Eine innere Waschmaschine

Es geschah am Freitag Abend – ich möchte da überhaupt nicht näher drauf eingehen und die eigentliche Geschichte hier nicht weiter ausbreiten: aber ich bin da ziemlich erniedrigt und gedemütigt worden (und das augenscheinlich auch recht bewusst) und meine Klamotten, die ich an dem Tag anhatte, sind dabei beschmutzt worden.

Kein Thema – ich hab ja eine gut funktionierende Waschmaschine, da hab ich die Kleidung am Samstag morgen reingestopft, Waschpulver hinzugefügt, das Gerät seinen schleudernden Job machen lassen und die Kleidungsstücke dann auf unserer Terrasse hübsch in die Sonne gehängt.

Als ich da dann mit einem dicken Pott Kaffee so saß und der nun wieder sauberen Wäsche beim Trocknen zugeschaut habe, kam mir folgender Gedanke…

Äußerlichkeiten lassen sich meist relativ einfach wieder reinwaschen, säubern, putzen und polieren – an meiner Kleidung ist durch den Waschgang nichts mehr von dem Vorfall zu erkennen, zu riechen oder spüren. Der Vorfall hat ja aber auch – wie das immer geschieht – vielmehr etwas mit meinem Inneren gemacht. In meinem Keller steht allerdings keine Seelen-Waschmaschine.

In keinem Haushaltswarenladen erhält man Poliertücher für seine Gefühlswelt, keinen Schrubber für sein Gedankengut und kein Reinigungsmittel für gemachte Erfahrungen. Den „Dreck“, den eine unschöne Geschichte im Inneren zurücklässt, wird man wesentlich schwerer wieder los.

Zum einen hilft es dabei dennoch, erstmal die sichtbaren, beschmutzten Äußerlichkeiten zu reinigen – auch das hat schon eine kleine symbolische Heilung des Inneren zur Folge. Und dann nutze ich meine Seelen-Säuberungs-Methoden:

  • darüber reden – glücklicherweise kann ich das wunderbar mit meinem Mann und habe großartige Freunde, die wirklich zuhören und einfach da sind
  • meinen Fokus auf die schönen Dinge legen, das Gesicht in die Sonne halten, Musik auflegen, die mir gut tut, einen Spaziergang durch den Wald machen oder mich im Spiegel angrinsen
  • das Geschehene für mich noch mal aufschreiben, um es schwarz auf weiß vor mir zu sehen und es dadurch eventuell buchstäblich besser zu begreifen
  • den Vorfall durchdenken, von allen Seiten beleuchten, mich auch in das Gegenüber hineinversetzen – und im allerbesten Fall daraus zu lernen
  • und dann weiterhüpfen…

13 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Liebe Uta,
    ich kenne solche Geschehnisse leider nur zu gut und sie passieren immer wieder. Du hast das in Deinem Beitrag sehr schön geschrieben und ich bin auch immer wieder froh, Menschen zu haben, mit denen ich dann darüber sprechen kann. Nur leider sitzen manche Erlebnisse trotzdem wie ein Stachel tief im Inneren und ich würde mir wünschen, die Menschen, die so etwas verursachen, dass sie einmal in ihrem Leben selbst spüren, wie sich sowas anfühlt…..dann würden sie (hoffentlich) damit aufhören, andere zu verletzen und zu demütigen. Die Kunst ist es aber auch, wie Du so schön schreibst, weiter zu hüpfen und ich freue mich jedes mal, wenn Beiträge von Dir zu lesen sind, die einen aufmuntern, Freude bereiten, Trost spenden, gute Laune machen usw. usw. usw. usw.
    Liebe Grüße,
    Bettina

    • Ja, liebe Bettina – manche Erlebnisse brauchen wirklich sehr, sehr lange, um verarbeitet zu werden. Und vergessen kann man sie wohl nie.
      Freu mich im Gegensatz darüber, dass es hier so wertvolle, achtsame Menschen wie Dich gibt – das ist echt toll!

    • Liebe Ellie,
      hab ich ja schon geschrieben – ich möchte das Geschehene nicht weiter ausführen. Mir ging es ja auch vor allem um den Umgang anschließend und nicht um den Vorfall als solchen.
      Mach Dir keine Sorgen, ist alles gut!

  2. Was auch immer Dir passiert ist, ich wünsche mir, es geht Dir wieder gut. Während ich das gelesen habe, kam der Gedanke „daüber reden“, und dann hast Du es ja auch als hilfreich geschrieben. Manchmal habe ich auch einiges zu verarbeiten, habe aber gsd den besten Arzt der Welt, dem ich immer eine Mail schicken kann, egal, was gerade geschehen ist. Das ist ein riesiges Glück.

  3. Ach Uta.
    Meine kleinen Seelen Säuberungsmethoden,funktionieren gerade nicht wirklich gut.
    Ich gebe alles,fällt aber sehr schwer.
    Und sind auch mal völlig für den Eimer.
    Den Tipp mit dem Aufschreiben werde ich vielleicht mal beherzigen.
    Liebe Grüße,
    Petra

    • Liebe Petra,
      nein – in Deiner Situation hilft vor allem eins: einfach nur atmen… das klingt jetzt vielleicht echt komisch, aber es gibt Momente im Leben, die liegen dann so schwer auf der Seele, dass man sich tatsächlich auf das Wesentlichste beschränken und sich selber die Zeit geben sollte, dass es Schrittchen für Schrittchen besser wird. Und das wird es – auch, wenn Du es augenblicklich nicht glauben kannst!
      Alles Liebe!!!!

  4. Liebe Uta, ich finde, es ist die einzig richtige Reaktion, wie Du mit dem Erlebten umgehst.

    Ich hatte auch ein ähnliches Ritual, Ohnmacht und Demütigung durch mir in böswilliger Absicht angetanen Verletzungen endgültig abzuhaken. Das Geschehene habe ich auch aufgeschrieben., laut vorgelesen, den Zettel dann angezündet und die armselige Kreatur auf alle Zeit „zum Teufel gewünscht“. Ist zwar auch nicht besonders nett, aber ein hilfreiches Ventil. Das war aber noch nicht alles, denn danach fertigte ich stets eine noch viel längere Aufzählung der lieben großartigen Menschen und tollen Erlebnisse, die meiner Seele gut getan haben und noch immer gut tun. Gegen diesen wunderbaren inneren Schatz hatten und haben menschliche Enttäuschungen (wie auch immer sie zustande kamen/kommen) absolut keine Macht mehr.

    Ich schaue (zumindest was Negatives angeht) lieber nach vorne, freue mich über/mit meiner Familie und besinne mich zur Belohnung auch ausdrücklich auf meine eigenen inneren Werte.

    • Vielen Dank für die Beschreibung Deines tollen Rituals, liebe Gabi! Das mit dem Namen verbrennen oder ähnlichem kenne ich auch – das würde in diesem Fall aber nicht für mich infrage kommen! Die Situation ist da etwas komplexer – und es ist am besten, wenn ich mich da komplett auf mich fokussiere.
      Und den Blickwinkel auf das Gute, Bunte und Hüpfende im Leben zu lenken ist ja genau mein Mantra!!!!! 🙂

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