Alte Spuren verfolgen

Gestern Abend (sehr spät – thank you for travelling with Deutsche Bahn – immer ein kleines Abenteuer!) bin ich von einem Trip in meine alte Heimat zurückgekehrt. Der eigentliche Grund war, meine älteste Freundin dort zu treffen – wir sind befreundet, seit wir 14 Jahre alt waren und haben alles miteinander erlebt/geteilt. Sie musste sich nach einer Krebserkrankung einer erneuten großen Operation unterziehen und ich habe sie am Tag davor ein wenig abgelenkt. (Es ist alles gut gelaufen…)

Ich bin dafür nicht in mein Elternhaus gegangen – das erzähle ich mal in einem anderen Artikel – sondern habe mich in einem Nachbarort einquartiert. Hier bin ich zur Schule gegangen und habe auch viel meiner Kindheit und Jugend dort verbracht – insofern war das Ganze auch mal wieder ein Ausflug in meine persönliche Vergangenheit.

Und wie das immer so ist, wenn man nach einiger Zeit an so eine Stätte zurückkehrt – vieles hatte sich verändert: in meiner alten Musikschule, in der ich musikalische Früherziehung genossen habe, befinden sich nun Räume des Deutschen roten Kreuzes, das Gebäude meiner ehemaligen Ballettschule wurde komplett abgerissen, das Restaurant, in dem ich noch mit meiner Mutter unsere standesamtliche Hochzeit gefeiert habe, hat zugemacht… Ich bin durch die so vertrauten Gassen geschlendert und diese Gefühlsmischung aus Nostalgie, Erinnerung, Verlust und dem Aufblitzen des inneren Kindes hat mich umspült wie eine große Welle.

Das Leben hat sich zu so großen, existenziellen Teilen geändert – ich selbst bin gefühlt ein anderer Mensch – deutlich älter, Mutter zweier fast erwachsener Kinder, mit so vielen neuen Erfahrungen, vielen Schrammen auf der Seele und neuen Menschen im Herzen – und das ist in solchen Momenten zunächst kaum mit der alten Uta vereinbar, die aber die alten Wege geht. Und dann stellt sich dieses Gefühl ein, dass da eben doch so vieles erhalten geblieben ist – dass ich das alles in mir trage. Dass natürlich so wichtige Menschen nicht mehr aktiv an meiner Seite sind, aber für immer an meinem Wegesrand stehen.

In dem Städtchen gibt es ein Haus, an dem schon seit Jahren die alte Fassade aufgemalt ist:

So fühlt es sich auch ein wenig an: meine Seele hat sich verändert, ist aus den Kinderschuhen rausgewachsen – doch die alte Fassade aus Erinnerungen bleibt dennoch stets sichtbar.

2 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Liebe Uta,
    mein Vater ist vor knapp vier Jahren gestorben, meine Mutter ist dement und lebt im Heim (leider geht es nicht anders). In meinem Elternhaus kann ich auch nicht mehr übernachten, wenn ich da in der Gegend bin. Da sind zu viele sehr negative Erinnerungen mit verbunden. Da übernachte ich lieber im Hotel. Aber schön ist es, wenn es einen Anlass gibt, meinen Bruder, meine Cousine oder andere Verwandte zu treffen. So ein Anlass findet sich immer wieder, ansonsten schaffe ich ihn.
    Ich verstehe Dich sehr gut.
    Claudia

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