Eine schöne Begegnung

Als ich vor ein paar Tagen mit den Öffentlichen zu meinem Orthopäden-Termin im Herzen Hamburgs unterwegs war – eigentlich mit recht bangem Herzen und nervöser Unruhe im Kopf – ereignete sich in der Bank schräg hinter mir so eine wunderbare Situation, dass ich gar nicht anders konnte, als mit leichterer Seele weiter zu fahren.

Es saßen sich dort zwei jüngere Frauen gegenüber, die aber bis dahin wohl nicht miteinander zu tun gehabt hatten. Die eine sprach die andere aber auf einmal an – ich habe nicht sehr viel davon verstanden, denn leider habe ich die Sprache nie gelernt, aber ein paar Brocken habe ich dennoch aufgeschnappt, anhand derer ich mir etwas zusammenreimen konnte. Die eine Frau las nämlich wohl ein spanisches Buch, auf das sie die andere in dieser Sprache ansprach – und umgehend entwickelte sich aus der erfreuten Reaktion „Oh, tu hablas espanol?“ (Oh, Du sprichst Spanisch?) eine sehr angeregtes Gespräch, in dem die beiden sich wahrscheinlich darüber ausgetauscht haben, woher genau sie ursprünglich kommen und was sie nach Hamburg geführt hat. Dabei wurde so herzlich gelacht und sich aneinander gefreut, dass in mir immer mehr der Wunsch hochstieg: Oh bitte, tauscht Eure Telefonnummern aus…

Und tatsächlich: sie stiegen beide gemeinsam am Hauptbahnhof aus und ich konnte durchs Fenster beobachten, wie sie beide ihr Handy zückten und sich gegenseitig ihre Nummern diktierten, bevor sie meinen gerührten Blicken durch die weiter fahrende Bahn entschwanden und ich breit grinsend auf meinem Platz hockte.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass diese kleine Begegnung der Beginn einer schönen Freundschaft war – und freue mich, dass ich es sehen durfte.

Und ist es nicht auch ein total schöner Gedanke, dass so kleine Momente unser Leben verschönern, bereichern und positiv verändern können?

12 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Freude (sogar fremder Menschen) „färbt“ auf mich ab, flutet auch mein Herz und macht froh. Einfach nur schön!! :-))))))

    • Das freut mich sehr, liebe Melanie… aber das klingt ja nicht gut… 🙁 Tut mir sehr leid, dass Du gerade schwere Zeiten hast und ich wünsche Dir von ganzem Herzen alles erdenklich Liebe und dass Du die lichtvollen Momente nicht aus den Augen verlierst!

  2. …..eine so schöne Minuten – (und möglicherweise, auch längere) Glücksgeschichte. Und dass das hoffentlich vorläufige Ende – an solch einem unwirtlichen Ort- wie dem Hbf HH verortet ist, gefällt mir auch. Denn die beiden werden diesen Platz bestimmt in guter Erinnerung behalten – egal wie die Geschichte ausgeht. Und imaginär glänzt er jetzt ein bisschen für alle Mitlesenden.
    Vielen Dank für’s Erzählen.

    • Totale gerne, liebe Sabine!
      Ich finde, der HBF HH vereint ganz schön viel – sehr viel Elend (teilweise kaum zu ertragen), Hektik, Menschenmassen – aber auch ganz viel Leben… ich mag ihn irgendwie. Und gebe Dir recht: ich denke, für die beiden Frauen in meiner Geschichte wird er nun ein besonderer Ort sein.

      • Mir geht’s da ähnlich wie Uta. Trotz menschlichen Elends, das dort wie an allen großen Bahnhöfen sichtbar wird, mag ich den Hbf. HH sehr gerne, er hat ein ganz besonderes Flair. Mit einem leckeren Snack in der hohen, lichtdurchfluteten Bahnhofshalle (so wie z.B. in Köln) zu warten, empfinde ich nicht als unwirtlich. Die Menschen in Hamburg sind meist deutlich entspannter, freundlich-höflicher als anderswo. Das fällt uns dort bei jedem Besuch immer wieder positiv auf.
        Bezogen auf das Kennenlernen der beiden jungen Frauen verstehe ich aber, was Du damit meinst, liebe Sabine.

        • Ich als „jecke Niederrheinerin mit Kodderschnauze und Frohnatur“ hatte mir anfangs die Hamburger ganz anders vorgestellt – da kann man mal sehen, wieviel Vorurteile man haben kann… ich finde auch, dass die Bewohner meiner Lieblingsstadt sehr offen, freundlich und entspannt sind – natürlich so allgemein gesprochen.

  3. Ja, es ist einfach sehr anrührend, wenn die Zeit für zwei inmitten von diesem Gewusel stillsteht.

    Pendler-innen haben oft nicht die Wahl, wohin der Blick und das Hören geht, sie müssen sich auf gute Verbindungen fokussieren.
    Und viele müssen einen Weg für sich finden, die tagtäglich auf sie einprasselnden Ereignisse zu filtern, um auch die schönen Begebenheiten und Dinge wahrnehmen zu können.

    Reisende haben da eher die Möglichkeit, Bahnhöfe als besondere Orte (die sie sind) wahr zu nehmen.

    • Da gebe ich Dir total recht, liebe Sabine – wie so vieles kommt es auf die Perspektive an. Und Pendler/innen haben ganz sicher ganz andere Dinge im Fokus – und der alltägliche „Wahnsinn“ verschluckt leider ganz schön viel.

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