Der sichere Boden

Das Wochenende habe ich mit Freunden verbracht – und zwar völlig aus dem Alltag entfernt: meine Kinder waren mit ihrer Tante unterwegs und ich hab fast zwei Tage durchgehüpft, denn ich war auf dem Reggae Jam-Festival in Bersenbrück. Ich bin jetzt nicht DER größte Fan dieser Musikrichtung – höre es eher mal so zwischendurch, wenn ich garantiert gute Laune haben möchte. Und zum Tanzen und Spaß haben, war die Veranstaltung ein ebenfalls perfekter Garant.

Daneben gab es aber auch ganz ruhige Momente, wo wir alle im oder vorm Wohnwagen gesessen haben und jeder so seinen Gedanken nachgehangen hat.

Dabei ist mir aufgefallen, wie einfach und zielsicher ich mittlerweile solche Augenblicke als gegeben nehmen kann – und wie leicht es mir fällt, sie zu genießen. Das war ein ganz tolles Geschenk, was mein Bewusstsein mir da gemacht hat.

Lange Zeit konnte ich zwar auch wunderschöne Stunden oder Minuten verbringen und dies dann auch sicherlich mit Freude – aber die Anspannung, die ich jahrelang in mir getragen habe, stand immer in Hörweite hinter mir und hat mir zugeraunt, dass die nächste Katastrophe bestimmt schon wartet. Wie soll man sich entspannt zurücklehnen, die Augen schließen und sich dem Augenblick anvertrauen, wenn man permanent in Lauerstellung ist und wie eine aufgezogene Feder auf Spannung steht?

Wie sehr ich jahrelang unter Dauerstress stand, bemerke ich erst jetzt – wo ich ihn mit meiner Entscheidung, einen kompletten Neubeginn zu starten und mein altes Leben hinter mich zu lassen, nicht mehr habe. Wie ein ganz lästiger, in jeder Wunde bohrender (und damit keine Chance auf Heilung gebender) Schatten, den ich so lange Zeit mit mir geführt habe – anstelle seines dunklen Daseins umgibt mich nun meine ganz persönliche Sonne – und wenn diese einen Schatten wirft, dann hat sie meine eigenen Umrisse und nicht mehr die, einer anderen Person.

Und so ist es eben auch wichtig, dass man einen festen Boden unter sich hat, wenn man hüpft – um den nötigen Kontakt zu haben, um Schwung zu holen – um auf stabilem Grund wieder zu landen, nachdem man kurz geflogen ist: die Leichtigkeit des Hüpfens braucht die Stabilität der Basis.

Deswegen: befreit Euch von allem, was Euch festhält, was Euch stolpern lässt – was Euch am Boden hält, weil dieser zu weich ist – was zu klebrigem Matsch geworden ist, so dass Ihr nicht abheben könnt!

 

16 Kommentare Schreibe einen Kommentar

    • Denk mal über die Basis nach, liebe Claudia: was hält Dich fest, was drückt Dich runter, was ist der Matsch auf Deinem Boden?
      Ich weiß, dass es gesundheitlich nicht zum Besten bestellt ist – aber Du kannst alles schaffen, wenn die Basis zum Hüpfen da ist! Daran glaube ich ganz fest

  1. Hallo Uta,
    Dieser Spruch spricht mir aus Seele, denn genau damit beschäftige ich mich schon seit einiger Zeit. Die Umsetzung gelingt mir nicht immer gut, denn so mancher Stolperstein lässt sich nicht sofort aus dem Weg räumen. Manche dieser Steine liegen schon seit Jahren neben einem und haben nie gestört.Andere tauchen plötzlich und kurzfristig auf und es ist Tagesformabhängig, ob sie einen stören.
    Das Leben lieben , jede Situation des Seins genießen und nicht mit den Gedanken bei Morgen und Gestern zu sein, die Tage als Geschenk zu sehen…ich wünsche mir und allen anderen Menschen das öfter zu beherzigen.
    Wie sagt man so schön: wenn man sich mit etwas beschäftigt, ist ein guter Anfang gemacht.
    Ich freue mich sehr für dich, das du es nach vielen Jahren geschafft hast den Neustart zu wagen und die Stolpersteine aus dem Weg geräumt hast bzw.darüber hüpfst!!
    Ganz liebe Grüße
    Anna

    • Liebe Anna,
      es ist, wie Du schreibst: es liegen viele Stolpersteine auf dem Weg und so mancher ist ein echt harter und auch hartnäckiger Brocken. Viele lassen sich auch nicht wegschieben – dann muss man vielleicht überlegen, ob man den Weg wechselt…
      Find das super, dass Du schon ein großes Stück in die richtige Richtung unterwegs bist!!!! Wirst sehen: das bringt Dich mehr und mehr ins Hüpfen…

  2. „Genieße Deine Zeit ….. jetzt und hier!“ Gerade hier auf Juist wird mir klar, wie treffend und wahrhaftig dieser tolle Spruch ist, und ich bin wild entschlossen, ihn auch künftig weiterhin umzusetzen.
    Das mit der „aufgezogenen Feder unter Spannung“ kannte ich auch, tatsächlich eine Art Dauerstress. Machte krank und nahm mir die Kraft zum Hüpfen. Aber als mir endlich bewusst wurde, dass ICH mein Leben ändern muss, fand ich Schritt für Schritt meine Balance wieder und ZU MIR zurück. Ein gutes Gefühl, mit Lebenshunger und Freude bei sich zu sein!!! Eben genau sich selbst zu leben.

    • Wunderbar, liebe Gabi – und wie toll, dass Du das geschafft hast!!!! Das zu lesen, erfüllt mich doch mit echter Freude, denn das ist so wertvoll und man lebt dann eben tatsächlich sein Leben und verschenkt keine so kostbare Zeit!

  3. Sehr schöner Tagesbeginn heute mit Deinem Spruch, liebe Uta! Freue mich auch für Dich zur Entspannung! LG Annegret Coordes

  4. Liebe Uta,
    das ist wirklich ein sehr treffender Spruch.
    Wobei er (wie alles im Leben) nicht immer ganz wörtlich umgesetzt werden kann und sollte.
    Wenn ich in meinem Leben in den Jahren zwischen 30 und 50 nicht so konsequent (vor Allem finanziell) an „später“ gedacht hätte, dann könnte ich mir heute (mit 60) nicht schon leisten, aus dem immer härter werdenden Arbeits-Karussell zum großen Teil auszusteigen. Ich denke jeden Abend: „wie toll geht es mir und wie schön, dass ich mein Leben genießen kann“!
    Liebe Grüße
    Inge W.

  5. LiebeUta, wie immer sehr schön und treffend beschrieben. Ich kann seit einigen Monaten kaum noch hüpfen, zu viele Sorgen und Kummer, krankheitsbedingt durch meinen Mann. Versuche positiv alles anzugehen, was schwer ist. Hoffe auf eine bessere Zeit. Alles Liebe für Dich und eine dicke Umarmung.

    • Ach, liebe Elli… geht es Ferdi immer noch nicht besser? Ich schicke Euch so liebe Gedanken!!!!! Und eine ganz dicke Portion Kraft! Die könnt Ihr sicherlich beide gebrauchen…

  6. „Wer die Gegenwart genießt, der hat in der Zukunft eine schöne Vergangenheit“

    Danke liebe Uta für deine vielen wunderbaren, berührenden, anregenden Texte. Schön, dass es dich hier gibt
    Guten Hüpf ❤️

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