Zurück in der Heimat

Meine Kinder haben derzeit Herbstferien und auch ich habe mir eine Woche Urlaub genommen – glücklicherweise konnten wir Corona-bedingt noch reisen… allerdings haben wir uns auch nur ins Auto gesetzt und sind zu meiner Mutter in meine alte Heimat gefahren, haben diese zur Begrüßung nicht wie gewohnt umarmt und versuchen, innerhalb des Hauses weiterhin Abstand zu halten.

Auch anderweitig ist der Besuch in der Stätte meiner Kindheit sehr aufwühlend und emotional – denn ich bin zum ersten Mal hier, so ganz ohne meinen Vater. Bei meinem letzten Besuch im Sommer habe ich ihn ja noch jeden Tag im Krankenhaus besucht und ihn auf seinem letzten Weg begleiten dürfen. Nun ist er einfach so gar nicht mehr da – und ich bin in meinem Elternhaus, wo jede Ecke, jeder Raum und auch viele Plätze innerhalb des kleinen Dorfes mich an ihn erinnert. Es ist ein ständiges „Hier bin ich zuletzt mit Papa entlang spaziert.“ „Auf diesem Sessel hat er immer abends gesessen und ist beim Fernsehen gucken eingeschlafen.“ oder „Sein Platz am Essenstisch bleibt nun leer.“

Zwar hatte ich seinen Tod ja beim letzten Besuch schon durchstehen müssen, aber nun ohne die vielen Behördengänge, die Vorbereitungen für die Beerdigung und den ganzen Schriftkram – jetzt ohne den ersten Schock und mit dem ersten Abstand tut es fast nochmal so weh.

Dabei ist es aber auch schön, wie präsent mein Vater hier oder in meinem neuen Zuhause – eben in meinem Leben – noch ist. Ganz oft sehe ich ihn vor meinem inneren Auge, wie er mit verschränkten Armen auf dem Rücken (sein typischer Gang) auf mich zu geschlendert kommt und auf seine brummelige Art sagt: „Na, meine Tochter!“

Ich warte noch auf den Moment, wo ich ebenfalls dazu in der Lage sein werde, mit ihm zu sprechen, in einen inneren Dialog mit ihm zu gehen und ihm entgegen zu kommen – bisher geht das noch nicht, es schmerzt einfach noch zu sehr. Aber ich weiß – er wird auf mich warten…

2 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Liebe Uta…
    Deine Gedanken und Gefühle kann ich sehr gut nachempfinden…
    Mein Vater verstarb im März in diesem Jahr…
    Ich wünsche dir ganz viel Kraft…

    • Liebe Sabine,
      vielen Dank für Deine Worte – und auch Dir wünsche ich da ganz viel Halt, schöne Erinnerungen und das Wissen, dass die Liebe stärker ist als der Tod!

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