Zwei Jahre ist es nun her

Gestern war nun der zweite Jahrestag – eher keiner, den man wirklich feiern möchte, aber einer, an dem man innehält, in sich hineinhorcht, Gefühle fließen lässt und der Vergangenheit Raum gibt.

An einem sonnigen Sonntag vor zwei Jahren habe ich zum letzten Mal mit meiner Mutter telefoniert, nichtsahnend, alles war wie immer und die Verabschiedung flüchtig, aber liebevoll. Eine Stunde später schlief meine Mutter bei offenem Fenster – wahrscheinlich mit dem von ihr so gemochten Gesang einer Amsel – während sie einen Brief schrieb ein – und wachte nie wieder auf.

Vor ein paar Tagen schickte mir die jüngste Schwester meiner Mutter eine Aufnahme – obwohl sie mich quasi vorgewarnt hatte, traf es mich beim Abhören mitten ins Herz: meine Tante hatte an besagtem Sonntag Namenstag gehabt und meine Mutter hatte ihr einen lieben Gruß auf dem Anrufbeantworter hinterlassen – auf ihre so typische Art. Ich musste beim Hören ihrer Stimme schmunzeln, an ein paar Stellen ein bisschen mit den Augen rollen – und habe dicke Tränen geweint.

Das Wissen, dass meine so starke, eigensinnige, energiegeladene, charismatische und in keine bestimmte Schublade passende Mutter kurz nach dieser Nachricht gestorben ist, war schmerzhaft – der Verlust ist und bleibt… aber es wächst auch mehr und mehr die Gewissheit: all das, was in meiner Mutter gesehen habe, ist noch da. Ich trage es in mir und führe es auf meine eigene Weise fort.

Eines meiner Lieblingsbilder meiner Mutter – auch das ist so typisch…

18 Kommentare Schreibe einen Kommentar

    • Wow, ich sehe in warme, lebenskluge und altersweise Augen einer ganz offensichtlich selbstbewusst starken, strahlend schönen Frau!! Deine Mutter wird für immer bei Dir sein, Du wirst es immer wieder spüren, liebe Uta!
      Meine Mutti war warmherzig, liebevoll zugewandt, kreativ und auch sie war eine (im besten Sinn) eigenwillige Persönlichkeit.
      Auch ich fühle sie noch immer dicht bei mir und weiß, dass sich das nie ändern wird.
      :-)))))))

  1. ♥️♥️♥️ Liebe Uta, was für schöne Worten… kann das auch so gut fühlen… bei mir werden es im August auch zwei Jahre, dass meine Mama nicht mehr da ist…
    Auf die Mamas… dass es ihnen da oben gut geht 🥰 ales Liebe!

    • Deine Mama ist ebenfalls für immer bei Dir, liebe Birgit. Für mich sind die „Vorausgegangenen“ ja auch nicht „da oben“, sondern mitten unter uns – aber egal, wie man es nennt: die Liebe stirbt auf jeden Fall nie! 🙂 ❤

  2. liebe Uta,
    so ein schönes Bild von deiner Mutter, die Ähnlichkeit ist nicht zu übersehen!
    Wie Mütter einen prägen, erkennt man erst spät… in meiner Jugendzeit habe ich mich mit meiner Mutter oft sehr gestritten (60iger Jahre), weil ich immer mehr wollte, als ich dürfte.
    Später, und auch heute, (meine Mutter ist seit 25 Jahren tot) erkenne ich immer noch die wertvollen Dinge, die sie in mir gesät hat.
    Das, und vieles mehr ist ein Schatz.
    Und auch wir werden in unseren Kindern nachhaltige Erinnerungen und nachdenkliche Momente einpflanzen (durch unsere Erziehung usw.).

    PS: Deine Mutter hatte einen beneidenswerten Tod. (wenn ich das hier so sagen darf)

    • Ja, liebe Ulrike – natürlich darfst Du das hier so sagen – denn Du hast ja vollkommen Recht. Die Art und Weise, wie meine Mutter gestorben ist, ist sehr schön – auch, wenn das komisch klingt. Genauso habe ich es ihr gewünscht und es ist mir mit ein großer Trost

  3. Liebe Uta!

    Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie ich in der 3. Klasse ein Porträt von ihr gemalt habe und sie es an die Klassentüre klebte, weil sie es so toll fand!

    Sie war so grossartig!

    😍

    Liebe Grüße
    Kira

    • Ja – so war sie… diese Aktion passt sehr gut und beschreibt meine Mutter! Vielen Dank für diese geteilte Erinnerung, liebe Kira! Und gerade von Eurer Klasse hat sie ganz oft erzählt und war sehr begeistert!

  4. Ja, da möchte ich mich Ulrike anschließen. Auch ich empfände es trotz des großen schmerzhaften Verlusts als großes Geschenk zu wissen, dass mein geliebter Mensch ganz plötzlich ruhig und ohne leiden zu müssen am Ende seines erfüllten Lebens einfach friedlich einschlafen durfte.

  5. Mensch Uta,
    du scheinst gesegnet; eine tolle Mutter gehabt zu haben und ihrem Vermächtnis, was sie in ihrem Wirken hinterlassen hat.
    So schön, dass alles zu lesen!

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