Man kann mich ja ohne großes Zögern als kleinen Kontrollfreak bezeichnen, der gerne die Zügel fest in der Hand hat und es so gar nicht mag, wenn das Leben es mal wieder ganz anders meint als mein süßer Dickkopf.
Im Moment läuft es ja mal so richtig gut – ich genieße diese Phase sehr, das Gefühl der Sicherheit, der Stabilität und der wenig aufregenden Dinge. Ich weiß zwar, dass das Eis dünn ist und ich auf jeden Fall in der Zukunft wieder mit kleineren und größeren Stolperfallen rechnen darf – sonst würde es mir auch nicht gerecht werden. 🙂
Mir ist aber in dieser ruhigen Zeit – lustig, dass ich das so bezeichne, obwohl sich vor nicht langer Zeit alles in meinem Leben geändert hat und ich just mit einem ganz neuen Beruf begonnen habe – etwas aufgefallen:
Das, was mich am meisten stresst und an der guten Basis bohrt, das sind die vielen: „Du müsstest noch…!“ All die vielen kleinen Dinge, die einem im Alltag so auffallen, die noch nicht erledigt sind, die man noch machen wollte, wo noch kein Haken dran ist, die einen noch ständig vorwurfsvoll anglotzten und sich demonstrativ räuspern. Das können ganz banale Sachen sein – wollte ich noch wegräumen – könnte ich endlich mal sauber machen – da sollte ich mich mal melden… Diese scheinbaren Kleinigkeiten können einem aber ganz schön ordentlich den Feierabend versauen, den man dann nämlich für sich selber nicht mehr verdient hat.
Ich hasse diese Phasen, wo mir diese Liste in meinem Kopf immer mehr über den selbigen wächst und die Nörgelstimmen im Ohr immer lauter werden. Die Vogel Strauß-Taktik hilft da nur bedingt – das Gefühl, sein Leben nicht richtig im Griff zu haben, bläst sich dann immer weiter auf.
Das mich solche Zeitabschnitte immer wieder heimsuchen, zeigt, dass ich natürlich auch noch keine Patentlösung dagegen gefunden habe. Ich habe mir nur im Moment, wo ich die Oberhand habe, zwei kleine Wege dazu überlegt:
1.) Prioritäten setzen – klar, klingt banal… aber sieht man im Chaos der Selbstvorwürfe oft nicht. Und vielleicht sollte man sich dann tatsächlich hinsetzen und aufschreiben, was wichtig ist. Nach dem Motto: Blumen sind Lebewesen – sind also wichtiger als die schmutzigen Fensterscheiben. Also Gießkanne vs. Putzmittel = 1 : 0 usw.
2.) Den eigenen Anspruch an sich selber immer wieder überprüfen… ist fast witzig, dass ICH das hier so nett in die Welt posaune – denn ich kenne niemanden, der so hart mit sich selbst ins Gericht geht, wie eine gewisse Uta… Aber ich habe das zumindest erkannt und arbeite an mir. Frage mich immer öfter: Wozu machst Du das jetzt? Wem nutzt das und stirbt davon die Menschheit, wenn Du es lässt? Und immer öfter grinse ich über mich, kann mich liebevoll in Gedanken in die Seite knuffen und sehen, dass sich selbst meine kleine Welt einen „Pups“ dafür interessiert, ob ich etwas tue oder stattdessen in den blauen Himmel gucke…
Und ich bin mir sehr sicher – sollte es so etwas wie das „Jüngste Gericht“ geben, also eine Art „Abrechnung“ über das Leben, dann wird man ganz bestimmt nicht danach gefragt, ob man alles erledigt hat…
… sondern wie glücklich man gewesen ist und wie oft man gehüpft ist!
Hallo Uta,
o diese chaotischen inneren Listen mit ich müsste-sollte … kenne ich nur zu gut😀. Ich war immer der Meinung das ist meine Erfindung 😊 . Wenn es ganz schlimm wird, koche ich mir einen Tee oder Kaffee, setzt mich mit Zettel und Stift an den Tisch und fange an die !wichtigen! Punkte aufzuschreiben. Oft bleibt dann nicht viel übrig, aber genug Zeit für Aus-dem-Fenster-gucken, das Buchweiterlesen und die wichtigen Zettelpunkte werden auch erledigt, danach und mit viel Freude und ohne Druck. Ich wünsche dir einen schönen Tag.
Liebe Grüße von
Dagmar-57
Klingt gut, liebe Dagmar! Dann hast Du ja noch tatsächlich Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben!!!! 🙂
30 m2 , kein Garten , keine Blumen außer nem Tulpenstrauß manchmal , keine Haustiere … die To do Liste kann sich durch Verkleinern halbieren …
Im Job muss ich , bei Familie und Freunden darf ich etwas tun 😅
Das nenne ich mal „natürliche Auslese“…. 🙂
Ja, wenn die Kinder gross sind, kann man wählen wie man sich das Leben als Oma einrichtet… Lieber lachen in der Hütte als weinen im Schloss 😉 Schlafplätze für alle sind auch im Dachstübchen möglich…
Die Kinder allein ernährt , die To do Listen nie geschafft … Reduzieren auf wenig „Haben“ schafft Freiraum 🙂
Aber wenn Du die Kinder alleine ernährt hast – dann hast Du SOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOO viel geschafft, liebe Christina. Ich weiß, wovon Du redest!!!!
Liebe Christina,
Du bringst es wirklich auf den Punkt und hast so Recht!! Und Deinen trockenen Humor – weise und von Herzen – finde ich ganz großartig.
Liebe Uta,
Was Du da berichtest über die vielen netten Kleinigkeiten, die immer wieder mahnend ins Auge fallen …… so nach dem Motto „immer noch nicht erledigt, Mist, aber auch keine Lust dazu, mach‘ ich demnächst dann, die paar Tage länger kann’s ja auch noch warten“…… kenne ich natürlich auch nur zu gut. In mir steckt anscheinend ein ausgewachsener „Innerer Schweinehund“, den ich erst überwinden müsste ……. Ich sehe es genau wie Du, an der Himmelspforte wird niemand danach gefragt werden, ob er gewissenhaft seine irdische TO DO Liste abgearbeitet hat. Sicher ist es besser und macht glücklich, regelmäßig innezuhalten im Alltagstrott und den Blick AUF SICH zu richten, aber eben nicht vorwurfsvoll, sondern liebevoll und auch verständnisvoll. Denn es ist doch nur allzu menschlich, wenn man sich vor nicht so beliebten Tätigkeiten drücken möchte. —– Ich habe für mich einen Kompromiss gefunden: kein schlechtes Gewissen wegen unerledigter Dinge mehr zu haben, was mir „den Feierabend versauen“ könnte. Dafür aber — wenn die Prioritäten geklärt sind — regelmäßig diese „abzuarbeiten“. Ergebnis: Feierabend genießen mit dem guten Gefühl, dass man zumindest „dran bleibt“ und die Liste nicht noch länger wird. Das ist doch schon mal was, oder!?
Komm gut durch die Woche, leider noch nix mit Frühling, der steht im Eisstau…
Ist ein super Kompromiss, liebe Gabi!!!!!!!! So kann es gut gehen!
Liebe Uta,
nach meinem obigen, etwas „augenzwinkernden“ Kommentar erinnere ich gerade Deine Worte, wonach Du für Deine Zukunft — nachdem Du jetzt „eine gute und ruhige Phase“ erlebst, mit „kleineren und größeren Stolperfallen rechnen darfst, weil es Dir sonst auch nicht gerecht werden würde“. Klar, es könnte so kommen, muss aber nicht unbedingt. Uta, Dein Glas ist NICHT halbleer, jetzt nicht mehr, sondern ganz sicher halbvoll!!! Du hast einen Neuanfang gewagt, mit viel Mut, aber auch (so ginge es jedem Menschen aus solch einer Situation heraus) mit zermürbender Ungewissheit. Nur Du alleine kannst beurteilen, was Du alles geschafft hast, weißt und spürst auch, dass all dies irre viel Kraft gekostet hat. Du weißt aber auch, dass Du Dich immer wieder motivieren kannst, dass ist doch toll. Ein Rauf und Runter auf den Lebenswellen muss wohl jeder hinnehmen, aber dann Kurs neu bestimmen und los geht’s! LG, Gabi
Ach, liebe Gabi… das sind so Erfahrungswerte in meinem Leben… die Stolperfallen kommen einfach, oftmals stelle ich mir auch selber mal ein Bein! 🙂
Mein Glas ist aber dabei immer halbvoll – ich bin eine echte Optimistin, auch, wenn mir das in so mancher Situation mehr als schwer gefallen ist. Aber ich weiß dadurch auch, dass ich mich auf mich selber komplett verlassen kann – und das ist Gold wert!
Ja, liebe Uta, Verlässlichkeit ist sehr wertvoll und sie stärkt unser Selbstvertrauen. Sie trägt uns sogar, so dass wir uns in schwierigen Lebenssituationen selbst motivieren können, über die „Stolperfallen zu hüpfen“. Das ist zumindest meine Erfahrung. Auch ich bin unverbesserliche Optimistin.
Ja, liebe Gabi… manchmal sind die Täler zwar so tief, dass man nur abwarten kann, dass das Licht wieder zurück kommt. Aber sobald man einen Schimmer davon sieht, geht es wieder los mit der Selbstmotivation!