Nah am Wasser gebaut

Schon immer – so erzählen es auch meine Eltern – bin ich ein sehr emotionaler Mensch gewesen. Bereits als Baby und Kleinkind konnte man meinem kleinen Gesicht sehr deutlich ansehen, was ich gerade gefühlt habe und ich war auch stets sehr offen darin, diese darüber hinaus lautstark und intensiv kundzutun.

Auch jetzt bin ich gefühlstechnisch ein sehr offenes Buch – meine Mimik habe ich nicht unter Kontrolle. Im Poker würde ich jedenfalls sowas von versagen, denn bei einem guten Blatt würde ich strahlen wie ein Honigkuchenpferd und bei schlechten Karten würde man mir die Verzweiflung auch sofort ansehen.

Das ist eben so eine Sache, wenn man so vollgestopft mit Gefühlen ist, das Herz ständig überläuft mit Freude, Begeisterung, Traurigkeit, Genervtheit, Glück, Liebe, Zweifeln usw. – man hat es ja innerlich nicht im Griff, wieso sollte man es dann nach außen haben?

Und was mir dabei immer mehr auffällt: genauso wie es völlig unmöglich ist, einen ordentlichen Lachflash zu unterdrücken (dann wird es nämlich nur noch schlimmer: hatte ich öfters, als ich noch als Radiomoderatorin gearbeitet habe. Wenn mein Nachrichtensprecher dann noch einen Witz gerissen hatte, 10 Sekunden bevor ich das Mikrofon wieder anmachen musste… 🙂 ), so wenig kann ich auch immer weniger gut Tränen zurückhalten, die in mir hochsteigen.

Vielleicht liegt es daran, dass die Seele durch die vielen Erfahrungen, Erlebnisse, Eindrücke und Emotionen, die sich in ihr anhäufen, immer empfindlicher wird. Ich bin jedenfalls mittlerweile echt nah am Wasser gebaut, wie man so schön sagt. Es gibt immer mehr Dinge, die mich zu Tränen rühren, die mich emotional so an triggern, dass meine Augen feucht werden und ich weinen muss: weil sie mein Herz berühren, weil sie mich traurig machen oder eben total glücklich.

Ich finde das nicht schlimm – aber dann doch so erwähnenswert und auffällig, dass ich Euch das erzählen möchte. Geht es Euch denn ähnlich – oder ganz anders?

Ich wünsche Euch einen tollen Start in die Woche – don´t forget to hüpf!

8 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Als empfindsamer Mensch seine Emotionen wirklich zu spüren und auch zeigen/leben zu können, finde ich wunderbar und keineswegs auffällig. Ich bin dankbar, diese Gabe von Kindesbeinen an zu haben.
    Klar, manchmal wirkt es auf nicht empathische Leute oder solche, die eigene Emotionen bewusst unterdrücken, irritierend. Aber daran orientiere ich mich nie.

    • Ich wollte damit auch nicht sagen, dass besonders emotionale Menschen irgendwie „unnormal“ sind… 🙂
      Ich bin mir sic her, dass wir uns richtig verstehen – das tun wir ja immer 😉 – wollte es nur nochmal betonen! 🙂

      • Ja, das tun wir auf jeden Fall, und ich freue mich auch darüber! Mein dickes DANKE für Deine tollen Beiträge, so schön dass es Dich gibt!
        Es ist schade, dass der Begriff „nah am Wasser gebaut zu sein“ häufig von weniger empfindsamen Menschen abwertend benutzt wird. So auch die „Heulsuse“. Diese negativ behaftete Ermahnung musste ich mir als Kind häufiger anhören …… Wie Du aber siehst, habe ich keinerlei Schaden dadurch bekommen. :-))

  2. Mir geht das auch so. Wobei ich – bei mir zumindest – das Gefühl habe, dass das auch mit dem Alter/den Wechseljahren/den Hormonen zu tun hat.

    • Stimmt, Claudia… die Hormone spielen bei mir ganz bestimmt auch eine große Rolle. Hab eh immer das Gefühl, dass ich davon „zu viele“ habe… 😀

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