Der Versuch eines Rituals

Letztens habe ich ja bereits berichtet, dass ich meinen verstorbenen Vater zwar sehr deutlich in meiner Nähe spüre und ihn vor meinem inneren Auge auch sehr gut sehen kann – mir mag es aber immer noch nicht gelingen, mit ihm von meiner Seite aus Kontakt aufzunehmen.

Das nagt doch an mir – ich möchte mir da schon die Zeit geben, die ich dazu nun mal anscheinend brauche… Aber vielleicht würde es mir ja auch helfen, mit meinem großen Verlust besser fertig zu werden, wenn ich einen Kanal zu meinem Vater in seinen jetzigen Platz finden würde.

Jedenfalls hat mir eine liebe Bekannte am letzten Wochenende ein kleines Video geschickt, wo eine Frau über ein Ritual erzählt, welches man am besten im Wald macht und womit man seine Ahnen „treffen“ kann. Jaaaaaaa, ich weiß – ich schreibe manchmal ganz schön spleenige Dinge – aber zum einen gewöhnt Ihr Euch hoffentlich irgendwann daran und zum anderen denke ich mir immer: was mir und vor allem anderen nicht weh tut, kann ja nicht schaden. Ich probiere gerne aus – und Rituale fand ich schon immer klasse!

Ich bekam zwar auch eine genaue Anleitung, bei der man Dinge aufschreiben sollte, mit denen man dann irgendwas zwischen den Bäumen anstellen musste. Aber das fühlte sich irgendwie nicht richtig an – und so hab ich mir einfach als es dunkel wurde ein Windlicht von unserer Terrasse geschnappt und bin damit zu unserem Wald.

Nun… damit fingen meine Probleme schon an, denn obwohl ich da ja sehr oft spazieren gehe, eigentlich alle Ecken und Pflanzen quasi persönlich kenne und die friedliche Stimmung dort sehr schätze: das ist halt nur am helllichten Tag so… im stockdusteren Wald mit komischem Geknacke, Rascheln im Gebüsch und nicht mehr als 2 Meter Sicht war ich nicht dazu zu bewegen, mich vom Waldesrand fortzubewegen. Und das war einfach zu nah an den dortigen Nachbar-Häusern.

Zwar habe ich mein Licht an einen schönen Baum gestellt und eine Weile dort im Nieselregen gestanden…

…aber der erwünschte Effekt, dass ich dort meinem Vater auf einer anderen Ebene begegnen und mit ihm irgendwie sprechen könnte, hat sich so gar nicht eingestellt.

Wahrscheinlich stand mein Papa hinter einem Baum und hat lächelnd sein weises Haupt geschüttelt über seine frierende Tochter… und diese Vorstellung alleine hat sich doch gelohnt, denn sie hat mir ihn wieder ein Stückchen näher gebracht.

4 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Hallo Uta, mein Vater ist jetzt seit 6 Jahren tot. Ich fühle mich ihm nahe, wenn ich in seinem Wohnort, meiner zweiten Heimat bin. Zu Hause habe ich ein Foto von ihm (und meiner Mutter, die ebenfalls seit 6 Jahren tot ist) stehen. Das ist auch schön.
    Wenn du an ihn denkst, erzähle ihm einfach, was du ihm sonst auch gerne erzählen würdest. Ich habe bei Facebook einen guten Freu d von ihm gefunden. Er hat mir tolle Bilder geschickt, die er von ihm hatte. Das war total schön. Nach Corona werde ich mich mit ihm treffen, um mit ihm Erinnerungen über meinen Vater zu teilen….

    • Liebe Ute,
      vielen Dank für Deine Worte. Leider fällt mir genau das total schwer, einfach in Bezug auf meinen Vater drauflos zu erzählen – ihm was zu erzählen, wenn ich ihn in meiner Nähe spüre. Es mag zum einen daran liegen, dass er ein ziemlich stiller und schweigsamer Mensch gewesen ist – zum anderen fällt mir dann erst recht auf, wie weh der Verlust tut und das schnürt mir jedes Wort ab. Ich werde da wohl einfach noch etwas Zeit brauchen…
      Ich wünsche Dir ein wunderbares Treffen mit dem Freund Deines Vaters – das finde ich eine großartige Idee. Und ich hoffe, dass der Corona-Spuk es bald möglich machen wird!

  2. Ach Uta,
    meine Mutter ist vor 34 Jahren gestorben, da war ich 24 Jahre alt.
    Und ich bin jetzt gerade 58 geworden. Ich bin bis heute immer mal wieder auf der Suche nach einer Verbindung zu Ihr.
    Ich lebe mein Leben mit meiner Familie und es gibt immer mal wieder Momente wo ich meiner Mama nah sein will.
    Es gibt viele Rituale und das ein oder andere passt auch im Moment und dann auch wieder nicht.
    Und manchmal ist es einfach nur, das ich die Perlenkette meiner Mutter in den Händen halte. Ich trage keine Perlen, trotzdem ist die Kette in meinem direkten Zugriff. Oder die blumige Porzellan Dose, die immer Zuhause auf dem Sideboard stand.
    Heute steht sie in einem Schrank und es reicht mir sie in diesen Momenten anzuschauen.

    Die Verbindung zu deinem Papa wird dich finden, du musst gar nichts tun.

    Aber egal was du ausprobierst oder machst, bleib bei dir und dann wird es für dich auch passen.
    Und ehrlich gesagt, das machst du doch schon längst.
    Du teilst deine Gedanken.

    Ich wünsche dir weiterhin gute und wertschätzende
    Gedanken.
    Es grüßt Nadja

    • Liebe Nadja,
      vielen Dank für Deinen wunderbaren Kommentar und dass Du uns so dran teilhaben lässt, an Deinen Gefühlen und Deinen Gedanken rund um den Tod Deiner Mutter. Man liest in jeder Beschreibung von Dir, wie sehr Du sie liebst und wie nahe Ihr beide Euch steht – wieder mal ein Beweis für mich, dass die Liebe stärker als alles andere ist und auch der Tod ihr nichts anhaben kann.
      Ich trage seit dem Tod meines Vaters seine Schlüsselkette an meiner Hose – die tröstet mich auch ganz oft und ich lasse sie durch meine Finger gleiten, wenn es gerade mal wieder sehr weh tut. Es ist wie eine Hommage an ihn und symbolisiert für mich das Band, welches uns für immer verbinden wird.
      Ganz liebe Grüße

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