Im Zuge des Benefizkonzerts, welches ich am kommenden Samstag in unserem Ort mit meiner Tochter zusammen organisiere, werde ich auch ein Gedicht vorlesen, welches mich schon seit vielen Jahren begleitet. Ich habe es zum Beispiel auch bei der Hochzeit meines Bruders vorgetragen – und ich liebe die Botschaft darin.
Gerade mir, die sich mit Veränderungen und Wandel manchmal schwer tut, fallen die Zeilen mitten ins Herz. Sie ermutigen mich, darin einen tieferen Sinn zu sehen und mich zumindest ein stückweit einfach fallen zu lassen.
Bestimmt kennt Ihr das wunderbare Gedicht von Hermann Hesse – aber man kann es gar nicht oft genug hören/lesen:
Stufen
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf´ um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen;
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden,
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!
Liebe Uta
Ich wünsche dir gute Gelingen am Samstag
Wie du sicher schon bemerkt hast, liebe ich Gedichte und Zitate.
Stufen ist ein wunderbares Gedicht ,es gibt viele wunderbare Gedichte von Hermann Hesse (Hermann schreibt sich mit einem r ) 🙂
Mir gefällt auch besonders im Nebel
Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den andern,
Jeder ist allein.
Voll von Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.
Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allen ihn trennt.
Seltsam, im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsam sein.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein.
Hermann Hesse
Vielen Dank für den Hinweis auf meinen Tippfehler, liebe Monika – hab es schnell verbessert… da hatte ich wohl ein „r“ zu viel eingekauft! 🙂
Und ja – Hermann Hesse ist wunderbar gewesen in seinem Stil, ich liebe auch viele seiner Bücher sehr. Dein Gedicht kannte ich sogar noch gar nicht – schön und traurig zugleich!
Beide Gedichte sind wunderbar, wobei ich keines richtig kannte… nur vom ersten Gedicht die Zeilen“wohlan denn Herz nimm Abschied und gesunde“….
Hab beide jetzt gelesen und muss sagen, das mir das Gedicht „Nebel“ ein kleines bisschen besser gefällt.
Aber wie bei allem, ist es Geschmackssache.
Liebe Grüsse aus dem windigen Westen.
Schön, dass wir Dir beide Gedichte nahe legen konnten, liebe Ulrike!
Ohhh, Hermann Hesse, was hat er doch für intensive Zeilen geschrieben. Vielleicht kann ich euch ja für mein Lieblingsgedicht von ihm begeistern. Es heißt schlicht „Liebe“:
Wieder will mein froher Mund begegnen
Deinen Lippen, die mich küssend segnen,
Deine lieben Finger will ich halten
Und in meine Finger spielend falten,
Meinen Blick an deinem dürstend füllen,
Tief mein Haupt in deine Haare hüllen,
Will mit immerwachen jungen Gliedern
Deiner Glieder Regung treu erwidern
Und aus immer neuen Liebesfeuern
Deine Schönheit tausendmal erneuern,
Bis wir ganz gestillt und dankbar beide
Selig wohnen über allem Leide,
Bis wir Tag und Nacht und Heut und Gestern
Wunschlos grüßen als geliebte Schwestern,
Bis wir über allem Tun und Handeln
Als Verklärte ganz im Frieden wandeln.
SEUFZ!
Einfach nur wunderschön, liebe Melanie – und jeder, der liebt, kann es so gut nachvollziehen!