Die langsam untergehende Sonne

In Euren Kommentaren habt Ihr mir noch mal bestätigt, was ich auch schon zu dem Thema gedacht habe: man kann sich auf die Trauer, die man nach dem Tod eines geliebten Menschen empfinden wird, nicht vorbereiten. Man kann nicht gewappnet sein für diesen Abschied und nicht geübt darin, diesen Verlustschmerz zu fühlen.

Petra hat mir dazu einen großartigen Satz geschrieben, den ich hier gerne noch mal wiedergeben möchte:

Man sieht die Sonne langsam untergehen und erschrickt doch, wenn es plötzlich dunkel ist!


Das fasst es doch in einem wunderbaren Bild zusammen: wie man am Meer der Sonne beim Zu-Bett-gehen zuschaut und sich wundert, dass man anschließend kaum noch den Strandaufgang findet, ist es auch im Leben: man spürt deutlich, dass die eigenen Eltern immer älter, schwächer, gebrechlicher, bedürftiger, kraftloser werden – und obwohl man weiß, dass jedes Leben auf dieser Erde nun mal endlich ist, trifft einen der Verlust von Vater oder Mutter dann völlig überraschend, hart und eben unvorbereitet.

In meiner Vorstellung ist dieser Abschied der letzte, sehr schmerzvolle Schritt zum Erwachsen-werden. Egal wie viele Jahre man selber bereits auf diesem Planeten rum hüpft – man bleibt zeit deren Lebens das Kind seiner Eltern. Wenn man diesen Titel aber dann offiziell nicht mehr tragen kann, stirbt meines Erachtens nach ein Stück Sicherheit. Zumindest dem Gefühl nach – denn: im besten Fall sehen wir, dass wir auch „alleine“ gut stehen können und spüren nach dem ersten großen Schmerz, dass die Liebe, die Erinnerungen und das seelische Gerüst der Eltern bei uns geblieben ist.

Und das ist zumindest ein gutes Fundament für das Leben nach dem Verlust – welches nicht nur weitergeht, sondern uns die Nähe und Geborgenheit der Eltern auch weiterhin zeigt, wenn wir unsere Herzen dafür öffnen.

21 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Uta, genau den Spruch wollte ich gestern schreiben, hatte aber schon auf senden gedrückt. Wir hatten ihn für die Danksagung ausgewählt.

  2. Liebe Uta,
    Du triffst mit Deinen Beiträgen zurzeit immer genau auch „meine“ Themen. Mir gehen diese Gedanken, nach meinem Umzug zurück ins Elternhaus, auch immer mehr durch den Kopf. Es ist wunderbar für meine Kinder, Oma und Opa im Haus zu haben und sie täglich zu sehen. Sei es auch nur kurz, bevor ich sie zur Schule bringe oder auch „nur“ zum gute Nacht sagen. Gleichzeitig sieht man doch „die Sonne deutlicher untergehen“.
    Aber die schönen Dinge überwiegen noch immer und das gibt uns allen Kraft!!

    • Das hab ich schon öfters gehört, liebe Gabi – und freu mich dann immer: denn zum einen merke ich dann ja auch, dass ich mit meinen Themen gar nicht so alleine da stehe und zum anderen ist es natürlich super, wenn ich mit meinen Zeilen vielleicht kleine Aha-Momente oder neue Impulse geben kann!

  3. Ja liebe Uta, Eltern gehen zu lassen ist wie eine Amputation. Man verliert einTeil von sich und muss trotzdem weitermachen. Ich hatte das große Glück, dass meine Beiden ein gesegnetes Alter erreicht haben, beide bis zuletzt im Haus gehabt und gepflegt. Das hat mir beim Abschied sehr geholfen. Bin ja nun auch nicht mehr im Teenageralter und manchmal frag ich mich, wie oft werde ich noch den Frühling erleben, die Jahreszeiten? Gut, dass wir nicht in die Zukunft schauen können. Ich bemühe mich im hier und jetzt zu erfreuen, fällt allerdings nicht immer leicht. Hoffe bei Dir und Deinen Eltern ist alles soweit ok. Dicken Drücker für Euch 4

    • Gerade bei Dir merkt man ganz deutlich, dass Du es ganz oft wunderbar schaffst, im Hier und Jetzt zu leben – das habe ich schon länger an Dir bewundert, liebe Elli!

      • Liebe Uta, danke! Ich versuche meist positiv zu denken, bin dankbar für mein Leben und zufrieden mit dem was ich hab. Demut steht auf meinem Wegweiser, manchmal zu emotional weil ich immer versuche mich in andere Menschen hineinzuversetzen, außerdem bin ich so wie ich bin, passt manchem nicht, aber für mich der richtige Weg. Wer mich kennt merkt schnell, dass ich auch lieb sein kann, ha ha. Geradeaus sein ist der beste Weg. 💋❤️🙏

        • Dass ehrliche Menschen öfters mal anecken – ja, das wissen wir wohl beide ganz gut! Und jemand, der seinen eigenen Weg verfolgt uns geht, der ist manchmal ein wenig angst-einflössend… Gut, dass Du Dich davon nicht beirren lässt und genau so bist, wie Du bist!!!!!

  4. Ach ihr lieben Berührten alle hier! Ich „traue“ mich die ganze Zeit förmlich nicht zu schreiben, weil der Tod meiner Eltern mich nach wie vor sooo sehr beschäftigt: Am vergangenen Wochenende haben wir mit unserer kleinen Familie und lieben Freunden einen „Gedenkkaffeeklatsch“ zu Ehren meiner Eltern gemacht, denn mein Vater wäre letzte Woche 80 geworden (und ist vor anderthalb Jahren gestorben) und bei meiner Mutter hat sich der Todestag letzte Woche zum ersten Mal gejährt … Noch dazu habe ich keine Geschwister und keine Kinder (aber glücklicherweise einen wundervollen Ehemann!) und meine beste Freundin ist bereits vor sechs Jahren im Alter von nur 43 Jahren gestorben … Ja, da stirbt die eigene Kindheit und die junge Frau ein ganzes Stück mit, denn es gibt praktisch niemanden mehr, zu dem ich sagen kann „Weißt du noch damals?“ und dennoch: Wenn ich es innerlich schaffe, einen Schritt aus dem akuten Schmerz zurückzumachen, dann sind da nur Dankbarkeit und Liebe und „mein“ Satz kann seine Wirkung entfalten: Die Liebe bleibt. Genau das wünsche ich allen Trauernden von ganzem Herzen und: Vielleicht kann man sich ja doch ein ganz kleines bisschen „vorbereiten“ auf den Abschied von geliebten Menschen, eben indem wir möglichst bewusst miteinander umgehen und nach Kräften dafür sorgen, dass wir liebevolle Beziehungen miteinander führen … In diesem Sinne eine dicke und tröstende Herzumarmung aus der Pfalz in die Welt, Melanie

    • Liebe Melanie,
      vielen Dank für Deinen Kommentar und Deinen Einblick in Dein Seelenleben. Er hat mich „eiskalt“ erwischt und ich hatte beim Lesen eine ganz dicken Kloß im Hals – kann das sehr gut verstehen, was Du schreibst! Und wie schön, dass auch Du das Empfinden hast, dass die Liebe immer bleibt – auch weit, weit bis endlos über den Tod hinaus. Deine Eltern, Deine Freundin – sie sind für immer bei Dir, ganz nah, ganz eng und ganz vertraut! Und wenn der Tod Dir das nicht nehmen kann, dann kann es keiner!!!! Fühl Dich ebenfalls ganz fest umarmt!

      • LIebe Uta,
        hab ganz lieben Dank für dein Mitgefühl! Das tut gut, obwohl wir uns gar nicht kennen, denn irgendwie hat man über den Blog ja das Gefühl, dass man doch ein klein wenig voneinander weiß.
        Gott sei Dank hatte ich die besten Eltern, die sich ein Kind nur wünschen kann, und deshalb habe ich auch alles mitbekommen, damit ich nun auch ohne sie weiterleben kann, aber wie viel lieber hätte ich mich noch ganz lange ZUSAMMEN mit all meinen Lieben des Lebens hier auf der Erde erfreut …!!!

        • Wie schön Du über Deine Eltern schreibst – das ist großartig und macht mein Herz ganz schön weit auf… Der Gedanke, dass sie Dir alles mitgegeben haben und Du deswegen auch ohne sie leben kannst, ist sehr, sehr groß!!!!

  5. Liebe Uta,

    als ich in 2016 meine Ma als letzten Elternteil verloren habe, war ich wie betäubt. Sie war vor ihrem Tod einen knappen Monat in einem Hospiz und man meint, diese Zeit bereitet die Angehörigen darauf vor, dass man bald Abschied nehmen muss. Ich glaube, ich habe dieses Gefühl verdrängt, weil ich es einfach nicht wahr haben wollte. Das meine Ma irgendwann nicht mehr da sein sollte, war für mich einfach unvorstellbar.
    Und ja, man verliert mehr als einen Menschen, mehr als die Mutter. Man verliert seinen Hafen. Man verliert den Ort, an den man immer gehen kann. Egal, was im Leben passiert, egal, was man vielleicht selbst verschuldet hat. Zu meiner Mutter konnte ich immer kommen. Und dieses „Verlust-Gefühl“ tut nicht gut und es tut weh.
    Das ist jetzt alles fast 3 Jahre her und ich sitze hier am PC und habe Tränen in den Augen. Ich vermisse sie immer noch sehr, Aber ich habe gelernt, ohne sie zu leben und nur die Erinnerungen wach zu halten. Das hilft ein bisschen…..

    • Liebe Hillie,
      das freut mich sehr, dass der Blog Dir Deine Mama wieder neu vor Augen geführt hat – allerdings hat man den starken Eindruck, dass sie sowieso ganz nah bei Dir ist. Der Vergleich mit dem Hafen ist absolut treffend – und diese Sicherheit zu verlieren, ist in meiner Vorstellung bereits total schwer. Ich bin mir sehr sicher, dass ich das Gleiche empfinden werde, wenn es bei mir soweit ist und ich meine Mutter oder meinen Vater gehen lassen muss.
      Gut, dass Du Deinen Eltern in Dir eine neue Bleibe geschaffen hast!

  6. Ihr Trauernden alle, die ihr einen geliebten Menschen verloren habt, ich würde gerne noch einen Text mit euch teilen, den eine gute Freundin mir im vergangenen Jahr zum Tod meiner Mutter in die Beileidskarte geschrieben hat. Vielleicht kann er für ein klein wenig Trost sorgen:

    Du kannst Tränen vergießen,
    weil sie gegangen ist,
    oder Du kannst lächeln,
    weil sie gelebt hat.

    Du kannst die Augen schließen und beten,
    dass sie zurückkommen wird,
    oder Du kannst die Augen öffnen und sehen,
    was von ihr geblieben ist.

    Dein Herz kann leer sein,
    weil Du sie nicht mehr sehen kannst,
    oder Du kannst dankbar für das Morgen sein,
    eben weil Du das Gestern gehabt hast.

    Du kannst immer daran denken,
    dass sie nicht mehr da ist,
    oder Du kannst die Erinnerung pflegen
    und sie in Dir weiterleben lassen.

    Du kannst weinen und Deinen Geist verschließen,
    leer sein und Dich abwenden,
    oder Du kannst tun, was sie sich wünschen würde:
    Lächeln, die Augen öffnen, lieben und leben!

    Ich lese diese Zeilen ab und zu, denn sie rufen mir immer wieder ins Gedächtnis, dass meine Eltern mir wünschen, dass ich mein Leben in vollen Zügen genießen kann!

    Alles Liebe, Melanie

    • Das sind wunderbare Zeilen, liebe Melanie – und ich denke, sie können in Zeiten der wiederaufwallenden Traurigkeit echt helfen.
      Und wie gut, dass Du auch in Zeiten der Wärme und des Glücks Deine Eltern dabei hast und weißt, dass sie sich darüber freuen

  7. Meine Güte, ist das schön und tief berührend, was ihr Lieben da alle schreibt !!! Während ich alles gelesen habe, klopfte mein Herz ein bisschen schneller und meine Mami, die 2017 gestorben ist, fühlt sich plötzlich wieder ganz lebendig in mir an. Kurz nach ihrem Tod, habe ich in ein kleines Notizbuch alles aufgeschrieben, was ich mit ihr in Verbindung bringe und was sie mir dadurch als Geschenke hinterlassen hat. Es war so ein bunter Blumenkorb, dass ich gar nicht so schnell schreiben konnte, weil so viele Ideen in meinen Kopf und mein Herz strömten: Es sind Lieblingsfarben, Blumendüfte und Lieder, Lebensweisheiten und flotte Sprüche, ihre Zärtlichkeit, ihr Übermut und ihre Ängstlickeiten, die Kosennamen für mich und und und und…… Danke, dass ihr mir geholfen habt, meine Mutter heute mal wieder so richtig intensiv zu spüren!!! Dicke Umarmung in die schöne Runde!

    • Was für eine schöne Liebeserklärung an Deine Mutter, liebe Lydia… kann mir gut vorstellen, dass man da in einen Schreibfluss kommt und einem immer mehr Gutes, Lustiges, Vertrautes und Schönes einfällt, was einen an die Mutter erinnert – und was man nicht missen möchte.
      Und wie schön, wenn man den geliebten Menschen dann so gut kennt, dass man ihn niemals vergessen wird

  8. Ihr lieben Menschen hier!!! Eure Worte berühren mich sehr und gehen tief unter die Haut.
    Auch ich habe mir nahestehende Menschen, vor allen meine geliebten, einzigartigen Eltern, verloren. Obwohl ich lernen musste damit umzugehen und heute voller Freude, Dankbarkeit und Stolz an sie zurückdenken kann und sie täglich bei mir spüre, kommen aber auch immer wieder die Momente, in denen ich fühle, dass der Verlust noch längst nicht „verdaut“ ist. Sie fehlen mir noch immer, denn sie sind ein unverzichtbarer, sehr wertvoller Teil meines Lebens.

  9. Ihr Lieben hier mit all Euren Erinnerungen an die Liebsten, die wir gehen lassen mussten, das Folgende hat ich sehr berührt und ich lese es oft.
    Liebe Mutti, eines nachts hatte ich einen Traum…
    Ich ging am Meer entlang mit Dir, am Strand des Lebens. Irgendwann blieb ich stehen und blickte zurück… ich lächelte, denn ich sah zwei Fußspuren im Sand, meine eigenen und die Deinen….
    Als wir am Ende unseres Lebensweges ankamen blickte ich wieder zurück .
    Ich erschrak! Als ich entdeckte, dass an vielen Stellen meines Lebens nur eine Spur zu sehen war, und das waren gerade die schwierigsten Zeiten für mich.
    Besorgt fragte ich: anfangs hast Du mir versprochen auf allen Wegen bei mir zu sein, aber jetzt sehe ich, dass in den schwierigsten Zeiten nur eine Spur zu sehen ist. Warum hast Du mich allein gelassen, als ich Dich am meisten brauchte?
    Du antwortetest: Mein Kind , ich liebe Dich und werde Dich nie allein lassen, erst recht nicht in Nötenund Schwierigkeiten.
    Dort wo nur eineSpur zu sehen ist…. DA HABE ICH DICH GETRAGEN !!!!!!

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