Der Blick nach vorne

Auf meinem Schreibtisch steht seit Anfang diesen Jahres ein Wochenkalender, bei dem ich nach 7 Tagen immer umblättern und ein weiteres tolles Motiv begrüßen darf, welches mich dann ein bisschen begleitet. Das besonders Schöne: es sind Postkarten, die man abreißen kann – ich liebe es ja, so etwas ab und zu mal zu verschicken und lieben Menschen damit einen kleinen Gruß und eine Alltagsfreude zu senden.

Als ich heute das neue Motiv aufgedeckt habe, hat es mich direkt angesprochen und mich zu diesem Artikel inspiriert:

Worte finden ja oftmals besonders tiefe Resonanz im eigenen Herzen, wenn man sie einen konkret betreffen, wenn man sich quasi „ertappt“ durch sie fühlt und denkt: hat man wahrscheinlich genau für mich so geschrieben.

Auch in diesem Fall habe ich das sofort so empfunden – denn wie viel habe ich in meinem Leben in der Vergangenheit festgesteckt wie in einem Sumpf – und je mehr ich darin herum gewühlt habe, desto tiefer bin ich darin versunken. Das Moor der Geschichten, die man durchlebt hat, hat uns geprägt, vielleicht für immer verändert, uns gelehrt und geformt – das ist gewichtig und bedeutend. Aber weiterhin darin zu strampeln und zu kämpfen hat zur Folge, dass man lediglich tiefer rutscht.

Ich kann für mich ganz persönlich sagen, dass ich in meiner Vergangenheit rückblickend sehr viel an mir gearbeitet, gekämpft und auch so manches mal verloren habe (wobei aufgeben nie zur Debatte stand!) – und ich habe lange Zeit gedacht: irgendwann musst Du das Alles doch mal aufarbeiten, wie man immer so schön sagt. Seit einiger Zeit denke ich aber anderes darüber: denn was soll das verändern? Dinge, die passiert und abgeschlossen sind, kann man auch „einfach“ zurücklassen, einen Schlussstrich ziehen und es ruhen lassen. Sicherlich dauert das – aber für mich war es letztendlich das Allerbeste, meinen inneren Frieden mit verschiedenen Themen zu machen. Bedeutet bestimmt nicht, dass ich mit diesem Prozess irgendwie fertig wäre – aber das wird man vielleicht nie. Wichtig sind die ersten Hüpfer in diese Richtung: in die Gegenwart und in die Zukunft. Denn dann nimmt man die guten Lehren aus der Vergangenheit in seinem Seelenrucksack mit und muss nicht mehr zurückblicken.

6 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Liebe Uta,

    ich bin ganz Deiner Meinung: weshalb in der Vergangenheit „wühlen“ und Altes immer wieder hoch holen. Lieber nach Vorne sehen und das Leben genießen.
    Ich bin total verärgert über die Therapeutin meiner Freundin, die die schrecklichen Erlebnisse meiner Freundin in jeder ihrer Therapiesitzungen immer wieder erneut „zur Sprache bringen will“. Das geht schon etwa 15 Jahre so! Natürlich kann die Therapeutin so dauerhaft Geld damit verdienen. Doch letztendlich ist das keine wirkliche Hilfe.
    Und die Krankenkasse zahlt…

    Liebe Grüße an Euch alle
    Inge W.

    • Liebe Inge,
      das kann ich natürlich gar nicht beurteilen, kenne Deine Freundin und ihre Geschichte ja nicht. Und meine Idee zu meiner Vergangenheit gilt sicherlich nicht für jede(n). Ich wünsche Deiner Freundin jedenfalls von Herzen alles Gute!

  2. Liebe Uta, das sehe ich auch so. Negative Erfahrungen werden uns nur dann weiterhin schwer auf der Seele liegen, wenn wir uns nicht aktiv damit auseinandersetzen können oder wollen. Das erfordert viel Mut und Kraft! Es ist nicht einfach, das Ruder umzulegen und einen noch vielleicht ungewissen Kurs in eine bessere Zukunft zu hüpfen. Aber indem man versucht, erst einmal loszulassen und nach vorne zu blicken, beginnt in meinen Augen bereits die Aufarbeitung. Es ist sicher hart, schlimme Geschehnisse als einen unabänderlichen vergangenen Teil des eigenen Lebens zu akzeptieren und sich ernsthaft einzugestehen, dass man es nicht mehr ändern und vorerst keine Gedanken mehr daran verschwenden kann, sondern die verbliebene Kraft Schritt für Schritt auf all das Ermutigende und Positive vor uns lenken möchte. Meist erkennt man mit der Zeit, dass die Schatten der Vergangenheit schrumpfen, uns nicht mehr einholen, ängstigen und verletzen können. Da gibt es dann plötzlich nichts mehr aufzuarbeiten, weil wir es längst losgelassen haben. Es ist eine Riesenerleichterung zu erkennen, dass es Lebenserfahrungen in endgültiger Vergangenheit sind und dass man daran gewachsen und stark für eine helle Zukunft geworden ist.
    Da tut es richtig gut, sich vor allem auch mal selbst an die Hand zu nehmen und anerkennend zu loben!!!

    Übrigens: alles schöne, glücklich bereichernd Erlebte lasse ich dagegen nicht mehr gehen, sondern gerne immer wieder in der Erinnerung Revue passieren, es bleibt wie ein Schatz in mir.

    • Liebe Gabi,
      jaaaaa – das „schöne“ Wort loslassen – das mag ich ja so gar nicht… hat aber auf jeden Fall etwas damit zu tun, dass es mein Thema ist… 🙂

      Ich gehe sogar so weit, dass ich auch das Negative meiner Vergangenheit wie einen Schatz behandle – nicht umsonst nenne ich den Ort, in dem ich die Erlebnisse eingeschlossen habe „meine innere Schatztruhe“. 🙂

      • Ja, ich verstehe gut, was Du meinst, liebe Uta! Schlimmste seelische Verletzungen und schwere Enttäuschungen kann man ja auch nicht „einfach so“ gedanklich für immer loslassen. Ein Teil Deines Lebens werden sie bleiben. Ich hab‘ da auch so ein Päckchen zu tragen und zu bewältigen. Aber im besten Fall verschiebt sich die Gewichtung so, dass die vergangenen Erlebnisse nicht mehr schmerzen und man „befreit“ damit umgehen kann.
        Hinzu kommt ja für Dich auch, dass Du die geliebte Heimat-Sandbank mit vertrauten Menschen verlassen hast, was doppelt schmerzhaft ist. Das allein ist schon heftig.
        Ich wünsche Dir von Herzen alles Liebe und Gute!!! :-))))

        • Ich danke Dir von Herzen, liebe Gabi! Und ja – ich merke immer mehr, wie die Gewichtung sich verschiebt und leichter und leichter wird… Das ist sehr gut, denn mit Ballast hüpft es sich nicht sehr gut! 🙂

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