Unser Workshop zum Thema Stress im Rahmen meiner Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin ist in eine weitere Runde gegangen und ich möchte Euch davon erzählen.
Mein Dozent hat sich nämlich nicht – wie erwartet – vor die Klasse gestellt und im Frontalunterricht wissenschaftlich fundierte Anti-Stress-Maßnahmen runter erzählt – sondern er hat alle Schüler vor die Aufgabe gestellt, ihre eigenen Ideen und Erfahrungen über typische anstrengende Situationen aufzuschreiben und vorzustellen.
Die mir dabei am spannendsten vorkamen, werde ich Euch hier weitergeben:
- In einer Menschenmasse (z.B. in einer vollgestopften Bahn) die Leute anzuschauen und sich ein Spiel draus zu machen: sich zu überlegen, wo sie wohl hinfahren, was sie vorhaben, welchen Beruf sie wohl haben und ob sie glücklich sind
- Sich in einer schlimmen, psychisch heftigen Situation vor Augen führen, dass dieser Moment endlich ist – dass er vorüber gehen wird und im besten Fall sich noch daran erinnern, dass man schon so viele ähnliche oder andere Augenblicke gemeistert hat
- In der Gegenwart von Furcht einflößenden Personen (z.B. Vorgesetzte) ein ganz bewusstes Pokerface aufsetzen – der gegenüber projiziert dann nämlich automatisch seine Erwartungen auf einen, so dass man sich quasi gar nicht mehr falsch verhalten kann. – Für mich ganz schwer umzusetzender Tipp: in meinem Gesicht kann man ganze Gefühlsromane lesen…
- In einer chronischen Streitsituation – also bei einem ständig wieder auftretenden Konflikt – nachgeben. Und das ohne das Erwarten einer Gegenleistung. Es ist nämlich viel mehr Wert, Frieden in diese Angelegenheit zu bringen als auf sein Recht zu pochen und sich dafür immer wieder zu ärgern.
Es gibt eben keine Patentlösung gegen den täglichen oder persönlichen Stress – wichtig ist es aber, sich damit auseinander zu setzen und eigene Strategien dagegen zu entwickeln und ihn nicht einfach zu ertragen. Denn sonst fällt das Hüpfen echt schwer.
Was habt Ihr denn so für Stress-Maßnahmen?
Liebe Uta,
das erinnert mich an einen früheren Chef, der öfter mal wegen Kleinigkeiten ausgerastet ist und rum-gebrüllt hat. Ich fühlte mich dabei meist unwohl und habe in einem VHS-Kurs (Kommunikation oder so?) geübt, ihn brüllen zu lassen. Das ging dann so: er brüllt, ich gehe in mich und denke: „lass ihn brüllen“ – und wenn er fertig war, habe ich meine Frage sachlich nochmals gestellt bzw. habe sachlich gesagt, dass wir „heute wohl keine Lösung finden und ich vorschlage, morgen nochmals darüber zu reden“. Das machte ihn so wütend, dass er meist aus dem Zimmer gegangen ist, sich irgendwann alleine beruhigt hat – und genau das war das Ziel 😉
Ja, dann fühlte ich mich super-wohl!
Liebe Grüße
Inge W.
Das Brüllen aussitzen – find ich auch ne gute Maßnahme. Grundsätzlich bringt es meiner Meinung nach immer viel mehr, wenn man nicht genauso reagiert wie das Gegenüber, sondern ganz bewusst ganz anders. Das hält demjenigen viel besser den Spiegel vor und lässt ihn mal nachdenken…
Liebe Uta,
auch ich versuche ungerechtes Verhalten mir gegenüber beim Anderen zu lassen. Er muss damit klar kommen. Nur, wenn ich mich damit selbst zu “ Fallobst“ mache, gehe ich direkt in die Konfrontation. Ansonsten versuche ich den Weg, den auch Inge eben beschrieben hat. Es fällt mir auch schwer zu sagen, was für mich das Richtige für die Situation und vor allem für mich ist. Aktuell habe ich in einer Situation des Wortbruchs (durch die Chefin) – auf der Arbeit- – sofort gezeigt, wie verletzt ich bin und dass ich daraus möglicherweise Konsequenzen ziehen muss. Aber hab mir die Diskussion: „Du hast aber gesagt….“gespart. …..bis sich alle beruhigt hatten. Nur in der Zeit dazwischen war in innerlich so sauer, dass sich das Symptom auch körperlich als Ubersaüerung ausgewirkt hat. Diesen Freitag bin ich dann doch noch zu meinem Recht gekommen. Aber ob ich das noch öfter so machen werde?! Vielleicht ist frau dann auch erfahrener und kann besser aussitzen/ Ungerechtigkeiten aushalten?
Liebe Grüße und allen ein sonniges Wochenende!☀
Oh, bei Ungerechtigkeit – da geht bei mir sowas von der Hut hoch. Kann ich so überhaupt GAR NICHT ertragen und reagiere da sehr emotional! Da kann ich mir so oft vornehmen, dass ich ganz gelassen bleibe – die Wut ist dann viel stärker. Und dabei ist es egal, ob es mich betrifft oder ich es für jemanden anderen so empfinde