Mein Waldspaziergang, Teil 3

Der Wald hinter unserem Haus wirkt oftmals recht einsam – zumindest trifft man dort nur vereinzelt man einen Jogger oder einen Menschen mit Hund an der Leine. Doch man sieht an vielen Ecken, dass sich dort doch recht häufig Menschen tummeln müssen, besonders kleine Menschen.

An vielen Stellen sieht man nämlich, dass sich Kinder dort Hütten gebaut haben – meist richtige Hexenunterkünfte aus Holzstämmen und Zweigen, die aufgestellt und in der Mitte treffend spitz zulaufende Behausungen ergeben und teilweise sogar recht stabil über längere Zeit einen idealen Spielort bilden.

Bei meinem letzten Gang, bei dem ich ja allerhand Themen wie Pilze gesammelt habe, bin ich hier vorbeigekommen:

Was zunächst wie eine unschöne, unerlaubte Abfallstelle aussieht, hat mir beim näheren Hinsehen einen totalen Kindheits-Flashback gegeben. Ich bin ja am Niederrhein aufgewachsen – und zwar bis zu meinem 12. Lebensjahr in einem sehr bäuerlichen Vorort der Kleinstadt Kempen. Rund um unser Haus gab es nur Felder, Wiesen und kleine Wälder und ich habe mit der 2 Jahre jüngeren Nachbarstochter in jeder freien Minute draußen gespielt. Woran ich mich am meisten erinnere, sind unsere unermüdlichen Versuche, uns aus allem möglichen Material Häuser zu bauen. Ganze Tage und Wochen haben wir Stunde um Stunde damit zugebracht, architektonische Experimente zu starten und wurden meist durch Wind, Wetter, die Schwerkraft oder andere mir immer noch unbegreifliche physikalische Phänomene auf den Boden der Realität zurückgeholt – zum Beispiel indem alles mühsam Erbaute am nächsten Morgen wieder in sich zusammengefallen war.

Klingt vielleicht frustrierend – und sicherlich haben wir Mädels uns damals auch mal tüchtig geärgert… aber wenn ich da heute dran zurückdenke, dann waren all diese teils gescheiterten Projekte absolut nicht umsonst. Sie haben uns vielmehr super viel beigebracht und gegeben – Neugier, Geduld (okay, da bin ich immer noch nicht gut drin… 😉 ), Ausdauer, Spaß am Ausprobieren, das Gefühl des Zusammenhalts und des gemeinsamen Schaffens und so viel mehr.

Ich hoffe sehr, dass auch die Kinder, die ihren „gescheiterten“ Versuch, im Wald hinter unserem Haus einen Unterschlupf zu bauen, dort zurückgelassen haben, sich später genau so und mit einem Lächeln daran erinnern: an gute Stunden im Spiel und mit dem Gefühl: Wir versuchen das einfach… diese Leichtigkeit kann man sich somit vielleicht ein stückweit zurückholen!

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