Abitur…

So, wie es da jetzt schwarz auf weiß auf meinem Bildschirm steht, zucke ich bei der Zahl schon wieder zusammen! Ich meine, das muss man sich mal auf der Pupille zergehen lassen – vor einem viertel Jahrhundert bin ich mit meinem Abi-Zeugnis fröhlich pfeifend aus der Schule gehüpft – die Zukunft lag verheißungsvoll vor mir, ich war zu allem bereit (und zu deutlich weniger zu gebrauchen) und natürlich gefühlsmäßig unsterblich…

Wenn man dann mal so rekapituliert – klar, es ist wirklich unglaublich viel passiert in den 25 Jahren danach: Studium, Einstieg und Ausbildung in die Radiomoderation, Umzug auf die Insel Juist, wo ich 16 Jahre gelebt, meine beiden Kinder bekommen und mit dem Schicksal gekämpft habe, dann vor einem Jahr der Wechsel zurück aufs Festland, in dem ich mich noch befinde, neue Ausbildung… da war schon ganz viel Leben drin in diesen 25 Jahren. Viel Buntes, viel Schwarzes, viele vergossene Tränen, viele dazugewonnene Lachfalten…

Und dann der Abend selber: ich war mit im Organisations-Team und etwa 45 von damals 125 Mitschülern sind unserem Ruf gefolgt und kamen in unsere frühere Stammkneipe. Es wurde viel erzählt, man fiel sich in die Arme und tanzte auf die Musik, auf die es einen schon als Teen nicht auf den Stühlen gehalten hatte.

Vieles war „so wie früher“ – und vieles doch ganz anders… denn auch, wenn ich an diesem Abend des Öfteren zu hören bekommen habe: „Ach die Uta – sofort erkannt… hast Dich ja gar nicht verändert!“ – man ist (zumindest innerlich) ein anderer Mensch geworden – zum Glück, kann ich von mir sagen!

Denn auf meine Veränderungen – und das innerlich wie äußerlich – bin ich stolz. Alles im Leben hat irgendwo seinen Sinn. Auch die Gräben, Schlaglöcher und Felsbrocken auf dem Weg – denn das Überwinden davon, das Hüpfen über die Hindernisse, bringt einen weiter – das bloße Laufen nicht…

 

10 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Hallo Uta, ja da hast du wohl Recht. Wir verändern uns alle, innerlich und natürlich auch äußerlich. Schicksalschläge brennen sich ins Herz und manchmal auch deutlich in Falten. Auf einiges in meinem Leben hätte ich gerne verzichtet, auf manches auf gar keinen Fall. Ich bin ruhiger geworden, meine Werte haben sich verschoben (früher auf jeden Fall Action heute lieber gesund😜) meine Wünsche sind bescheidener und ich zufriedener. Ich habe meine Familie und Freunde die zu mir stehen, ein kleines aber gemütliches Dach über dem Kopf und ich kann noch hüpfen.👍🏽

    • Stimmt, liebe Claudia – aber ist es nicht auch klasse, wenn man seine Falten dann im Spiegel anschaut und genau weiß, warum man sie hat? Und dann eben darüber lächelt und ganz belustigt darüber ist, welchen Aufstand man früher wegen solcher Kleinigkeiten veranstaltet hätte… 🙂

  2. Das hast Du schön geschrieben. Ich denke, jede Erfahrung, ob positv oder negativ, prägt unser Leben und mit den Jahren wird man bei vielem gelassener, als in jungen Jahren.
    Schön sind Menschen, die einem immer wieder aufhelfen, wenn man gefallen ist, ohne etwas dafür zu verlangen.

  3. Liebe Uta,
    oh wow, 25 Jahre Abi… Beim ersten Lesen dachte ich, „Mann, das ist aber lange her!“ Bis mir einfiel, dass ich 1994 Abi gemacht habe und mir dieses Jubiläum somit im nächsten Jahr bevosteht 😀
    Ich mag solche Feiern: Zu sehen, wie andere und man selbst sih verändert haben oder halt eben auch nicht. Zu erkennen, dass man – trotz aller Weiterentwicklung und Reife, aller erlebter Höhen und Tiefen – zumindest für einen Abend nahezu nahtlos an die Zeit mit 19 Jahren anknüpfen kann und genauso albern, bescheuert, verrückt und ausgelassen feiern kann. So, wie du es beschreibst, scheint ihr das auch gemacht zu haben. Forever young 😉

  4. Liebe Uta, ja wir haben uns schon ganz schön viel, aber irgendwie auch gar nicht verändert (zumindest die, die da waren). Wir alle haben so viel in unserem Leben erlebt, was uns zu dem gemacht hat, was wir jetzt sind. Aber ich war erstaunlicherweise bei keinem völlig überrascht, was er so von seinem Leben erzählt hat. Es hat immer irgendwie zu der Person gepasst, die man von früher kannte 😊 Auch bei Dir finde ich es nicht völlig überraschend, dass Du jetzt eine Ausbildung machst in einem Beruf, der immer irgendwie Dein Traum war, wie Du mal geschrieben hattest. Du warst für mich in der Schule jemand, der immer wieder das gemacht hat, was vom Bauchgefühl das richtige war, auch wenn jeder andere einen anderen Weg gewählt hätte.
    Es war ein toller Abend, der sehr viel Spaß gemacht hat. Vielen Dank nochmal für Deine Mitorganisation!

    • Witzig, wie Du mich einschätzt…. stimmt schon: ich bin recht oft meinen Weg gegangen und nicht den breiten der Anderen. Weiß zum Beispiel noch bei unserer offiziellen Abiturfeier: alle waren ganz schick mit kurzen Röcken, Blusen, hochhackigen Schuhen usw. Uta hatte ein lila-schwarzes Hippie-Gewand mit Bömmeln und Espandrillas an… 🙂
      Hab ich gerne gemacht, das mit organisieren – und es war schön, Dich zu sehen!

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