Ein Geschenk in seinem Sinne

Bei meiner heutigen Geschichte muss ich ein wenig ausholen. Alles begann damit, dass mein Bruder vor vielen Jahren Urlaub in Schweden gemacht hatte und von dort ein Buch von Astrid Lindgren mitbrachte, weil unsere ganze Familie diese Schriftstellerin so liebt. Und zwar war es folgende Ausgabe:

Das wirklich Besondere an diesem einen Buch war, dass vorne drin eine original Unterschrift von Astrid Lindgren war.

Beim Ausräumen unseres Elternhauses fiel uns das einzigartige Exemplar wieder ein und wir fragten uns, wo das eigentlich abgeblieben war. Dazu muss ich sagen, dass meine Eltern wirklich unzählige Bücher hatten – drei wändefüllende Regale voll und auf dem Speicher waren sämtliche Kommoden, Truhen und Schränke auch noch pickepacke gefüllt. So hatten mein Bruder und ich bereits vor einiger Zeit viele Kisten beladen, an eine Bücherei gespendet und andere Sammlungen an ein Antiquariat gegeben. Mit einem tiefen Seufzer und Bedauern hatten wir dann bereits akzeptiert, dass unser Bullerbü-Buch wahrscheinlich auch bei so einer Aktion versehentlich dabei gewesen war.

Einen Tag vor dem Hausverkauf steckte mein Bruder noch mal kopfüber in diversen Kartons auf dem Dachboden und dabei stieß er – Ihr vermutet es bestimmt schon – auf eben dieses Lindgren-Buch. Als er es mir freudestrahlend zeigte, waren wir uns ganz schnell einig, was wir mit dem verloren geglaubten Schatz anstellen würden.

Und so sind wir nach dem Notartermin zu der Grundschule gefahren, an der unser Vater viele Jahre Lehrer und stellvertretender Rektor gewesen war und die den passenden Namen trägt: Astrid-Lindgren-Schule. Es war früher Nachmittag, das Gelände entsprechend ausgestorben, aber aus dem Lehrerzimmer drang leises Gemurmel in den Flur. Als wir klopften, machte uns eine total sympathische Lehrerin auf und wir brachten unser Anliegen vor. Es stellte sich heraus, dass die Frau sogar noch mit unserem Vater zusammen gearbeitet hatte und ganz liebevolle Erinnerungen daran hatte. Sie bat uns herein – mitten in eine große Lehrerkonferenz, wo wir noch mal den Grund unseres Besuchs vor versammelter Mannschaft erzählen sollten: nämlich, dass wir der Schule, in der unser Vater so gerne gearbeitet hat, unser Astrid-Lindgren-Buch schenken wollen. Spontan bekamen wir Applaus und mussten noch für ein Homepage-Bild posieren.

Nach der gefühlsmäßigen Achterbahnfahrt des vorherigen Hausverkaufs sind wir nach diesem Termin beide lächelnd zum Auto, haben uns abgeklatscht und beide spontan gesagt: „Papa hat das gesehen und ist jetzt echt stolz auf uns!“ Und genau so hat es sich auch angefühlt…

4 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Ja, eine wunderschöne Geschichte. So schön, dass ihr, mit euren weiten Herzen, diesen Schatz abgeben konntet –
    und euch dann auch noch so viel Gutes wiederfahren ist.
    Bin auch noch ganz gerührt.

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