Wurzeln und Flügel

Vor ein paar Tagen war ich mit meinen Kindern im Schwimmbad und während die beiden sich in den Fluten vergnügten, lag ich auf meiner Liege und hing meinen Gedanken nach. Vor mir war das Kleinkinder-Becken und ich konnte mehrere Mütter beobachten, die hinter ihrem tapsenden Nachwuchs mit Schwimm-Windel-Po herliefen, jeden winzigen Schritt bewachten, ihnen die Hand zum Treppe hochlaufen reichten und aufmerksam darauf schauten, dass sich das kleine Wesen nicht weh tat.

Ab einem super frühen Zeitpunkt – meist, sobald wir die Gewissheit haben, dass dort ein neues Leben in unserem Bauch entsteht – sorgen, achten und stellen wir uns um. Wir verzichten auf Alkohol, stellen das Rauchen ein, tragen keine schweren Dinge mehr – nach der Geburt versorgen wir das Kleine mit Wärme, Nahrung, Liebe und Geborgenheit – je älter die Kinder werden, desto mehr Gefahren kommen scheinbar dazu. Oder zumindest verschieben sich die Sorgen, die man sich um sie macht.

Die Einflüsse von außen werden stärker, die Seele bräuchte immer öfter genau so ein Pflaster, wie das aufgeschlagene Knie und als Mama muss man immer öfter davor kapitulieren. Die Schritte der Kinder werden eben immer größer, die Treppen liegen außerhalb unserer Reichweite und die Verletzungen gehen uns streng genommen irgendwann nur noch bedingt etwas an – wenn wir bewusst mit einbezogen werden.

Wir können eben nicht überall sein – und das ist ja auch gut so, denn unsere Kinder müssen Erfahrungen machen. Da man als Erwachsene aber weiß, wie schmerzhaft diese oftmals sind, ist es so hart, sie loszulassen – und darauf zu vertrauen, dass die Kinder stark genug sind und ihren Weg gehen…

Ich denke, genau das macht eine Mutter eben zu einer wirklich guten: wenn sie bereit ist, das Vertrauen ins eigene Kind zu lernen. 

18 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Genau so !!!!
    Aaaaber es ist halt manchmal soooo schwer. das Loslassen!!
    Habt alle einen schönen Tag! Bei uns will der Nebel leider gar nicht weichen..
    LG Petra

  2. Man versucht immer die eigenen Kinder vor den Fehlern, die man selbst begangen hat zu schützen. Das ist ein Wunschgedanke, der sich nicht erfüllen lässt. Wenn man Kinder aber stark werden lässt, dann schaffen sie es auch mit Enttäuschungen umzugehen

    • Man versucht nicht nur, sie vor den eigenen Fehlern zu schützen – denn es gibt ja noch wesentlich mehr Einflüsse, die ihnen nicht gut tun. Aber ansonsten hast Du natürlich Recht: man sollte ihre Stärke mit allen Mitteln fördern und ihnen vertrauen. Sie schaffen so viel mehr, als wir denken…

  3. Ich find es so wichtig, dass Kinder von klein auf ein „Gefühl für ihre Gefühle bekommen“ und die „Sprache ihrer inneren Stimme“ verstehen und ihr vertrauen lernen“. Dass sie sich fragen :Wie finde ICH das? Will ICH diese Situation für mich haben oder nicht? Tue ICH dies oder jenes, weil es die anderen machen oder will ICH das wirklich selber auch? Und wenn ich etwas wirklich nicht mag, und es sich in meinem Bauch und Herzen nicht gut anfühlt, dann gehe ich einfach weg und schlage eine neue Richtung ein. Ich darf nämlich mutig und laut NEIN sagen……… Ich habe die Hoffnung, dass Kinder, die so mit sich selber zu sprechen gewohnt sind, dann in den vielen schwierigen und bedrohlichen Situationen, die das Leben ja nun mal so bereithält, ( und Mama oder Papa nicht helfend danebenstehen ) eher einen Lösungsweg für sich finden können.

    • Sehr gut formuliert, Lydia. So macht man Kinder stark – ihre eigene Meinung haben lassen, Gefühle zeigen und äußern dürfen und ihr eigenes ICH finden!!!!

  4. Ja, genau so ist es, liebe Uta! Das ist wohl der entscheidende Punkt: helfend und schützend zur Seite stehen, wenn unsere Kinder uns brauchen, sie aber auch mal machen lassen. Wenn es dann doch schief geht, können wir ihnen immer noch zur Seite springen. Es ist wichtig, dass wir tatsächlich lernen, Vertrauen in die Fähigkeiten und die Urteilskraft unserer Kids aufzubauen, denn genau davon profitieren diese ja dann. So stärken wir ihr Selbstvertrauen und erkennen gleichzeitig, dass ihre ersten Flugversuche zwar noch etwas holprig, aber später zunehmend sicherer werden, auch weil sie auf ihre innere Stimme hören, bevor sie handeln (so wie Du, liebe Lydia, es ja auch siehst).

  5. Liebe Uta,
    sehr richtig ! Wir und unsere Kinder – Sorgen machen wir uns immer, dann geht nur noch Vertrauen.
    Liebe Grüße von Dagmar

  6. Mir fällt zu diesem Thema spontan ein schönes Lied von Reinhard Mey ein. „Kleines Mädchen“ heißt das…
    Ute, wunderbar geschrieben. Du sprichst mir ein Stück weit aus der Seele

    Liebe Grüße von Ute

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