Treffender Ausdruck

Man sagt mir ja (ich denke zu Recht) ein sehr sonniges Gemüt nach, ich habe oft gute Laune und „nerve“ meine Umwelt mit hartnäckiger Fröhlichkeit. 🙂

Aber natürlich gibt es auch in meinem Leben dunkle Momente – oft auch tiefschwarz. Am Samstag Abend war es wieder mal da – ich weiß, dass auch die lieben Hormone da eine große Rolle bei gespielt haben: ich hab mich plötzlich einsam gefühlt, unwichtig, nutzlos – und dazu kam, dass am 15. Juli der 3. Todestag meines Vaters war. Die Tränen liefen, der Schmerz in der Herzgegend wurde immer größer – bis ich mich in die Arme meines Mannes geflüchtet habe.

In solchen Momenten steigt immer ein Ausdruck in mir hoch, den meine Mutter zu solchen Gelegenheiten immer zu mir gesagt hat:

„Na, hasse n arm Deer?“

Ich bin mir leider nicht sicher, ob das so richtig geschrieben ist – und kann das auch gar nicht wörtlich übersetzen. Aber ich will versuchen, es zu erklären: wenn man n arm Deer hat, dann kommt einem alles doof war, man ist (teilweise vielleicht auch grundlos) traurig, man tut sich selber auch ein bisschen leid und man lässt seinen Gefühlen freien Lauf.

Mir hilft dieser Satz letztendlich immer ein wenig, aus dem tiefen Loch wieder raus zu krabbeln, denn es er verbindet für mich eine Prise Selbstironie mit mütterlichem Verständnis. Der Satz hat mir damals wie heute immer gezeigt: Ja, das kenne ich, das habe ich auch – das tut weh, aber das geht vorbei! Und das ganz ohne: Jetzt stell Dich mal nicht so an…!

Ich höre den Satz mit der Stimme meiner Mutter, muss unter Tränen lächeln und weiß: sie versteht mich!

14 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Ja denn Satz kenne ich, bei uns im Westerwald sagt man: Häste dad arme Dier. Übersetzt hast du das arme Tier. Erklären kann ich den Satz auch nicht, aber meine Mama hat ihn auch immer gesagt, wenn ich schon mal so einen traurigen Tag hatte.

  2. In Köln bedeutet „Dat ärme Dier han“ einen melancholischen/depressiven Zustand der aber auch wieder vorbei geht.

    • …..ja, ☺️in Köln kann man dat ärme Dier auch kriejen. Wenn Frau schon absehen kann, dass sie ein/e best. Situation, Ort etc für sie deprimierend sein könnte.
      ärme Dier = Weltschmerz!!!
      – fänd ich OK
      =Katzenjammer?
      – näääh,
      zuwenig Leid und
      Schmerz

  3. Liebe Uta, oh ja das kenne ich. Aber grundlos traurig ist man nicht, glaub ich.
    Wenn der Staudamm der Tränen bricht hat sich eben vieles aufgestaut was man „im Kleinen“ verdrängt oder nicht zugelassen hat. Ich hab das auch in Abständen, aus dem Nichts heraus. Bei Musik, Bilder anschauen, Gerüche, Erinnerungen die an die Gemeinsamkeit erinnern. Du hast Deinen Marcus der Dich in den Arm nimmt und tröstet, das ist ein großer Schatz (ja M. ist groß😂)
    das hab ich nicht mehr. Dann fühlt man dasAlleinsein besonders, die Nähe, Vertrautheit. Ich heule einen Streifen, und versuche mich selbst aus dem Loch zuziehen. Du trauerst immer noch, auch wenn Du glaubst es muss langsam besser werden, nein besser wird es wohl nie, aber es tut weniger weh. Ich bin ja eigentlich auch kein Jammerlappen, aber manchmal eben doch schwach. SchickeDir ein gaaanz dicken Drücker💋❤️

    • Dass hast Du sehr gut gesagt, liebe Elli – man ist wohl tatsächlich nicht grundlos traurig, sondern lässt eher dann das raus, was sich schon länger aufgestaut hat!
      Und dass ich mein Leben lang trauern werde, das weiß ich bereits und akzeptiere es voll und ganz! Es gehört wohl einfach dazu, wenn man jemanden verloren hat, den man von ganzem Herzen geliebt hat! Wer wüsste das besser als Du!🧡💗

  4. Uta, mur ging es gerade am Donnerstag so. Ich bin aufgestanden und habe gesagt, nur geht es heute gar nicht gut. Warum konnte ich nur ahnen. Rolf hatte seit Tagen Probleme. sehr heftige Nachwirkungen einer Antibiotika Behandlung und es ging ihm im wahrsten Sinne des Wortes sch….. und das hat uns beide sehr geschlaucht. Ich musste dann einen Geburtstagsanruf mitteilen ex Kollegen tun, der nach Oldenburg gezogen ist. Da hatten wir viel zu erzählen und auch zu lachen. Hat mir echt gut getan und danach ging es mir auch besser. Wünsche dir alles Gute

    • Erstmal: ganz liebe und von Herzen kommende Genesungswünsche für Rolf!
      Kann das sehr nachvollziehen, dass es einem mit-nicht-gut geht, wenn es dem Partner bescheiden geht… und wie schön, dass man Dich an dem Tag aufmuntern konnte!

  5. Liebe Uta, Deine Mama hätte Dich ganz bestimmt verstanden, weil sie es sicherlich zigmal erlebt hat und auch wusste, dass wir Frauen „et ärme Dier öfters han“, als unsere Männer in Familie und Freundeskreis. Es ist wahrscheinlich tatsächlich – wie Du ja auch vermutest – den weiblichen Hormonen zuzuschreiben, die uns sensibler machen. Zum Glück geht diese melancholische Phase schnell wieder vorüber und unsere „Seelensonne“ kommt zum Vorschein. :-)))

    • Oh ja, meine Mutter hat mich bestimmt oftmals gut verstanden – auch, wenn diese Generation durch Krieg usw. ganz anderes gewohnt und ziemlich abgehärtet war.
      „Seelensonne“ ist ein sehr schönes Wort – das werde ich mir merken, ich Wort-Sammlerin! Danke, liebe Gabi!

  6. Liebe Uta, ich danke dir von Herzen für deine Zeilen. Mir ging’s am Wochenende wie Dir und sie kamen für mich zur rechten Zeit. Zu wissen, dass man nicht alleine in diesem Jammertal ist, auch wenn ich viel lieber von dir fröhlich -hüpfend -schreibend – was höre, tat mir gut. Du hast mir aus dem Herzen gesprochen.Danke Danke Danke für dein Wundervollsein.
    Heute haben sich die Regenwolken wieder verzogen und die Sonne lächelt, ich hoffe auch bei Dir.
    Ganz herzliche Grüße aus dem Schwarzwald
    Astrid

    • Das freut mich sehr, dass ich Dir aus der Seele schreiben konnte und Du Dich dadurch vielleicht auch nicht so alleine mit Deinem Kummer gefühlt hast, liebe Astrid!
      Und ja – ich bin auch lieber fröhlich hüpfend – aber wie Du schon schriebst: das geht eben nicht immer und zum Seelenhimmel gehören eben auch manchmal ein paar Wolken – dann können wir auch die Sonne noch mehr genießen! Ganz liebe Grüße, Du Liebe!

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