Duftende Erinnerung

Als ich letztens gegen Abend eines der warmen Sommertage mit offenem Verdeck meines kleinen Autos nach Hause gefahren bin, fuhr ich sozusagen mitten rein in meine Kindheit.

Denn an einer Ampel blieb ich stehen und ein unverkennbarer Duft waberte in meinen Wagen, hüllte mich ein wie eine kuschelige Decke und ich hab kurz die Augen geschlossen und die kleine Uta früher bei einer ihrer Lieblingsbeschäftigungen gesehen: Verstecken spielen im Maisfeld und ab und zu einen unreifen Kolben abpflücken und mit klopfendem Herzen abknabbern. Neben der Straße stand ein derartiges großes Feld und die Sonne des Tages hatte den Früchten der langen Stängel wohl einen dicken Anschubser in Sachen Reifung gegeben – dieser intensive Geruch des Maifeldes war echt ein toller Erinnerungs-Flashback.

Ich kehre ja gedanklich immer wieder gerne in meine Kindheit zurück, die gefühlt aus endlos dauernden Sommertagen und soviel spielen, dass es für mehrere Leben reichen würde, bestand. Noch heute liebe ich es an der frischen Luft zu sein – egal, bei welchem Wetter. Denn auch meine Kindheit über war ich von morgens bis abends draußen – außer, ich musste so lästige Dinge wie Schule erledigen. Es galt, meine kleine Welt jeden Tag aufs Neue zu erobern und zu erkunden. Und manchmal, wenn ich besonders unter Druck stehe, dann reist meine Seele in ein Maisfeld und spürt wieder diese Freiheit und das Gefühl, Zeit und Glück im Überfluss zu haben.

14 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Und mir, wenn ich nächstes Jahr hoffentlich endlich wieder auf Mallorca den Duft der sonnengewärmten Pinien einatmen darf … DER Geruch schlechthin für mein Kinderglück und die Erinnerung an schier unendlich scheinende wundervolle Ferien mit meinen Eltern in einem kleinen Dorf, in dem wir alle Drei für immer unser Paradies gefunden haben …
    Aber jetzt aktuell freue ich mich erst mal wie Bolle auf den salzigen Geruch der Nordsee, auf den Wind in den zerzausten Haaren, das Kämpfen gegen eben diesen auf dem Fahrrad und das Toben im Wasser … Völlig selbstbestimmt in den Tag hineinleben und tun wozu wir Lust haben … – unglaubliche vier Wochen Holland warten auch meinen Mann und mich, ich kann es kaum fassen, denn so Gott will, wird das ab Ende nächster Woche wahr :)))) !!!
    Ich wünsche allen hier noch ein paar möglichst leichte und fröhliche Sommerwochen, Melanie

    • Boah, was für ein tolles Vorhaben, liebe Melanie! Vier Wochen Glückszeit am Meer – das klingt großartig und nach etwas, was Du sowas von verdient hast! Ich wünsche Dir wunderbare 4 Wochen!

  2. PS: Wir haben hier auch viele Maisfelder, aber mir ist noch nie aufgefallen, dass die duften. Werde ich jetzt unbedingt mal drauf achten!!

  3. Wenn ich Mitte Oktober nach Juist fahre, hoffe ich auf wenigstens ein bisschen Sturm.
    Der Geruch des Meeres und das Rauschen der Wellen erweckt bei mir immer die Erinnerung an die Sturmflut im Februar 1962, die ich dort als 12-Jährige erlebt habe.
    Damals war man sicher der Gefahr nicht wirklich bewusst, alles nur ein großes, tolles Abendteuer.
    Unser Aufenthalt dort war einiges länger als vorgesehen. Die inselbahn konnte wegen des Hochwassers einige Zeit nicht fahren

    Das Erlebnis damals i war der Grund, als erwachsene Frau wieder jedes Jahr wenigstens einige Tage auf Juist zu verbringen.

  4. Wahnsinnig gerne erinnere ich mich immer wieder an die Düfte meiner Jugendzeit: heiße Sommertage im Freibad, wir legten unsere Handtücher dicht an dicht, hörten die Hitparade rauf und runter und benutzten in der Clique natürlich alle dieselbe Sonnenmilchmarke. Am Büdchen gab es tatsächlich hausgemachten Kartoffelsalat mit Bockwurst sowie Käsekuchen (alles wie von Oma), „fruchtig-freche“ Kaubonbons und kleine Tütchen mit gesalzenen Erdnüssen. Zuhause gab mir mein Duschgel das (so wurde es in der Werbung versprochen) „Gefühl grenzenloser Freiheit“. Die Marke gibt es noch, aber leider nicht mehr diesen frischen unwiderstehlichen Duft. Ich würde mich damit gerne hin ind wieder in meine unbeschwerte Jugendzeit beamen

    Meine geliebte Mama verwöhnte uns mit ihren Kochkünsten. Sie zauberte auch gerne einen herrlich fluffigen Griespudding, mit Eigelb, Eischnee und Butter darin. Drum herum Erdbeeren aus dem Garten, die gezuckert ordentlich Saft gezogen hatten. Hinterher gab es lecker belegte knusprig-frische Bauernbrotscheiben mit Eistee. Es war für uns Kinder ein kleines Paradies, wenn wir abends zurück vom Schwimmen (noch mit viel Chlorgeruch in der Nase) draußen am Esstisch versammelt alle Leckereien mit Heißhunger verputzten. 

    Dann selbst Mama habe ich das immer gerne unseren Kindern gezaubert und mich über deren Begeisterung gefreut. Auch bestimmte mediterrane Düfte und Aromen des Südens versetzen uns hier zuhause selbst im tiefsten deutschen nasskalten Winter augenblicklich zurück in die sommerlich heitere Gelassenheit der Provence. Es macht einfach glücklich! :-)))

    • Liebe Gabi, ich sitze hier fast schon sabbernd 😉 , weil deine wundervollen Beschreibungen mir schier das Wasser im Munde haben zusammenlaufen lassen … Herrlich, wie du all diese Genüsse beschreibst!!!

  5. Und ich habe gerade die typischen Freibad Geräusche dazu im Kopf, bei denen die Körper entspannt zwischen den einzelnen Beckenzeiten in der Sonne aufgewärmt wurden, dieses Tiroler Nussöl immer als Balsam von irgendwo her geweht kam…und man einfach nix musste, außer vllt. bald aufs Neue ins Wasser hüpfen. Meine Mutter hat an solchen Tagen auch auf uns daheim gewartet – heute Frage ich mich, was sie so in der Zeit gemacht hat, die Stille genossen?

    • Tja, was tun Mütter so, wenn sie mal Ruhe haben?!? Interessante Frage – ich kann sie nicht beantworten, obwohl ich ja selber Mama bin… ein echtes Phänomen!!!!!! 😀

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