1971 (da war ich noch ein Wunschgedanke im Kopf meiner Eltern) sprach Willy Brandt in seiner Dankesrede vor dem Nobelpreiskomitee in Oslo die ziemlich weisen Worte:
„Frieden ist mehr als die Abwesenheit von Krieg.“
Und da der Politiker sich anscheinend in seinem klugen Kopf viel mit dem Thema beschäftigt hat, sagte er zu einem späteren Zeitpunkt noch folgendes:
„Frieden ist nicht alles – aber ohne Frieden ist alles nichts.“
Dabei möchte ich jetzt gar nicht auf die sich zuspitzende weltpolitische Lage, in der ein sich ausbreitender Krieg leider immer mehr in unser Bewusstsein und in unsere Realität rückt, eingehen – sondern vielmehr auf den Frieden in uns selber. Denn Frieden bedeutet eben auch ein Zustand der Ruhe, in dem Harmonie herrscht, in dem das Gedankenkarussell aufhört, sich zu drehen, die Zeit sich diesem Gefühl scheinbar anpasst und gefühlt langsamer wird und man mit sich selber und allem um einen herum komplett im Einklang ist.
Letztes Wochenende haben wir mit unserem Walter mal wieder einen Kurztrip gemacht – es ging nur etwa 40 Kilometer die Elbe rauf, da ich am Freitag noch gearbeitet habe. Aber oftmals liegt das Gute ja auch wirklich nah, denn der Stellplatz entpuppte sich als grünes, beschauliches und stilles Örtchen direkt am Fluss und am Waldrand gelegen.
Am Sonntag bin ich sehr früh wach geworden und habe buchstäblich die Gunst der Stunde genutzt, um ganz alleine ans Elbufer zu gehen. Die Sonne mühte sich gerade darum, aus den Bäumen des Waldes hervor zu treten, viele Vögel waren schon emsig dabei, den Tag zu begrüßen, ihr Gefieder zu putzen oder ein erstes Bad zu nehmen, ganz nah zu meinen Füßen suchte sich ein putziges Nutria sein Frühstück und auf der anderen Seite der Elbe startete gerade ein Heißluftballon seine Fahrt in die schon warme Sommerluft.

Ich stand bestimmt fast eine Stunde nur da, habe geschaut, gefühlt – und wenn ich überhaupt mal was gedacht habe, dann nur „Was für ein Frieden!“ – und das eben um mich herum und somit auch in mir.
Solche Augenblicke sind so wertvoll, kostbar und erinnerungs-würdig. Wir sollten sie ganz fest in unsere Seele einschließen und immer mal wieder daran „naschen“, wenn das Leben zu laut, wild und herausfordernd wird.
Liebe Uta,
was für ein wundervoller Beitrag über diese kostbaren Momente des inneren Friedens! Deine Beschreibung vom frühen Morgen am Elbufer hat mich sofort mitgenommen – ich konnte förmlich die warme Sommerluft spüren und das emsige Treiben der Vögel beobachten. Das Nutria an deinen Füßen und der Heißluftballon auf der anderen Seite … wie perfekt inszeniert das Leben manchmal seine schönsten Szenen!
Du hast so recht damit, dass Frieden eben viel mehr ist als nur die Abwesenheit von Krieg. Diese innere Ruhe, wenn das Gedankenkarussell endlich mal stillsteht und wir einfach nur SIND, das sind wirklich Geschenke des Lebens. Und wie klug von dir, dass du eine ganze Stunde einfach dagestanden und diesen Moment in dich aufgesogen hast!
Was mich besonders anspricht: Du schreibst davon, an diesen Erinnerungen zu „naschen“, wenn das Leben zu wild wird. Genau da kommt für mich auch der Humor ins Spiel. Denn manchmal, wenn alles drunter und drüber geht, hilft es mir ungemein, über die Absurdität des Lebens zu lachen. Humor ist für mich wie ein kleiner Bruder des Friedens: Er bringt uns auch in diesen Moment der Leichtigkeit zurück, lässt uns durchatmen und relativiert die Dinge. Ein herzhaftes Lachen kann genauso befreiend sein wie so ein stiller Moment am Flussufer.
Danke für diese schöne Erinnerung daran, wie wichtig es ist, solche Augenblicke bewusst zu sammeln!
Herzliche Grüße,
Ron
http://www.ron-vollandt.de
Vielen, vielen Dank für Deinen tollen Kommentar und das dicke Lob, lieber Ron! Es freut mich sehr, dass Du als sozusagen „Blog-Kollege“ etwas aus meinen Artikeln ziehen kannst und Sie Dir anscheinend gefallen.
Und Du hast so Recht: Humor ist so wahnsinnig wichtig – es gab eine längere Zeit in meinem Leben, in dem die Umstände mich dazu gebracht haben, das Lachen nahezu zu verlernen – glücklicherweise ist dies schon seit langem hinfällig und ich kann wieder laut, herzhaft und bis die Tränen fließen lachen, dass der Bauch weh tut! Das ist soooo viel wert!
Da möchte ich mich sehr gerne anschließen! Und ja, Humor ist auch für mich ganz wichtig, lässt mich vollkommen gelassen, zufrieden sein und schenkt gute Laune, die auch andere ansteckt.
Absolut – wenn ich meinen Humor nicht hätte (der manchmal auch ganz schön „böse“ und schwarz ist… ;)), dann wäre ich wirklich nicht mehr ich…