Sein Herz aufschließen

Als das Schreiben in unserem Briefkasten lag, war ich zunächst skeptisch: die evangelische Kirchengemeinde unseres Dorfes machte uns darauf aufmerksam, dass meine Tochter nun das passende Alter erreicht habe, um den hiesigen Konfirmandenunterricht besuchen zu können.

Ich selber bin katholisch – habe meine beiden Kinder seiner Zeit auf Juist allerdings evangelisch taufen lassen, weil diese Richtung in Niedersachsen ja wesentlich größer ist. Und weil ich diese Trennung sowieso grundsätzlich überflüssig finde. Ich persönlich lebe einen sehr freien, fröhlichen Glauben: ich glaube an eine höhere Macht, die uns lenkt, beschützt und genau weiß, welches Schicksal für uns bestimmt ist. Wie man dies nun auch immer nennen möchte: ich spüre etwas, das wesentlich größer ist als ich, mir aber dennoch sehr nahe steht. Die Institution Kirche brauche ich dafür im Prinzip nicht – ich bin da wie ein Seehund, der zu Weihnachten einmal im Jahr darin auftaucht.

Insofern habe ich mit meiner Tochter ein langes Gespräch darüber geführt, ob sie sich konfirmieren lassen möchte. Ich habe es ihr freigestellt – hab nur zur Bedingung gestellt, dass sie es NICHT für dicke Geldgeschenke oder wegen des Umstandes macht, dass eine gute Freundin ebenfalls dabei ist. Doch mein Mädchen hat mir glaubhaft versichert, dass sie einfach Lust drauf hat – dass sie sich selber ein Bild von dem ganzen Thema machen möchte.

Gestern war der Begrüßungsgottesdienst der neuen Konfirmanden und ich gebe es ganz offen zu: ich hatte mehrmals in dieser Stunde feuchte Augen. Die Pastorin unseres Dorfes ist eine großartige Frau: noch ganz jung, mit lebendiger Begeisterung an der Sache und kein bisschen verstaubt kirchenfromm, wie man das leider schon mal erlebt. Es war einfach schön, mit wie viel Herzlichkeit die Jungs und Mädchen in der Gemeinschaft begrüßt wurden und dass Kirche eben auch SO sein kann…

Jedes Kind bekam einen festen Handschlag und einen Schlüssel um den Hals gehängt:

Denn das Motto der Stunde war: Wir brauchen keine Formeln und keine Wissenschaft, um diese Welt zu verstehen und glücklich zu sein – wir müssen nur unser Herz öffnen (aufschließen)…

Ein sehr schönes Bild, das ich Euch auch gerne mit auf den Weg geben möchte – denn so sehe ich das auch: um zu hüpfen braucht es keine super schlauen Gedanken, keine scheinbare Sicher- oder angeeignete Klugheit – sondern den Mut zum Glück!

4 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Liebe Uta, mein „Schlüssel“ zum Glücklichsein (also zufrieden und entspannt durch’s Leben zu hüpfen) ist einfach: mich geduldig so zu akzeptieren wie ich bin: mit allen Unzulänglichkeiten, aber auch mit dem starken Bedürfnis „aufgeschlossen“ und herzlich auf Andere zuzugehen. Das mag so manchen irritieren und man wird auch hin und wieder enttäuscht, aber „unterm Strich“ ist es für mich der einzig machbare Weg durch’s Leben.

  2. Ich habe drei Jahrgänge unserer Konfis als Teamerin begleitet. Auch in unserer Stadtteil-Gemeinde , Kleinstadt zwischen den Ruhrseen, waren wir nicht verstaubt und mit Begeisterung bei der Sache. Der Begrüßungsgottesdienst der Konfirmanden ist schon etwas besonders und wurde auch hier vom Team und unserer Pfarrerin ganz toll gestaltet. Danach gab es dann das Kennenlernen der Konfis mit den Teamern in einer Wochenendfreizeit.
    Die Zeit danach war für alle nicht immer ganz einfach aber trotzdem sehr schön, besonders unsere Konfifahrten auf die Marienburg ,waren ein besonderes Erlebnis .“Meinen“Kindern bei der Konfirmation in der Kirche den Konfispruch zu übergeben, war für mich etwas besonders.
    Leider stehen bei vielen Kindern doch auch die Geschenke , oder der Wille der Eltern das ihr Kind zum Konfi Untericht zu gehen muss, im Vordergrund. Nach der Konfirmatin habe ich von den Kindern die ich begleitet habe ,leider kaum eins mehr an Gottesdiensten gesehen

  3. Fehlerteufel 🙂
    Natürlich ist das zu im vorletzten Satz zuviel
    und Konfirmation muss es natürlich heißen

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