Als Energiebündel, „Macher-Frau“, Uta-Dampf-in allen-Gassen und „Wibbelmors“ habe ich mir schon ganz oft anhören dürfen, dass ich mehr auf mich achten sollte, dass ich auf mich aufpassen muss, dass ich mich nicht übernehmen darf. Das sind alles sehr gut und lieb gemeinte Worte von meiner Familie, von meinen Freunden und Menschen, denen ich eben etwas bedeute. Ich war schon immer eine Grenz-Gängerin – ich erkenne also eigentlich ganz gut, dass ich mich selber mal stoppen sollte, dass ich mich auch mal bremsen dürfte – und mache dann trotzdem noch etwas weiter.
Insofern haben die Personen Recht – oftmals ist mir mein Handeln aber auch erst richtig bewusst, wenn ich richtig erschöpft bin oder mir mein Körper sehr deutliche und handfeste Zeichen gibt. Insofern habe ich in der Vergangenheit auch schon die ein oder andere Präventivmaßnahme ausprobiert: Selbstfindungskurs, progressive Muskelentspannung, Yoga, Familienaufstellung, Jin Shin Jyutsu und verschiedene Arten von Lebenstrainings.
Was ich immer irgendwie ausgeklammert habe, war das Meditieren. Mein vorurteiliger Gedanke dabei war immer: Dein Kopf ist so voll, Dir schießen so viele Themen oft gleichzeitig durch, dass Du Dich damit teilweise selber überholst – wie soll ich da minutenlang still sitzen und im besten Fall an NICHTS denken?!?
Nun flatterte aber ein krankenhausinternes Fortbildungsangebot in mein Email-Fach: ein kostenloser MBSR-Kurs. Das ist die Abkürzung für Mindfulness Based Stress Reduction und bedeutet auf Deutsch: Stressreduktion durch Achtsamkeit. Entwickelt wurde das Ganze vor rund 30 Jahren von dem Molekularbiologen Jon Kabat-Zinn an der University of Massachusetts, und zwar auf der Grundlage der buddhistischen Achtsamkeitsmeditation. Als Trainingsprogramm für den Geist verbindet es meditative Übungen in Ruhe und Bewegung mit Ansätzen aus der modernen Psychologie und Stressforschung.
MBSR-KURSE SIND BESONDERS GEEIGNET FÜR ALLE MENSCHEN (und da sind Punkt 1 und 2 für mich entscheidend):
- die nach effektiven Möglichkeiten der Stressbewältigung in ihrem täglichen Leben suchen,
- die körperlich erkrankt sind und/oder unter psychischen und/oder psychosomatischen Beschwerden leiden,
- die einen aktiven Beitrag zum Erhalt ihrer inneren Ausgeglichenheit und Gesundheit leisten möchten.
MBSR ist dabei für eine ganze Reihe von körperlichen und psychischen Faktoren belegbar sehr wirksam. Das Verfahren kann Einfluss haben auf Blutdruck und das vegetative Nervensystem. Körper und Geist beruhigen sich. Gleichzeitig nimmt man Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen besser wahr. Die Übenden können wieder Einfluss nehmen auf den eigenen Zustand.
Morgen geht es los – acht Wochen lang jeden Dienstag Nachmittag und einen ganzen Samstag lang werden wir eingeführt in die Techniken und ich bin sehr gespannt. Und was soll ich sagen: quasi als Vorbereitung hab ich mir im Vorfeld eine Meditations-App runtergeladen und es schon mal eine Woche lang ausprobiert. Es ging wesentlich besser, als ich dachte – zumal es ja gar nicht darum geht, alle Gedanken zu verdrängen/zu verbannen, sondern sie eher nicht zu bewerten, gnädig mit sich selber und einfach zu sein.
Habt Ihr Erfahrungen mit dem Meditieren?
Ja, hab‘ in jungen Jahren völlig überarbeitet einen Grundkurs absolviert. Wollte mir anfangs natürlich auch beweisen, wie toll und „mit links“ ich das schaffe. Mit dieser dummen Einstellung bin ich erst einmal grandios gescheitert. Es hat ein Weilchen gedauert, bis ich „verstanden“ habe, dass ich mit einem unbedingten „Ich will das jetzt hinkriegen“ nie erholsam zur Ruhe und bei mir wieder ankommen kann, aber dann!
Längst bin ich auf die klassischen Meditationsübungen nicht mehr angewiesen, weil mit zunehmenden Jahren endlich viel gelassen/ruhiger geworden. Mittlerweile bin ich glücklich tiefenentspannt in Wald, Natur und unserem geliebten Garten. Im Winter tanke ich Ruhe und Kraft, indem ich mir ganz bewusst lesend, träumend, etwas Leckeres genießend wohltuende Auszeiten „nehme“ und es hilft!
Ja, Meditation und Ehrgeiz – das passt nicht so recht zusammen… 🙂
Ich bin mal sehr gespannt, wie es bei mir so läuft. Glücklicherweise verspüre ich ja auch seit einiger Zeit mehr Gelassenheit – hätte nie gedacht, dass ich auch mal soweit komme. Zumindest rege ich mich nicht mehr so schnell auf wie früher!
Liebe Uta, ich habe mit den Jahren die Erfahrung gemacht, dass ich zwar noch immer „die Welt neu erfinden“ will, aber dies mit deutlich mehr Geduld, Gelassenheit und Wohlwollen. Und — das tut mir sehr gut!
Das klingt ja auch einfach unglaublich gut!!!
ja, Zen Meditation im Franziskanerkloster in Dietfurt, habe ich mal im Jahr des Todes meiner Mutter gemacht. Es ging mir aber mehr um die Schweigewoche.
Im Alltag habe ich es nicht mehr wiederholt, obwohl ich mit dem Wunsch, neben der Berufstätigkeit auch noch ein anderes ausgefülltes Leben leben wollend, immer mal wieder nach mehr Balance suche.
So eine Schweigewoche find ich ja auch immer spannend, liebe Sabine! Wer weiß – vielleicht mache ich das auch mal…
Eine Bekannte hatte nach ihrem einwöchigen Klosteraufenthalt nur Positives zu berichten. Zu Beginn fiel ihr als quirlig-fröhliche und kommunikative Frau die Eingewöhnung an das durchstrukturierte gemeinsame, aber rund um die Uhr schweigende Miteinander (Andachten, Essen im Speisesaal usw.) schwer. Bis sie spürte, dass solch ein „schweigender Gleichtakt“ ungeheuer befreiend und heilend sein kann. Was sie zuerst „nur“ aus Neugierde anstrebte, wurde bei weiteren Besuchen zu einem ersehnten „Sich-Wieder-Selbst-Finden“.
Wow, das klingt wirklich toll! Eine liebe Freundin von mir, die leider schon vor vielen Jahren verstorben ist, hat das auch regelmäßig gemacht und kam jedes Mal ganz „beseelt“ zurück.