An sich denken = Egoismus?

Auf den Artikel gestern aufbauend, wo es um die ungute Seite des Wörtchens „wenn“ ging, die man sich gerne zu eigen macht, wenn man sich selber klein machen möchte und sich erzählt, was alles besser laufen würde, wenn man doch nur anders wäre, soll es heute mit einem ähnlichen Thema weitergehen.

Denn warum neigen wir überhaupt dazu, den wichtigsten Menschen in unserem Leben in Regelmäßigkeit in den Dreck zu ziehen? Warum tun wir uns alle so schwer damit, stolz auf uns zu sein – auf das, was wir bisher in unserem Leben geschafft, welche Ziele erreicht wurden, wie viele Menschen wir garantiert schon durch unser Dasein bereichert haben? Warum ist es uns eher unangenehm, wenn wir uns im Spiegel in die Augen schauen und einfach laut aussprechen, was nun mal Tatsache ist: „Ey, ich bin toll!“

Ich denke, weil unsere Generation zu einem solchen Denken erzogen worden ist. Das soll – um Gottes willen! – nicht heißen, dass unsere Eltern alles falsch gemacht haben und es „schuld“ sind, dass wir so wenig an uns glauben. Unsere Mütter und Väter haben einen sehr guten Job gemacht – die meisten haben den Krieg erlebt, kamen aus einer Vergangenheit voller Leid, Hunger und traumatischen Erlebnissen – und sind selber wahrscheinlich mit sehr strenger Hand von unseren Großeltern ins Leben geführt worden.

Meine Mutter zum Beispiel ist 1932 geboren, ihre Kindheit ist geprägt vom 2. Weltkrieg. Sie war die älteste von acht Kindern und wenn sie mir von ihren Erlebnissen erzählt und ich dabei spüre, wie sie ganz tapfer die schönen Seiten ihrer Vergangenheit betont, dann bin ich voller Bewunderung, welche tiefe Lebensfreude sie mir und meinem Bruder dennoch vermittelt hat.

Ich habe allerdings lange mit dem mütterlichen Erziehungsansatz kämpfen müssen. Wenn ich beispielsweise wegen Streitigkeiten mit Freundinnen traurig aus der Schule kam oder wenn ich Gedanken über mich geäußert habe, dann sagte meine Mutter immer diesen folgenschweren Satz zu mir: „Nimm Dich nicht so wichtig…!“

Aus heutiger Sicht – und weil ich viel an mir und diesen fünf Wörtern rumgeleuchtet, sie verflucht, bearbeitet und dann irgendwann umgedreht habe – weiß ich, dass meine Mutter ihn gar nicht so gemeint hat, wie er bei mir ankam: Ich denke heute, dass sie mir mehr Gelassenheit vermitteln wollte – nicht aus allem so ein „Drama“ machen, sich eben auf die schönen Seiten konzentrieren.

Blöderweise kam bei mir an: Ich soll mich nicht so wichtig nehmen, weil ich eben auch nicht wichtig bin…

Das eben nur als Beispiel, was so ein Gedanken-Weg – die Seelenfalle, in die man dann immer wieder auf dem Pfad zur Selbstliebe reinfällt – auslösen kann. Und das meine ich eben auch mit, wie Erziehung einen eben prägt.

Aber nun, wo wir alle „alt genug sind“, wo wir jeden Tag entscheiden können, glücklich zu sein – wo wir immer wieder die Abzweigung wählen können, auf die der Pfeil „Liebe“ hinweist, sollten die alten Stempel der Kindheit eben eine immer geringere Rolle spielen.

In diesem Sinne: Nehmt Euch wichtig….!!!! Und don´t forget to hüpf

Morgen werde ich diesen Gedankengang noch weiterführen – ich wünsch Euch bis dahin eine gute Zeit mit Euch selbst! (Ey, Ihr seid toll!!!!)

20 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Liebe Uta, danke für deine positiven Worte. Für mich war es ein langer Weg bis ich heute genauso denke wie Du. Ein gesunder Egoismus ist wichtig für unser Leben. Auch wenn manchmal ein Hauch von dem Negativen von früher aufkommt, kann ich es mit LIEBE bereinigen und das zählt. Ich freue mich schon auf morgen von Dir zu lesen. Ich wünsche Dir einen sonnigen Tag mit Dir , Du bist klasse .

    • Vielen Dank, liebe Susanne! 🙂
      So oft ist der Weg eben so steinig, weil wir falsche Glaubenssätze abgespeichert haben, die uns absolut nicht gut tun. Es ist sehr schwer, diese aus dem Kopf zu verbannen – so ganz gelingt es einem vielleicht nie… aber schon ein stückweit hilft auf jeden Fall zu mehr Leichtigkeit! Super toll, dass Du Dir das gelungen ist – das freut mich total für Dich! Auch Dir einen super schönen Susanne-Tag!

  2. Liebe Uta,
    Es ist schwer da raus zu finden was man eine Kindheit lang immer wieder gesagt bekommt. Es ist so in einem verankert. Aber man muss es anpacken und sich Stück für Stück hinaus buddeln, es klappt. Danke für deine Worte und ich freue mich dich morgen wieder zu lesen.
    Sonnige Grüße aus der Vulkaneifel ❤ Jessi

    • Da hast Du sehr Recht, liebe Jessi! Man hat mir das mal so gesagt, dass diese Glaubenssätze – gerade die aus der Kindheit – wie eine gut befahrene und ausgebaute Gedanken-Autobahn ist, die man ständig gefahren ist und die einem sehr vertraut ist. Schlägt man nun neue Gedankenwege ein, so muss man sich diese erst freischlagen (wie mit ner Machete), dann ist nach ner Weile ein Trampelpfad zu sehen, der aber schnell wieder zuwachsen kann, wenn man nicht aufpasst… Bis so etwas ein richtiger Weg ist – geschweige denn eine Straße… das dauert!
      Schön, dass Du hier bist und mithüpfst!

  3. Dem kann ich nur zustimmen, aber leider ist heutzutage genau das Gegenteil entstanden.Viele Eltern vermitteln ihren Kindern das sie die Prinzessin/der Prinz sind und was ganz besonderes, leider kommt das dann so an das die Kids so dermaßen von sich eingenommen und überzeugt sind das verwöhnte Menschen heranwachsen wo jeder von sich selber denkt er wäre was besseres als der Andere und dann nicht verstehen kann warum alle um ihn herum ihn nicht auf diesen Thron setzen.Zeigt so oder so herum , man muss sehr auf seine Worte achten und den Inhalt richtig vermitteln.

    • Ja, stimmt, liebe Pascale – und genau darum soll es morgen im Blog gehen. Super, dass Du schon die Steilvorlage geliefert hast! 🙂
      Geht es Dir besser? Oder immer noch krank? Wünsch Dir jedenfalls gute Besserung und schick n Drücker

  4. Doch wir sollten uns als jeder einzelne Mensch wichtig nehmen, uns lieben, an uns wachsen und unseren Körper und unsere Seele pflegen. Denn nur wenn es mir gut geht, als einzelner Mensch dann geht es auch meinem „Umfeld“ gut. Es gibt nichts wichtigeres als die Selbstliebe zu uns.
    Liebe sonnige Grüße von Langeoog sendet Dir
    Dani 🙂

  5. Auch ich habe diese Erfahrung machen müssen, das eigene Leben hinten angestellt und nur um andere gekümmert,lang hats gedauert bis es klick gemacht hat 🙂 nun geht sie ihren Weg und bleibt gerne Egoistisch im humanen Sinne versteht sich 😉 und mir geht es damit richtig gut.
    Lg

  6. Liebe Uta, ich hätte gern den Ankerherz_Beitrag zum Thema SONNENUNTERGANG kommentiert, aber ich bin dort (noch nicht!? 😋) angemeldet. Darf ich das hier einfügen?

    Oh wie schön beschrieben!
    Auch ich kenne das Gefühl. Manchmal merke ich, dass ich vor Ehrfurcht ‚vergesse‘ zu atmen. Unzählige Sonnenuntergänge habe ich an unterschiedlichen Orten auf Juist und meiner weiteren Lieblingsinsel Wangerooge fotografiert (könnte Daumenkinos zusammenstellen) _ und doch ist jeder Sonnenuntergang einzigartig. In jedem Moment.

    • Danke für den schönen Kommentar… irgendwie klappt das mit den Kommentaren noch nicht so beim Ankerherz. Ich bin aber sowieso morgen dort und werde dann mal nachfragen

  7. Mir ging es genauso wie DinDeern. Bin auch noch nicht angemeldet. Jedes Jahr nehme ich mir vor: keinen Sonnenuntergang, keine Wellen und keine Möwen werden fotografiert. Aber es soll einfach nicht klappen. Wenn wir im September auf Juist sind, ist der Fotoapparat sogar morgens im Brötchenbeutel dabei für einen schönen Sonnenaufgang.

    • Wenn ich das richtig verstanden habe, hat der Ankerherz die Kommentar-Funktion auch leider wieder einstampfen müssen, denn die rechtsradikalen Kommentare waren sofort wieder da und man sieht keinen anderen Weg… es ist echt schlimm!

  8. Wenn wir auf dem Weg, den wir zunächst mit der Machete und dann immer öfter ohne gehen das Wort Egoismus (von lateinisch ego „ich“ mit griech. Suffix -ismus) bedeutet „Eigeninteresse“ laut Wikipedia, was doch gar nichts mit der – mittlerweile gesellschaftlichen negativen – Bedeutung zu tun hat!!!) durch SELBSTFÜRSORGE ersetzen, dann geht sich der Weg viel leichter. Es ist spannend herauszufinden, wie wertvoll ICH bin, sich SELBST zu entdecken, was ja auch gar nicht bedeutet, nicht nach anderen zu schauen sonder AUCH AUF SICH SELBST …

  9. Liebe Uta, mal wieder ein toller Beitrag auf der Reise zu uns SELBST… Ich habe auch so Glaubenssätze tief verankert. Wenn ICH aus der Schule kam und von Ungerechtigkeiten berichtet habe, hieß es oft „Was war dein Beitrag dazu?“ Und jetzt möchte ich mich nicht als Unschuldslamm entschuldigend daneben stellen, aber als angepasst und brav erzogenes Mädchen fiel so ein Satz unter die Kategorie „was ist dein Schuldanteil?“ Das hat mich auch stark geprägt. So langsam komme ich aber dem ganzen Erziehungskonstrukt auf die Schliche 😉 und kann mich aus dieser „Schuldigkeit“ befreien. (Yeah!)
    So eine oben schon angesprochene Selbstfürsorge ist wunderschön, denn wer kann dies am Besten außer uns für uns(er) SELBST…

    • Ja, solche Reaktionen kenne ich von meiner Mutter auch. ich hatte immer das Gefühl, dass sie auf der Seite meines Streitpartners stand – und ich hätte sie doch dringend in meinem Rücken gebraucht.

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