Das Ende ist eben nicht das Ende…

In meinem letzten Artikel habe ich ja bereits über den Tod geschrieben – und dass der seinen Schrecken verliert, wenn man erfährt, dass die Liebe viel stärker ist als er. Der Tod reißt uns zwar nahe stehende Menschen aus unserem Leben. Das Wichtigste – das, was diese Person ausgemacht hat, bekommt er allerdings nicht mit: die Seele. Die Liebe zwischen uns Menschen behält diese bei uns – und das kann uns nichts und niemand nehmen.

Meine Mutter geht in diesem Glauben sogar noch weiter: sie ist der festen Überzeugung, dass die Menschen, die vor ihr gegangen sind, noch ganz bei ihr sind. Ob jetzt als unsichtbare Wesen oder Art liebe Geister – das kann sie natürlich nicht näher benennen. Aber das spielt auch keine Rolle.

Ihr Glaube wurde durch diese Geschichte untermauert: bis vor einigen Jahren hat sie noch alle Fenster meines Elternhauses selber geputzt. Und das bei einigen Scheiben mit buchstäblich halsbrecherischen Methoden, was wieder mal ihre Unerschrockenheit zeigt. Von der Terassentür muss man ca. sechs Stufen nach unten in den Garten gehen – das Fenster nebenan liegt also etwa zwei Meter über dem gepflasterten Steinboden, auf dem auch noch alle möglichen Gerätschaften stehen. Meine Mutter hat dieses Fenster stets nicht etwa mit Hilfe einer Leiter erreicht, sondern, indem sie sich einen Stuhl geholt hat, von dort aus auf die nicht gerade breite Fensterbank geklettert ist und von dort wienerte – indem sie sich mit einer Hand am Fensterrahmen festhielt und mit der anderen wischte.

Man kann es sich schon denken: an jenem Tag waren die Finger meiner Mutter vom Putzmittel so glitschig, dass diese ihr vom Fensterrahmen glitten und sie nach hinten kippte.

In diesem Moment spürte sie eine Hand in ihrem Rücken, die sie zurück an die Scheibe drückte, so dass sie wieder Halt finden konnte. Es war niemand in ihrer Nähe gewesen – zumindest kein sichtbarer Mensch…

Meiner Mutter war sofort klar, was passiert war – sie hat dann nur leise: „Danke, Mama!“ geflüstert und hat ihre Arbeit beendet.

Man kann diese Geschichte unheimlich finden, verrückt oder überspannt. Mir gibt sie seit langer Zeit das Kernstück darin: Halt und Sicherheit!

6 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Liebe Uta!
    Das ist sehr berührend, wie bewahrt deine Mutter bei diesem Beinahe-Unfall blieb, bzw. wie beschützt sie wurde.
    Es ist gut, zu wissen, dass zwischen Himmel und Erde mehr ist. als wir sehen und verstandesgemäß erklären können.
    Lieben Gruß und euch allen einen beschaulichen Karfreitag, der ja nun auch vor allem mit dem Sterben, dem von Jesus, zu tun hat!
    Lieben Gruß,
    Christiane

  2. Liebe Uta,

    „Halt und Sicherheit“ 😊, das ist wirklich wunderbar.
    Mir schlich bei dieser Geschichte eine Gänsehaut über den Rücken, danke.

    Ich finde die Vorstellung deiner Mutter wunderbar. Ich würde fast sagen, meine ist auch so ähnlich (alleine die Fensterputzaktion kann ich unterschreiben, sie erledigt das alles mit ihren 80 Jahren noch selbst). Wie sonst hätte sie all das ohne „sichtbaren“ Schaden überleben können.
    Mit unermüdlichem Glauben hält sie sich aufrecht und gestern sagte sie „alle sind nur vorgegangen und eigentlich noch hier“.

    Meine Mutter hat mir mal gesagt, wie furchtbar ihr der Tod ihrer Mutter vorkam und nie mehr „Mama“ sagen zu können. Vllt sind es so Momente die dann, auch im Alter, wunderschön sind.

    Liebe Grüße

  3. Liebe Uta,
    ja, genau das sind die Situationen ( der Ausdruck wird dem Thema nicht gerecht), in welchen wir die Liebe, den Schutz spüren und das auf uns aufgepasst wird.
    Für mich ist Dankbarkeit ist diesem Zusammenhang ganz wichtig.
    Ich wünsche allen einen besinnlichen Karfreitag, ohne diesen gäbe es keine Auferstehung, und ein gesegnetes Osterfest.
    Dagmar

    • Stimmt, liebe Dagmar! Wir können dankbar sein: für das, was uns die Menschen, die gegangen sind, auf Erden gegeben haben – und was sie uns anschließend schenken!

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