Die Leiter

Da ich ja ständig nach neuen Themen für meinen Blog hier schiele und aufmerksam durch die Gegend hüpfe, ist mir gestern diese Leiter aufgefallen – schnell Handy gezückt und eine Aufnahme gemacht – denn dazu ist mir doch etwas eingefallen…

Oft passiert man das ja schneller, als man gucken oder reagieren kann: das Leben hat einem ein Bein gestellt, ne hübsche Grube ausgegraben und einen dann auch noch obendrein hinein geschubst. Dann sitzt man da – hat sich meistens noch heftig weh getan – und fragt sich: Wie komme ich da bloß wieder raus?

Nachdem die Stimme schon heiser ist vom Rufen und einem bei den zahlreichen Versuchen, aus dem Schicksals-Loch wieder herauszuklettern schon sämtliche Gute-Laune-Fingernägel abgebrochen sind und man sich die Seelen-Knie blutig geratscht hat, möchte man dann am liebsten aufgeben. Einfach hinhocken, das Gesicht vergraben und weinen.

So lange man sich emotional noch austobt, sieht man sie meist gar nicht – man übersieht sie, man ignoriert sie, man nimmt sie einfach nicht wahr… die Leiter, die gegen die Wand der Grube lehnt und nur darauf wartet, dass man raufsteigt und sein persönliches Loch verlässt.

Diese Leiter haben andere Menschen dort hingestellt – Freunde, Familienmitglieder, gute Bekannte – Personen, die bemerkt haben, dass es einem gar nicht gut geht, dass man es aus eigenem Antrieb nicht aus der Krise schafft. Das Angebot der Leiter ist dabei für beide Beteiligten die beste Lösung: zu versuchen, einem in eine Seelen-Grube Gefallenen mit der eigenen Hand heraus zu helfen, birgt immer die Gefahr, dass man selber hinein gezogen wird. Aber die Leiter hinstellen und darauf warten, dass der Andere sie sieht und nutzt – das ist für beide ein hilfreiches Geschenk.

Nehmen wir also in schlimmen Situationen die Hilfe zur Selbsthilfe von unseren Liebsten an: ein offenes Ohr beim Herz ausschütten – eine Umarmung, wenn man sich alleine fühlt – die Gewissheit, dass jemand an einen denkt und man jederzeit zu ihm kommen kann – eine liebevolle Geste zum richtigen Zeitpunkt… es gibt so viele Möglichkeiten, sich helfen zu lassen! Letztendlich muss man alleine aus seiner Grube heraus, die Leiter sehen, den ersten Schritt auf die Sprosse machen – aber dann kommt man eben auch schneller wieder ans Licht.

12 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Liebe Uta,
    das ist ein wunderschönes „Bild“: eine helfende Hand…
    Ich nehme immer wieder wahr, dass ich mit 2 vollen Armen irgendwo durch eine von mir zu öffnende Tür gehen will/muss – und es kommt IMMER genau im richtigen Moment jemand, die/der mir die Tür aufmacht 😉
    das ist jetzt zwar kein „tiefes Loch“, in dem ich mich befinde, aber ich musste sofort daran denken. Ich packe mir immer alles Mögliche auf den Arm (zu faul, um 3 x zu gehen…) und denke: es wird sich schon irgendwie ergeben.
    Liebe sonnige Grüße
    Inge W.

  2. Mir fällt zu Deinem schönen Beispiel mit der LEITER sofort die Idee von Antoine de Saint-Exupery ein : „ Wenn Du willst, dass jemand ein Schiff baut, dann gib ihm kein Werkzeug, sondern wecke in ihm die Sehnsucht nach dem Meer“. Die helfende Leiter ist gut, aber klettern müssen wir selbst.

  3. Jaa, liebe Uta..Du (oder Sie) haben recht. Der wichtigste Faktor ist, diese Leiter zu erkennen-oder sie sich vorzustellen.
    Da es mannigfaltige Situationen im Leben gibt,denen man(n) sich stellen muss,
    Herausforderungen denen weglaufen kein Sinn macht, hilft es am untersten Ende der Leiter >neines geht nicht mehr..
    Stop sagen,die Zeit anhalten, kurze Ruhe.
    Sich die Leiter vor Augen führen.
    Noch nicht hochgehen. Feststellen, welche Besserung es sich daduch gibt.
    Dann gedanklich hochgehen und ausschnauben,Arme lockern. Der Weg war hart.
    Danach ist das Wohlbefinden ganz, ganz anders.
    Geschrieben von einem Mann namens Guido

      • Danke für die nette Aufnahme von Dir.
        Warum Du den Text gekürzt hast, verstehe ich.
        Wir werden uns gerne weiter schreiben und kommentieren, wenn du magst.
        Ich lasse nur noch positives an Dich heran, ich habe gerade 15 Zeilen geschriebenes gelöscht.
        Weil wir Gutes an unsere Seelen lassen möchten!
        Alles andere ist übereilter Blödsinn, der übermorgen schon vergessen sein wird.

  4. Liebe Uta,
    wie machst Du das? Irgendwie triffst Du immer genau DAS Thema.
    Als erste Reaktion auf Deinen Text flossen die Tränen, weil das gerade nötig ist nach dem täglichen Zähnezusammenbeißen bei Tageslicht. Über die Tiefe des Schicksals-Lochs, wie Du das nennst, wird hoffentlich in den zwei kommenden Tagen gerichtlich so entschieden, dass es nicht noch tiefer wird, als es ohnehin schon letzte Woche gerissen wurde…
    Aber egal wie tief ich hier gerade falle, ich habe ganz viele liebe Menschen, die mir die Leitern hinstellen, die Länge justieren und mir aufmunternde und tröstende Worte herunter rufen. Genauso, wie Du das in Deinem letzten Absatz so schön beschreibst. Dafür bin ich unendlich dankbar.

    • Liebe Andrea!
      Keine Ahnung, wie ich das schaffe…. weibliche Intuition? 🙂
      Freu mich, dass ich Dir damit ein wenig helfen und den Kloß der Tränen lockern konnte! Ist wichtig, sich in solchen Momenten auch mal „Schwäche“ (die nämlich keine ist!!!!) zuzugestehen!!!!
      Ich weiß ungefähr, in welcher Situation Du Dich derzeit befindest und wünsche Dir von Herzen, dass Du die Leiter ergreifen und nach oben klettern kannst! Mir hilft dabei oft der Gedanke: „The only way is up!“
      Alles erdenklich Liebe und fühle Dich ganz feste gedrückt

  5. So eine Leiter hätt ich grad gern….

    Da ist es, dieses riesig schwarze tiefe Loch. Ich lieg drin. Mit Anlauf, aus dem Nichts, hat’s mich rein geschleudert, am Boden liegend dort festgebunden, die Leiter weggezogen und angefangen das Loch über mir zu schliessen.

    Ich kann nicht hüpfen, nicht mal mich bewegen. Einzig Mediziner und Medizin sorgen dafür das sich das Loch über mir nicht schliesst. Ich kann nur zuschauen…

    Beten, hoffen, bangen…die vielen guten Wünsche die mich erreichen halten meinen Kopf oben. Beissen tu ich selbst.

    Nach über einem Monat KH, mehreren OPs, dem Wissen das der Sensenmann mir seine Hand entgegen streckte, ich sie aber verächtlich ignorierte, warte ich nun darauf eine Stimme zu hören die da sagt „haben wir eine Leiter frei, ich brauch hier demnächst Eine“

    Ich hätt sie gern……diese Leiter

    • Oh, Frank… was soll/kann ich schreiben? Ich hab da diese Leiter und halte sie Dir hin… vielleicht ist sie klein, morsch, kurz… vielleicht aber auch echt stabil genug!!!! Ich hab Dir jedenfalls ne Email geschrieben….

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