Kindliche Reaktion

Wenn ich Zeuge einer dieser typischen Supermarkt-Kassen-Situationen bin, in der das kleine Kind sich wutentbrannt auf den Fußboden schmeißt, weint und brüllt, weil es sich nichts von der verlockenden Süßigkeiten-Ansammlung in den Regalen aussuchen darf, dann verspüre ich immer zwei Gefühle in meinem Herzen, die fast gleich stark sind:

  1. Mitleid mit der Mutter, die sich bestimmt angesichts der Menschen um sie herum, genauso schämt, wie ich es seinerzeit stets getan habe, wenn ich das gleiche Problem mit meinem Nachwuchs hatte
  2. Mitleid mit mir selbst – und das sollte ich vielleicht genauer erklären…

Den zweiten Punkt könnte man auch eher mit einem Empfinden des Neidisch-seins umschreiben – nämlich neidisch zu sein auf diesen kindlichen Tobsuchtsanfall. Kinder beherrschen sich nicht mit aller Mühe, sind nicht immer höflich, ballen keine Faust in der Tasche, lächeln trotzdem, sind der Klügere und geben nach. Kinder hauen einfach raus, was ihnen auf der Seele brennt – und es ist ihnen herzlich gleichgültig, was die Anderen dann von ihnen denken.

Manchmal – wenn das Supermarktregal des Lebens mir nicht das gibt, was ich so gerne hätte, wenn ich enttäuscht bin von der Ausbeute des Schicksals-Einkaufswagens, weil mir der Inhalt gerade echt nicht schmeckt und ich mir wirklich, wirklich, wirklich so gerne etwas anderes ausgesucht hätte – dann würde ich auch gerne so reagieren.

Ich könnte mir denken, dass eventuell alleine diese Vorstellung schon ein bisschen Dampf ablassen könnte: sich selber innerlich zu sehen, wie man brüllend und stampfend einen kleinen Rumpelstilzchen-Tanz aufführt – ich finde diese Vorstellung durchaus anziehend. 🙂

4 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Liebe Uta, du beschreibst dieses Verhalten sehr treffend.
    Wir sollten eigentlich immer das kleine „Ich“ mitnehmen auf unsere Lebensreisen und uns quasi „klein“ im Gepäck haben.
    Ich konnte schon so manches Mal über mich selber schmunzeln, wenn ich einen Wutanfall oder einen sehr dicken Dickkopf hatte, wo die kleine Martina ausbrach.
    Das macht aber gar nichts, hin und wieder auch mal Kind zu sein und einfach rauszulassen, was wir empfinden.
    Tut auch mal gut.

    Von daher gute Reise und ruhig Blut.

    Liebe Grüsse nach Hamburg

    • Da gebe ich Dir vollkommen Recht – meine kleine Uta bricht sich ja glücklicherweise auch immer mal Bahn und ist herzlich Willkommen! Manches Mal würde ich mir sogar wünschen, sie würde es noch viel öfter gegen mein Erwachsen-Ich schaffen!

  2. Liebe Uta! Ich finde, gerade unsere Emotionen, die wir auch zeigen dürfen, lassen uns menschlich sein. Sicher werfen wir uns nicht wutentbrannt in der Öffentlichkeit auf den Boden, wenn Zorn und Enttäuschung in uns brodeln. Aber ein Ventil zum ordentlichen Dampfablassen muss sein, wenn der Ärger so richtig in uns hochkocht, denn Verdrängen macht auf Dauer sicher krank.

    Ich halte es so: „unschuldige“, ahnungslose Mitmenschen möchte ich nicht mit meinem Wutanfall plätten und lasse deshalb erst zuhause meinen Emotionen freien Lauf. Ein großes, knuffiges Couchkissen kennt das schon nicht anders und muss dann tüchtig Prügel einstecken. Danach fühle ich mich grenzenlos „erleichtert“, bin sogar froh, dass ich meinen Zorn einfach so verpuffen lassen kann. Wenn ich dann grinsend vor meinem Kaffee sitze, ist alles wieder gut. :-)))

    • Ja, die gute alte Kissen-Prügel-Methode… !!!! Die ist immer wieder gut, liebe Gabi! Gerne nehme ich ansonsten ja auch die Im-Auto-auf-einsamer-Landstraße-Schrei-Methode… die geht auch stets hervorragend!

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.