Der Trauer- und der Lebensweg

Wie schon des Öfteren erwähnt: ich glaube nicht an Zufälle. Ich denke, dass alles – oder zumindest vieles – einfach passiert, weil es so geschehen soll. Weil sich das Leben etwas „dabei denkt“ – auch, wenn man ganz oft eher kopfschüttelnd und verständnislos vor der Situation steht. So manches macht auch erst hinterher für einen selber Sinn – oder es erschließt sich einem nie so richtig. Aber selbst daraus kann man lernen und damit wachsen, wenn man es einfach als gegeben annimmt.

Und immer mal wieder passieren ja auch Dinge, die dann ziemlich deutlich zusammenpassen: Ich habe vorgestern Nacht von meinem verstorbenen Vater geträumt. Ein sehr präsenter und prägender Traum, der mich nach dem Erwachen ziemlich beschäftigt hat. Weil so schönes sonniges Winterwetter war, bin ich dann zu Fuß losgezogen, um jemandem ein Geburtstagsgeschenk in den Briefkasten zu werfen. Auf dem Weg bin ich an einer großen Mauer mit einem breiten Tor vorbeigekommen – habe ich schon ganz oft gesehen und bin immer achtlos dran vorbei. Jetzt – ohne vier Räder unter mir und viel Zeit in mir – habe ich mal genauer hingesehen und bemerkt, dass es ein großer Friedhof ist. Da ich ja solche Stätte eh gerne mag, weil sie Stille, Unendlichkeit und so etwas wie angehaltene Zeit ausstrahlen, bin ich hinein gegangen.

In der Mitte dieses Friedhofs gibt es einen See – und um dieses Gewässer hat der Hospizverein Hamburger Süden e.V. einen Erinnerungsgarten angelegt. Dieser beinhaltet parallel zwei Wege: den Trauer- und den Lebensweg mit jeweils fünf Stationen (beim Lebensweg: Säen, Wachsen, Blühen, Welken, Vergehen und beim Trauerweg: Verdrängen, Wut, Verhandeln, Schwermut, Annahme – was ja auch die fünf Gefühlsebenen sind, die die bekannte Sterbeforscherin und Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross so für den Prozess des Sterbens umschrieben hat). Wenn man den See also umrundet, stößt man immer mal wieder auf kleine Skulpturen, Bänke, Lauben und Steine, auf denen passende Sinnsprüche zu den jeweiligen Stationen zu lesen sind.

Allein, dass man hier aus einem meiner absoluten Lieblingsbücher zitiert, hat mein Herz ja ganz weit gemacht.

Und doch echt spannend, dass mir im Traum der Tod begegnet und der Tag mir dann die Möglichkeit schenkt, mich damit noch einmal auf so eine wertvolle Art auseinander zu setzen…

10 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Hallo Uta,
    ich lese immer sehr gerne deine Worte.
    Ich höre sie regelrecht.
    Ich glaube auch nicht an Zufälle und daher hat dieser Beitrag für mich wieder super gepasst.
    Danke ☺️ dafür.
    Liebe Grüße aus Köln
    Nadja 🌻

    • Liebe Nadja,
      was für ein schönes Kompliment – und Bild: stelle mir vor, wie Dir eine imaginäre Uta die Artikel quasi vorliest – und was für eine tolle Vorstellung, dass Dir dies angenehm ist! Das freut mich sehr und ist mir eine große Ehre!
      Ganz liebe Grüße zurück ins wunderbare Köln!

    • Liebe Uta, ich möchte Dir ganz und gar zustimmen, denn sehr oft fügten sich Situationen und Erlebnisse wie von selbst ohne mein Zutun. Obwohl oder gerade weil ich mich meist an Fakten orientiere, bin ich dennoch fest davon überzeugt, dass es sich nicht um Zufälle handeln kann.

      Und ja, bei meinen Besuchen empfinde ich Friedhöfe meist nicht als beklemmend trauerschwere Orte, sondern mit ihren liebevoll geschmückten Gräbern tatsächlich als Gärten herzenswarmer Erinnerungen. :-)))

      • Liebe Gabi. Ich empfinde es oft als echt tröstenden Gedanken, dass es etwas/jemanden gibt, der die Geschicke leitet, der sich etwas dabei „denkt“ – das es also einen tieferen Sinn gibt. Das macht doch einiges auch weniger schwer und „aushaltbar“…
        Und Deine Empfindungen in Bezug auf Friedhöfe teile ich ebenfalls ganz und gar!

  2. Liebe Uta, ich empfinde es ganz genau so! Wie (im besten Sinn) tröstend und beruhigend ist es doch zu spüren, dass unsere Lebensregie nicht immer nur bei uns allein liegt. Dass man auch einmal entspannt „lockerlassen“ und nicht alles „schaffen/können/sich beweisen“ muss. Ich geb’s gerne zu: das schenkt mir ein echt warmes Bauchgefühl!!! :-))))

  3. Bei mir zieht es sich durch mein Leben, dass ich bei verschiedenen Erlebnissen erst mal am Boden zerstört war und sich später herausgestellt hat, dass das Ganze für irgendwas gut war. Daran halte ich mich immer fest, oder versuche es zumindest, wenn mal wieder was Schlimmes passiert ist.

    • Ja, solche Erfahrungen kenne ich auch, liebe Claudia! Ich denke, letztendlich ist (fast) Alles für irgendetwas gut – manchmal erschließt es sich uns aber einfach nicht… oder erst sehr viel später

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