Nachdem ich dann also zumindest in der Theorie meinen ursprünglichen Platz in meiner Familie gefunden hatte, habe ich mich dran gemacht, auch einen solchen für Johannes in meinem Leben zu finden.
Es war und ist mir ungeheuer wichtig, meinem zweiten Bruder immer mehr den Raum neben mir zu geben, der ihm einfach zusteht und den er verdient hat. Ich versuche, Gefühle für ihn zu entwickeln und ihn immer mehr in mein Dasein einzubeziehen.
Der erste Schritt dabei – und das hat mir niemand gesagt, dass ich das tun soll, das kam so aus mir heraus: ich habe mich hingesetzt und mir buchstäblich „ein Bild von meinem Bruder gemacht“. Da ich zum einen nicht besonders gut zeichnen kann und zum anderen eben auch nichts malen wollte, was vielleicht ganz anders gewesen wäre oder auch ist, habe ich Johannes eher als eine Art Schattenfigur mit Engel-Anteil dargestellt. Dieses Bild steht nun in diesem schönen Rahmen in meinem Schlafzimmer und ich lächle ihm ganz oft zu, wenn ich vorbeihüpfe.
Eines Tages – wenn ich Johannes vielleicht ein wenig besser kennengelernt habe – werde ich bestimmt noch mal ein Bild von ihm machen – wo man ihn noch besser erkennt. Aber dieses erste bedeutet mir schon ganz viel… denn in ihm spüre ich eine schöne Energie, eine geschwisterliche Bindung und ich bin ganz fasziniert, dass man auch mit einem Menschen, der ja streng genommen nie richtig auf der Erde gelebt hat, so etwas haben kann…
Das Thema wird mich – und dann zwangsläufig auch Euch 🙂 – sicherlich noch weiter beschäftigen… ich habe dazu noch so einige Gedanken im Kopf, die demnächst in die Tasten fließen werden.
Nun wünsche ich Euch aber erstmal ein wunderbares Wochenende mit ganz viel Sonnenschein – im Herzen und davor…
Liebe Uta,
danke für Deine Offenheit und dass Du uns alle teilnehmen lässt.
Was ich mich die ganze Zeit frage: Wie steht Dein anderer Bruder zu Johannes? Er hat doch damals sicher miterlebt, wie sich die ganze Familie auf dieses Baby gefreut hat und dann die Leere danach…
Ich wünsche Dir und Euch allen auch ein tolles Wochenende.
Liebe Grüße
Inge W.
Liebe Inge,
bisher war Johannes nie ein großes Thema in unserer Familie – er wurde niemals Tod geschwiegen, aber so richtig beschäftigt – damit habe ich nun begonnen. Mein Bruder wird von seinem Tod auch nicht sehr viel mitbekommen haben – er war damals erst 2 Jahre alt. Aber ich werde ihn bei unserem nächsten Treffen, welches im Sommer glücklicherweise ansteht, mal danach fragen.
Danke auch für die Offenheit in diesem Blog. Mir gibt dieser Blog auch ganz viel.
Schön das es Euch alle gibt.
Schönes sonniges Wochenende.
L. G. Irmtraut
Ach, wie schön, liebe Irmtraut! Etwas Schöneres kann man mir zu meinen Geschichten ja gar nicht sagen… !!!!
Liebe Uta,
Ich empfinde Deine Offenheit und vor allem Dein Vertrauen, Deine Gedanken mit uns zu teilen, als etwas ganz Besonderes. Danke dafür! Obwohl ich nicht in einer vergleichbaren Situation bin, kann ich gut verstehen, wie wichtig es Dir ist, Deinen Bruder Johannes „bei Dir“ zu haben, ihm Raum zu geben.
Ebenso wie Inge bewegt auch mich die Frage, wie Deine Familie, Dein großer Bruder, aber vor allem Deine Eltern versucht haben, mit dem Verlust von Johannes umzugehen und ihm einen Platz unter Euch zu lassen!?
Dir und allen hier liebe Grüße und ein sonniges Wochenende!
Liebe Gabi,
vielen Dank für Deine lieben Worte – freut mich so sehr, was Du über meinen Blog empfindest!
In Sachen meines Bruders, der beim Tod von Johannes 2 Jahre alt war: siehe meine Antwort auf Inges Frage…
Meine Eltern gehen mit dem Thema sehr offen um – haben um ihre Trauer aber wohl so eine Art Schutzmantel gelegt – das trifft es am besten. Ich habe ihnen aber erzählt, dass ich Johannes nun mehr und mehr in mein Leben hole – und das hat sie gefreut.
Das Bild von Deinem kleinen großen Engelbruder ist sehr tief und schön und ich kann wirklich seine Ausstrahlung spüren. Dadurch, dass Du uns allen von Johannes erzählst, wir über ihn nachdenken und Du uns sogar sein Bild zeigst, holst Du ihn aus der geistigen Welt irgendwie ein bisschen runter auf diese Erde und gibst ihm eine Existenz mitten unter uns. Ich fühle es zumindest so und es fühlt sich für mich gut und richtig und schön an was Du da machst, liebe Uta! DANKE!
Das freut mich, liebe Lydia – und ich empfinde das wohl auch so: es ist gut und richtig so!
P.S. …..und als Du die Namen für Deine beiden Kindern ausgewählt hast, Uta, da hast Du ja vielleicht auch schon Deinen großen Bruder für sie als “Paten” eingesetzt, oder ?!!
Ehrlich gesagt: ich habe das wohl eher unterbewusst so gewählt… beide Kinder sollten einen Namen mit „J“ bekommen – das ich dabei bei beiden eine andere Form von Johannes genommen habe, wurde mir erst später so richtig klar. Umso mehr freut es mich jetzt!
Liebe Uta,
ich finde es ganz großartig, wie du Johannes einen Platz in deinem Leben gibst. Ich könnte mir gut vorstellen, dass manch einer das befremdlich findet, vor allem, weil ihr euch in diesem Leben nie kennenlernen durftet. Umso toller, dass du einfach nur deinem Gefühl folgst!!
Oh, es gibt so einiges, was ich getan oder gedacht habe – und so manch anderer fand das befremdlich….! 🙂
Bei meinem Bruder ist es mir einfach ein Bedürfnis – und ich finde, ich übertreibe es dabei ja auch nicht, sondern rücke nur ein ganz klein wenig beiseite… das ist nämlich reichlich Platz! 🙂