Sind wir nicht alle ein bisschen…

… Frederick???

Ich kenne und liebe diese kleine, schlaue Maus schon seit Kindertagen. Denn ich hatte nicht nur das große Glück, bücherliebende Eltern zu haben, die auch beim Vorlesen selten müde wurden – sondern auch eine ganz wunderbare Großtante. Tante Käthe war die Schwester meiner Oma mütterlicherseits – sie hatte nie geheiratet und demnach auch keine eigene Kinder. Doch sie hatte ein großes Herz für all die vielen Großnichten und -Neffen – und so kam es, dass jeder Enkel und jede Enkelin, die zu Besuch bei der Großmutter in Krefeld war, nach kürzester Zeit auch an die Tür von Tante Käthe klopfte. Denn dort gab es ein großes Regal, voll mit Kinderbüchern. Stunde um Stunde saß auch die kleine Uta in dem Zimmer, welches zum Garten rausging – doch für den grünen Ausblick hatte ich dann keinen Sinn: dann lauschte ich der Stimme meiner Großtante und den Geschichten vom Hänschen im Blaubeerwald, vom kleinen Hävelmann und dem Land, wo die wilden Kerle wohnen – letzteres, wen wundert das wirklich, war mein absolutes Lieblingsbuch!

Jedes Jahr gab es am 1. Weihnachtstag ein großes Familientreffen im Haus meiner Großmutter. Tante Käthe hatte dann jedes Mal ein Sofa vollgepackt mit ihren Geschenken: und das waren durch die Bank weg NUR Bücher! Jedes Kind bekam seinen gewünschten oder liebevoll ausgewählten Stapel, zusammengehalten mit einem Gummiband und einem Namenszettel. Nicht zuletzt durch meine Großtante bin ich so eine Leseratte geworden – nicht zuletzt dafür denke ich mit großer Liebe an diese kleine, schmale Frau.

Als meine Oma Mitte der 80er Jahre leider verstarb, übernahmen meine Eltern ihr Haus – und damit übernahm unsere Familie auch Tante Käthe. Jeden Nachmittag kam sie zu uns zum Kaffee trinken nach unten – und hatte immer „Plätzkes“ oder andere leckere Kleinigkeiten dabei. Ich erinnere mich an ihren wunderbaren Humor, ihre kluge Art und ihre ewige Neugier auf die Welt – viele Jahre hat sie mit ihrer ganz eigenen Weise unser Leben und mich geprägt. Jetzt, wo ich sie über sie schreibe, kommen mir die Tränen: oft genug könnte ich bestimmt auch heutzutage ihren wissenden Blick, ihr typisches Kopf zur Seite neigen beim Zuhören und eine kleine Weisheit auf meine vielen Fragen gebrauchen.

Auch Frederick gehört seit dieser Zeit zu meinem Leben – und auch an ihm versuche ich mir seitdem, ein Beispiel zu nehmen: die schönen Dinge dieser Welt zu sammeln, die Erinnerungen an warme Momente, einzigartige Augenblicke, kleine Portionen vom Glück…

Ich wünsche Euch, dass Euch dies an diesem Wochenende gelingt!

Sammelt die Sonne, damit Ihr Eure Regenwolken darin zum Trocknen aufhängen könnt! 

8 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Wunderschön, wie Du über Deine Tante Käthe erzählst, liebe Uta! Während des Lesens ist sie vor meinem inneren Auge richtig sichtbar und spürbar geworden. Ob sie wohl wusste, welche Auswirkungen ihr Sein und Tun auf Euch Kinder hatte und welche guten und generationenübergreifenden Samen sie damit in die Erde gesetzt hat? – Ich hatte vor ein paar Jahren einmal das Glück, einer Märchenerzählerin zu begegnen. Die orientalische Geschichte vom „Zedernbaum“ hat mich durch ihre unglaubliche Erzählkunst so beeindruckt, dass ich das Märchen inzwischen schon zig mal weitergetragen habe. Ihre Begeisterung beim Sprechen hat sich direkt auf uns Zuhörer übertragen. Und ich glaube, „das ist es wohl eigentlich“: Was man mit Liebe und eigenem Interesse weitergibt, das kommt auch tatsächlich beim Gegenüber an……. ( trifft auch auf Deinen Blog zu, Uta! 🙂 – Habt alle hier ein gemütliches Wochenende. Liebe Grüße in die große Runde.

    • Da meine Tante Käthe ein eher bescheidener Mensch war, wusste sie wahrscheinlich nicht, welchen Einfluss sie so zum Beispiel auf mich hatte…
      Das Märchen vom „Zedernbaum“ muss ich mir dann wohl dringend mal durchlesen – danke für den Tipp, liebe Lydia!

  2. Ja, liebe Lydia, das stimmt: Uta‘s berührend schöne Erzählkunst führt über die Herzen in großer Runde zusammen. Ein ❤️-liches Dankeschön 🙏🏻 dafür.
    Ich wünsche allen ein lyrisch-entspanntes, liebevolles Wochenende.
    Ganz herzlichen Gruß aus dem nach Frühnebel noch sonnig-mildem Bayern,
    Margarete ❤️

  3. Oh ja, der kleine Häwelmann, der pustet und auf und davon segelt mit seinem Bettchen zum Himmelszelt. Ich war Kindergartenkind und ganz hin und weg von dieser Geschichte. Später war ich sehr fasziniert von den „Borgmännchen“, die sich fast unbemerkt listig, fleißig und pragmatisch vorgehend in der Welt der „großen“ Menschen einrichteten. Außer Ariettchen, die eher träumend und genießend ähnlich Frederick in ihrer eigenen Welt lebte und davon zehrte.
    Dann noch die Geschichte der „Höhlenkinder“, all dies habe ich als Kind begeistert aufgenommen.

    • Die Geschichten unserer Kindheit haben uns halt besonders geprägt – bei mir war es ganz im Besonderen Astrid Lindgren, die ich über alles verehre deren Bücher ist fast auswendig kenne…

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