Das war Sylt für mich

Um es vorweg zu nehmen: Sylt ist wunderschön, breite Strände, schmucke Häuser, tolle Restaurants, unberührt scheinende Landschaften. Besonders beeindruckt haben mich wirklich historische Gebäude aus dem 17. oder 18. Jahrhundert, die entweder großartig restauriert waren oder den Zahn der Zeit und ihren Charakter mit Fassaden-Stolz präsentiert haben. Und die absolute Sauberkeit überall – ich habe nirgendwo Müll rumliegen sehen, alles sah so blank geputzt aus wie das Lächeln der Kellner.

Und da sind wir auch schon ein bisschen beim „aber“…

Ich beginne allerdings mal der Reihe nach:

Der erste Tag Sylt und die erste Begegnung mit meiner Nordsee – endlich!!! Wie ich im Ganzen hat da auch mein Herz nur noch gehüpft.

Und das auch noch bis zu unserem letzten Abend…

Mit diesem Meer verbindet mich einfach eine ganz tiefe Liebe – an seinem Saum zu stehen, mich von seinen Wellen umspülen und begrüßen zu lassen, seine Weite und die sich ständig verändernde Unendlichkeit zu spüren, das erfüllt mich jedes Mal mit einem inneren Frieden, den ich nirgendwo sonst so fühle.

Und das war auch auf Sylt so. Auch diese Insel hat meine Seele berührt – ein neuer wirklicher Seelenort ist es aber wohl nicht geworden. Kann es aber fairerweise auch gar nicht, habe ich mittlerweile festgestellt: mit Juist verbindet mich soooo viel, so viel eigene Kindheit, so viel eigene Geschichte, so viele Gefühle, Erinnerungen und Alt-Vertrautes – wie soll da ein neuer Ort mithalten?

Da ist es kein Wunder, dass mir auf meinen Tagen auf Sylt vieles oberflächlich vorkam – vom zwischenmenschlichen Geplänkel des vermeintlich oder sichtbar-deutlichem Klientel der Insel mal abgesehen. Ich war und bin Sylt-Neuling – ich hoffe, wieder mal hinfahren zu können. Und meine geliebte Nordsee wiederzusehen.

Denn vielleicht ist das einfach der Kern der Sache: es braucht keinen neuen Seelenort – so lange ich immer mal wieder an die Nordsee darf, um mit salzigen Füßen zu hüpfen!

21 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Liebe Uta, Du bringst es auf den Punkt, Altvertrautes ist nicht ersetzbar, es bleibt immer…ganz ganz drinnen und auch die Sehnsucht danach. Aber das Leben ist ja bekanntlich Bewegung und offen für Neues sind wir ja, lach, hüpf. Es ist auch eine Bereicherung; und eine gewisse Bestätigung dafür, dass das Alte nicht längst überholt oder verbraucht ist. Alles Liebe Dir

    • Genau, liebe Martina – eine gesunde Mischung macht es wohl, wie so oft im Leben: den Sinn für seine eigene Geschichte, liebe Erinnerungen und das Bewahren von wertvollem Altem und daneben eine kindliche Neugier auf Neues und Lust auf Veränderung

  2. Liebe Uta.
    Selten hat mir jemand so aus der Seele gesprochen.
    Dein Blog ist toll und ich freue mich immer wieder drauf.
    Danke und mach bitte weiter so.
    Ganz liebe Grüße
    Tanja

  3. Liebe Uta, so in etwa hab ich‘s mir gedacht. Aber Hauptsache, Du warst am Meer. Und irgendwann wirst Du wieder nach Juist fahren, die Wunden heilen sicher nicht, aber die weniger schönen Lebensphasen verblassen und Du kommst wieder dort an. LBG Elli

    • Ja, liebe Elli… Hauptsache, ich war an meinem Meer! So sehe ich das auch! Ob es tatsächlich noch mal Juist für mich werden kann – man wird es sehen. Ich gebe mir da einfach Zeit und das fühlt sich einfach richtig an.

  4. Hallo Uta
    Ich freue mich das du ein paar schöne Tage am Meer hattest.
    Auch mich verbindet vieles mit Juist. Besonders die Sturmflut 1962, die ich dort als 13-Jährige in einem Kindererholungsheim erlebt habe.
    Ich kenne alle Ostfriesischen Inseln und auch Sylt, und für mich ist Juist auch immer noch mein Töwerland, eben die schönste Sandbank der Welt.
    Sylt ist mir zu groß, zu mondän, zu viele hässliche hohe Gebäude.

    • Wow, die Sturmflut 1962 – das müssen wirklich sehr eindrückliche Erinnerungen sein!
      Die großen Gebäude, gerade in Westerland, fand ich auch ganz schön scheußlich… Bausünden gibt es leider allzu häufig, aber auch wirklich tolle alte Häuser.

  5. Naja, Sylt ist halt (wie viele deutsche Nordseeinseln 😉 ) völlig überbewertet und was zum Beispiel Westerland angeht, hat es den „Charme“ der ausgehenden 70ern.
    Begüterte Menschen gibt es zudem an der südlichen ausländischen Nordseeküste mehr als auf Sylt, nur da wird nicht so ein Bohei drum gemacht, sondern man lebt und genießt einfach „klassenlos“. Und im Sommer steht morgens beim Bäcker der Maserati mit Staubschicht neben dem Twingo mit Beulen.
    Bei Regen entsteht kein Inselkoller und vor allem kann man wo man will an den Strand oder in die Dünen und kein Herr im Häuschen will eine Kurkarte sehen.
    Sauber ist es zudem genauso wie auf Sylt und die Anreise ist schlichtweg einfach, man fährt einfach spontan an die Küste und die Erholung beginnt.
    Und weite endlose Strände mit Café direkt am Strand gibts kostenlos dazu und vor allem fast keine dummes Zeug schwätzende Menschen…

    Eigentlich darf man es gar nicht weitererzählen 😉

    • Na, das klingt aber wirklich gut!!!!! Vielen Dank für Deine tollen Tipps! Kannst Du einen Ort besonders empfehlen? (Ich verrate es auch nicht weiter! 🙂 )

      • Zum Thema „Sylt“ möchte ich an alle, die es bereits kennen oder noch besuchen wollen, einen Tipp für etliche amüsante Lesestunden geben! Zwar nur leichte Kost ohne hohen Anspruch, aber ehrlich und prickelnd wie Brausepulver.

        Die gebürtige Sylterin Susanne Matthiessen ist Journalistin und befasst sich u.a. mit gesellschaftspolitischen Entwicklungen. In ihrem sehr unterhaltsamen, auf wahren Begebenheiten beruhenden Roman „Ozelot und Friesennerz“ nimmt sie ihre Leser mit zurück in ihre Sylter Kindheit in den 70ern. Es ist eine große Liebeserklärung an Sylt, aber durchaus auch mit berechtigtem kritischen Unterton. Humorvolle klasse Unterhaltung!
        (Ungekürzte Ausgabe im Ullstein-Taschenbuch)

        Auch ich finde, dass unsere Inseln, Sandbänke und Küsten völlig überbewertet werden. Klar: Meer ist mehr, man erholt sich gut. Aber das Preis-Leistungsverhältnis stimmt schon lange nicht mehr und nicht selten drängt sich das ungute Gefühl auf, dass der Gast nur noch als willkommene „Melkkuh“ gesehen wird. Echte Herzlichkeit und Gastfreundschaft bleiben mittlerweile häufig auf der Strecke, schade!

        • Vielen Dank für den Buchtipp – werde ich mir mal anschauen!
          Ja, die lieben Preise auf den Inseln… das ist tatsächlich ein Thema für sich, denn oftmals fehlt dann tatsächlich die Herzlichkeit, mit denen man das Geld mit leichtem Herzen ausgeben würde… Nichtsdestotrotz mag ich es einfach, auf einer Insel zu sein – das hat für mich emotional und psychisch ganz viel Gehalt.

    • Das beschriebene Buch kenne ich und fand es auch sehr amüsant.

      Als „Melkkuh“ habe ich mich bei meinem letzten Juist-Urlaub gefühlt. Das war vor 15 Jahren noch völlig anders!

  6. Uta, ich sage immer, man muss 2 x am gleichen Ort sein. Das erste Mal nimmt man alles auf. Das zweite Mal sieht man es mit anderen Augen und oft dann verliebt man sich unter Umständen. So ist es mir schon oft gegangen. Bei juist war es anders. Wir kannten nur Langeoog und kamen nach Juist und haben gleich gesagt gefällt uns besser.

    • Juist ist da tatsächlich anders: entweder man liebt es (und dann sofort) oder man kann damit nichts anfangen. Bei allen anderen Orten gebe ich Dir recht – da sollte man gerne mehrere Chancen geben.
      In Barcelona war ich allerdings auch SOFORT vollkommen verliebt

      • Habe meine gesamten Kindheits und Jugendurlaube auf Juist verbracht. Es sind meine kostbarsten Erinnerungen.

        Eine neue Liebe (doppelter Sinn) führte mich nach Langeoog. Dort fand auch unsere Hochzeit statt.
        Diese Insel ist für mich zum zweiten Seelenort geworden.

        • Liebe Elisabeth,
          Langeoog kenne ich nur von einem einzigen Aufenthalt – da war ich allerdings noch Teenager, ist also demnach schon eine Weile her. Wäre auch noch mal eine Reise wert…

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