Mit zu den mit Liebe ausgesuchten Dingen, die aus meinem Elternhaus einen neuen Platz in unserem Zuhause gefunden habe, gehört auch ein kleiner grüner Stern aus Glas mit Bleiglas-Ummantelung. Dieser hing gefühlt „schon immer“ an einem kleinen Flurfenster im Treppenhaus zum 1. Stockwerk – sprich, ich bin in meiner Kindheit und Jugend (und später als Besucherin) bestimmt an die 47893mal daran vorbeigelaufen, um in mein Zimmer zu kommen oder um zu einer Mahlzeit an den großen Familientisch runter zu hüpfen. Wie so viele Gegenstände dort gehörte der grüne Stern also irgendwie in mein Leben – ohne, dass ich ihm große Beachtung geschenkt hatte.
So wäre er auch nach meinem Empfinden nicht hoch in den Norden gezogen, sondern wahrscheinlich vom Nachbesitzer irgendwann entsorgt und weggeworfen worden. Denn – das kleine Hängegebilde ist anscheinend irgendwann einmal runtergefallen oder bei einem Sturm durch einen starken Wind, der durchs Fenster pfiff, gegen die Scheibe gedeppert worden und wies schon seit ewigen Zeiten einen dicken Riss im Glas auf.
Als ich Anfang des Jahres eine der Kisten hoch nahm, in denen ich alles verstaut hatte, was ich mit in unser Haus tragen wollte, blitzte mir etwas grünes entgegen. Ich zog einmal dran – und da lag er, der kleine grüne Stern, achtsam und behutsam in eine Serviette gewickelt und schien mich anzublinzeln.
Ich fragte in die Runde: „Ach… wer hat den denn eingepackt?“ Mein Mann guckte hoch und meinte: „Das war ich – den hab ich mir ausgesucht, wenn das okay ist.“ Ich antwortete: „Ja, na klar – aber… der ist doch kaputt…!“
Und mein Mann lächelte und sagte: „Das ist mir egal! Ich find den schön! Der soll einfach mit!“
Schon damals hab ich ein ganz warmes Gefühl im Bauch aufsteigen spüren – und der Stern durfte nicht bloß mit: er hängt nun ganz prominent an unserer Terassentür, wo wir ihn jeden Tag ganz viel sehen können und er im Familienleben ständig dabei ist.
Und ich muss es zugeben – ich mag ihn jetzt umso mehr, WEIL er diesen Riss hat. Ich muss ganz oft schmunzeln, wenn mein Blick auf ihn fällt und ich denke inzwischen: er zeigt mir immer wieder: Ja, man darf Risse haben, man darf ein bisschen kaputt und von der Vergangenheit gezeichnet sein – das man einen erst individuell, einzigartig und umso liebenswerter.
Sind wir nicht alle ein bisschen „grüner Stern“?
Ich finde, gerade DAS macht Euren Stern besonders einzigartig und nimmt ihm nichts von seiner Schönheit. Wenn das grüne Glas in der Sonne leuchtet und glitzert: ein wahres Schätzchen.
Und ja, auch wir Menschen sind nicht vermeintlich „makellos“ und dennoch ganz besonders und liebenswert!!
Ja, lieb Gabi – das meinte ich ja: gerade dieser Riss macht diesen Stern aus und das ist auf vielerlei Dinge und Menschen übertragbar 🙂
Uta, so bin ich aber auch. Ich hätte ihn auch nicht wegtun können. Geht mir oft so. Auch mit Gartendeko. Irgendwann, wenn ich sie gar nicht mehr leiden mag, lass ich sie im Winter draußen, auch mal mehrere Jahre. Dann tut es mir nicht mehr leid, wenn ich dann doch ans Entsorgen denken muss.
Eine sehr schöne Eigenschaft, liebe Ute – bewahre sie Dir!