Das andere Leben

In einem der traurigen Augenblicke nach dem Tod meines Vaters habe ich etwas zu meiner Mutter gesagt, was ich nun auch bei mir selber sehe und was ich gerne mit Euch teilen möchte:

In Zeiten wie diesen, wo man einen schmerzhaften Verlust erlitten hat (sei es eben ein geliebter Mensch, eine Freundschaft, eine Fähigkeit oder ähnliches) sollte man sich nicht damit unter Druck setzen, dass man sich an die veränderte Situation gewöhnt. Ich glaube viel mehr, dass es einem hilft und weiterbringt, wenn man die neue Lebenslage eben auch genau als solche annimmt – das Leben, das man gekannt hat, gibt es so einfach nicht mehr.

Das klingt natürlich schlimm und macht Angst: man ist ja immer bestrebt, an Altbewährtem, lieb Vertrautem und Sicherheit gebendem festzuhalten. Wenn das weg bricht, dann bringt einen das zunächst völlig aus dem Gleichgewicht.

Ich denke, dass einem dann wieder ein neuer Halt geschenkt wird, wenn man sich darauf einlässt, dass nun eben vieles anders ist. Wenn man den Glauben nicht daran verliert, dass man auch in dieser neuen Situation wieder glücklich sein kann.

Und ich bin mir sicher, dass es neben den traurigen Momenten, den Tränen um einen riesigen Verlust und des Vermissens, dem immer wieder kehrenden Schrecken darüber, dass man Vater tatsächlich körperlich gegangen ist, eben unvermindert die Liebe gibt. Und diese ist genau der Halt, auf den man bauen, sich immer verlassen kann – und der einen eines Tages (wahrscheinlich früher als man sich vorstellen kann) wieder hüpfen lässt.

10 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Liebe Uta ❣

    danke dafür, dass Du diese Zeit auch mit uns teilst.
    Trauer (egal wodurch ausgelöst) braucht ihren Raum und Zeit – und das ist ja ganz individuell, es gibt keine Norm (auch wenn sie hin und wieder geschrieben steht).
    Alle Gefühle sind gleichberechtigt und wollen angenommen und gefühlt werden.
    Mir fällt das auch oft noch schwer und ich höre mein inneres, kleines Kind mit dem Fuß aufstampfen und rufen „ich will das nicht!“
    Und ich verstehe das so gut. – zumindest noch besser, bei anderen Menschen 😉
    Ich übe mich immer wieder darin, auch mit mir selbst so viel Verständnis und Milde zu haben ❣ Das ist soooo wichtig.
    Und auch milde mit mir sein, wenn ich es gerade nicht milde mit mir selbst sein kann.
    Annehmen was gerade ist.
    Da gehts lang 🙏🍀

    Danke für Deine ❤ Impulse.
    Herzliche Grüße,
    Andrea

  2. Liebe Uta, ich stimme Dir voll zu! Die unabänderlich neue, wenn auch schmerzhafte Lebenssituation annehmen zu können, als Teil seines Lebens zu akzeptieren, gibt ja gerade wieder neuen Halt und eine Mut machende Lebensperspektive.
    Auch ich durfte erfahren, wie wichtig es ist, der Trauer so viel Raum und Zeit zu geben wie man braucht. Sich aber dabei nie „aus den Augen zu verlieren“, vor allem ganz bewusst, aber ohne Druck in die „neue Zukunft“ zu gehen, gibt die seelische Balance zurück.
    Das Altbewährte, lieb Vertraute und Sicherheit gebende – so empfinde ich es zumindest – ist nicht verloren, sondern vor allem nach der Zeit der Tränen für immer in uns spürbar. Ich finde, es ist gelebtes Leben, gehört zu uns und bleibt bei uns.
    So wie ein innig geliebter Mensch, der uns körperlich verlassen musste, den wir aber dennoch in der Erinnerung und unseren Gedanken wie selbstverständlich immer wieder eng bei uns haben und an unserem Leben teilhaben lassen, so wie er es sich selbst sicher auch gewünscht hätte.

    • Wieder mal sehr toll ausgedrückt, liebe Gabi! Finde es immer wieder beeindruckend, wie viele Gedanken Du Dir machst und wie bewusst Du durch dieses Leben hüpfst!

      • Liebe Uta, Deine wunderbar bereichernden Beiträge regen ja dazu an, durch jede Lebenssituation bewusster zu hüpfen, man kann gar nicht anders. Danke!

  3. Liebe Uta, wie schön und berührend du geschrieben hast.
    Ganz oft fallen mir Songs ein, wenn ich etwas höre, lese oder situativ bedingt angeregt werde.
    Hier ist es der schöne Song von Nana Mouskouri : Aber die Liebe bleibt 🎶
    Liebe Grüße von Dagmar

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