Tränen sind kein Zeichen der Schwäche…

… sondern der Größe des Herzens!

Wenn man diesen Spruch wörtlich nimmt, muss mein Herz so groß wie ein Medizinball sein… 🙂 Ich würde nämlich schon mit Fug und Recht behaupten, dass ich ganz schön nah am Wasser gebaut bin. Es gibt viele Gelegenheiten, Gründe und Situationen, in denen mir die Tränen in die Augen schießen und dann auch überlaufen: eine berührende Geschichte, eine schöne Melodie, ein toller Text, ein warmer Augenblick, eine liebevolle Geste und so viel mehr. Ich weine aus Mitgefühl, aus Rührung, aus Trauer, aus Freude, aus Bestürzung, aus Hoffnung oder Hoffnungslosigkeit, aus einer Ohnmacht heraus, aus Begeisterung, aus Glück, aus Liebe, aus Wut – oder auch, wenn ich ganz doll lachen muss.

Und dabei gibt es so viele altbackene Glaubenssätze in Sachen Tränen, die wir wahrscheinlich alle kennen und schon des Öfteren gehört haben:

  • Du bist eine Heulsuse
  • Jungs/Männer dürfen nicht weinen
  • Hör auf zu flennen
  • Wenn man weint, ist man schwach

Was wir außerdem wahrscheinlich auch kennen, ist das Gefühl in einem, wenn man jemandem gegenüber steht, der weint. Man möchte das gerne stoppen, man möchte, dass es dem Anderen wieder gut geht – ich denke aber, dass es der Person wesentlich besser gehen würde, wenn er die notwendigen Tränen auch vergießen darf. Trocknet er diese, bevor sie geweint sind (zum Beispiel um die Glaubenssätze zu umgehen oder dem Anderen nicht zur Last zu fallen), dann sieht es von Außen nur so aus, als wäre es „wieder gut“.

Dementsprechend definiere ich für mich auch wirklichen Trost: es auszuhalten, dass es meinem Gegenüber gerade nicht gut geht und keine Ablenkung/Überlagerung anzubieten, sondern das Gefühl, einfach für den Anderen da zu sein und Halt zu geben. Sich wirklich mal ausweinen zu dürfen, ist so wertvoll – besonders in den Armen eines liebevollen und geduldigen Menschens.

Wie haltet Ihr das mit dem Weinen – oder mit den Tränen Eurer Mitmenschen?

Im nächsten Artikel erzähle ich Euch auf jeden Fall noch, auf welche Bereiche im Körper sich das tatsächlich ganz konkret auswirken kann, wenn man sich das Weinen immer wieder selber verbietet – ist echt spannend.

15 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Liebe Uta, danke für diesen immer wieder wunderbaren Artikel.

    Ich habe keine Tränen mehr und seit Jahren nicht mehr geweint. Aber in mir ist eine große Trauer.

    Habe nämlich genau diese Sehnsucht: sich in den Armen eines Menschen ausweinen….

    Liebe Grüße, Ute

    • Liebe Ute, ich wünsche dir ganz bald einen Menschen, der dich und deine Trauer mit offenen Armen empfängt und hält!

    • Liebe Ute,
      das tut mir in der Seele weh, wenn ich das lese und es tut mir so sehr leid für Dich! Gibt es nicht irgendetwas, was Dich doch mal in Tränen ausbrechen lassen würde und dann kannst Du es laufen und fließen lassen? Es würde die Situation nicht verändern, aber vielleicht innerlich in Dir einiges lösen…
      Von Herzen alles Liebe

  2. Liebe Uta, mir geht es genau wie dir und ich habe das Gefühl, je älter ich werde, desto eher bzw. desto mehr weine ich. Ob es vielleicht tatsächlich damit zusammenhängt, dass man/frau sich die Tränen jetzt (noch) eher erlaubt? Ich weiß es nicht. Ich wundere mich gleichzeitig oft, dass andere so wenig weinen – gleich aus welchem Grund.
    Im letzten Spanien-Urlaub hat eine liebe Freundin für die für mich allerschönste Situation im ganzen Urlaub gesorgt: Wir zwei haben so unglaublich und aus vollem Halse gelacht, dass wir schier nicht mehr aufhören konnten … Uns liefen irgendwann die Tränen vor Freude über die Wangen – und unsere Männer haben sich nur angeschaut und sich irgendwie mitgefreut, aber nachvollziehen konnten sie das Ganze, glaube ich, nicht wirklich. Warum wir so gelacht haben, weiß ich nicht mehr, ich weiß nur, dass es wunderschön war. Im Erwachsenenalter gab es zwei Menschen in meinem Leben, mit denen ich lachen konnte, bis wir bisweilen – sorry, fürs Detail 😉 – im wahrsten Sinne des Wortes in die Hose gemacht haben … Meine Mutter und meine beste Freundin und da beide leider nicht mehr auf dieser Erde sind, war es ein Riesengeschenk nach Jahren mal wieder so etwas Wundervolles erleben zu dürfen!!! Glücklich wie die Kinder …

    • Liebe Melanie,
      ja, ich habe einen ähnlichen Eindruck – dass es mit zunehmendem Alter auch immer mehr Tränen gibt, quasi parallel. Hat vielleicht zu Deinem Gedanken auch noch was mit den lieben Hormonen zu tun.
      Und vielen Dank für Deine tolle Beschreibung des Lachflashs! 😀 So was ist absolut Gold wert!!!!!!! Ich liebe es

  3. Und vor lauter Begeisterung über meine Erinnerung an die so schöne Situation bin ich jetzt gar nicht mehr eingegangen auf den anderen Aspekt: Ja, ich bin auch der Meinung, dass es sehr wichtig und hilfreich ist, wenn man die Tränen, Trauer und Verzweiflung von jemand anderem aushält und einfach für diesen Menschen da ist. Glücklicherweise durfte ich selbst schon oft die Erfahrung machen, dass ich nicht allein bin, wenn es eng wird. Und dafür bin ich unendlich dankbar!

  4. Liebe Uta, ich glaube, wir sind uns recht ähnlich, auch die Melanie, zumindest, was das betrifft. Ich bin sehr nah am Wasser gebaut, aus ähnlichen Gründen wie du das beschrieben hast. Zur Zeit ist das wegen persönlichen Dingen besonders extrem. Manchmal versuche ich mich zurückzuhalten, um andere Menschen nicht zu überfordern. Oft geht es aber nicht anders, dann müssen die Menschen eben dadurch. Danke für deinen Artikel. Tut gut, dass ich damit nicht alleine bin. Was die Ute betrifft, finde ich das sehr traurig, wenn man nicht mehr weinen kann. Ich wünsche der Ute , dir und allen alles Gute. 😘

    • Tränen zu unterdrücken ist nie eine gute Lösung, liebe Claudia! Liest Du dann auch in meinem nächsten Artikel… also Taschentücher an die Macht! 😉

  5. Eine Ergänzung noch, was die andere Seite betrifft. Einmal habe ich vor Jahren erlebt, dass mein Bruder mir gegenüber geweint hat. Ich konnte damit besser umgehen, als wenn er wie sonst meistens sehr distanziert ist. Ist wohl ein Selbstschutz.

  6. Tränen reinigen die Seele und können eine befreiende Wirkung haben.
    Ich finde weinen wichtig und menschlich; ob Mädchen, Junge, Frau oder Mann…und keiner sollte sich dafür schämen müssen.
    Ich persönlich bin dabei lieber allein und nicht unter Menschen, (ich kann schlecht Gefühle zeigen und zulassen) aber leider kann man das auch nicht so steuern, wie man möchte, denn je nach Situation kullern die Tränen ungewollt und plötzlich. Und jeder sollte dafür Verständnis haben und weinen nicht mit Schwäche gleichsetzen.
    Freudentränen aber sind die schönsten!

    • Dass Du lieber alleine weinen möchtest, liebe Bettina – das kann wohl jeder verstehen! Ist auch lange bei mir eine absolute Vertrauenssache gewesen – mittlerweile kann und möchte es auch vor Anderen nicht zurückhalten

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