Was ist Eure größte Angst?

In der nächsten Zeit möchte ich mich diesem großen Thema annehmen: der Angst! Ein eher unschönes, aber dennoch auch sehr wichtiges Gefühl. Ein Gefühl, welches oft jeder Logik entbehrt, welches einen anfällt und plötzlich sehr präsent ist, sich anschleicht wie eine Katze der Maus oder was permanent unterschwellig da sein kann.

Angst kann unglaubliche Kräfte in einem hervorrufen, sie kann einen aber auch erstarren lassen und komplett lähmen. Angst kann eine unglaubliche Macht besitzen und leider auch ganze Leben bestimmen.

Im Alltag ist es aber auch wichtig, hin und wieder Angst zu verspüren: dies macht unseren Körper und Verstand wacher, dadurch können wir die sogenannte „Fight-, Flight- oder Freeze-Reaktion“ zeigen – also in den Kampf-, Flucht- oder Starre-Modus gehen – je nach Situation wählen wir instinktiv die Reaktion, die einem am sinnvollsten erscheint, um zu überleben. Angst kann eben auch hilfreich sein: Sie erhöht unsere Leistungsfähigkeit, lässt uns unser Ziel effektiver fokussieren und dient letztendlich dem Schutz vor realistischen Gefahren. Wichtig ist, neben der Angst das Kompetenzgefühl zu behalten, also das Gefühl, die Situation positiv beeinflussen zu können.

Bei Bedrohung läuft im Körper immer dasselbe Programm ab: Unsere Sinne bemerken einen Schatten, ein seltsames Geräusch, einen Geruch und senden diese Nachrichten an eine Schaltstelle in unserem Gehirn. Das meldet nur Millisekunden später: Alarm!

Ausgelöst wird dieser Notruf von der Amygdala – das sind zwei erbsengroße Gebilde ganz tief in unserem Gehirn. Was also klingt wie eine Elfe aus „Herr der Ringe“ ist dafür zuständig, eine Wahrnehmung mit einem Gefühl zu verbinden und „schuld daran“, dass wir überhaupt Angst empfinden, indem nämlich umgehend das Hormon Noradrenalin ausgeschüttet wird: Unser Herz pocht nun wie ein Vorschlaghammer, wir atmen schneller, unsere Muskeln werden besser durchblutet und beginnen vor Anspannung zu zittern. Der Körper ist bereit für Angriff oder Flucht. Dabei vernachlässigt er allerdings andere Aufgaben: Auf einmal können wir nicht mehr klar denken, Hunger oder Müdigkeit verfliegen, manchmal verlieren wir sogar die Kontrolle über unsere Verdauung und die Blase. So kann es schon mal vorkommen, dass man sich vor Angst buchstäblich in die Hosen macht…

Etwas langsamer gelangt die Information aus der Schaltzentrale auch in andere Hirnregionen, die sich einschalten: etwa die Großhirnrinde. Sie ist das Zentrum von Logik und Verstand, analysiert und bewertet die Lage. Ist unsere Angst unbegründet, etwa weil ein Schatten in der Wohnung gar kein Einbrecher ist, befiehlt sie: Schreck, lass nach!

Soweit die Erklärung für eine spontane Angst – ich möchte allerdings mehr auf die lauernde, unterschwellig in uns schlummernde Angst eingehen. Die Angst, die ein ständiger Begleiter ist und an die wir uns wahrscheinlich schon gewöhnt haben. Was aber gar nicht so gut ist… es soll also darum gehen, dieses Gefühl mehr und mehr loszuwerden.

Und darum erst mal die Frage: wovor habt Ihr permanent Angst? Welches Thema lässt die Angst Euer ständiger Begleiter sein?

Ich mache natürlich den Anfang… keine Ahnung, wo das genau herkommt (ich vermute als Ursache eine Übernachtung als Kind bei Verwandten, wo ich einen gruseligen Film gucken „musste“), aber ich habe seit ewigen Zeiten große Angst vor Haien… allerdings auch vor Krokodilen oder Bären. Also eigentlich nicht vor den Tieren als solches, sondern davor, gefressen zu werden. Besonders im Wasser kann mich da ganz schlimme Angst überkommen, so dass ich kaum noch in Gewässer gehe, in denen ich nicht mehr stehen kann. Es ist die Angst, dass „etwas“ von unten kommt, mich packt und runterzieht.

Die andere Angst ist vor dem Tod – also eher vor dem Verlust. Angst davor, noch mehr geliebte Menschen zu verlieren, Angst vor diesem Schmerz und dem schrecklichen Vermissen.

Und was ich dagegen mache, davon erzähle ich Euch ganz bald…

Erstmal bin ich gespannt, wovor Ihr so Angst habt – wenn Ihr darüber sprechen/schreiben wollt….

10 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Meine Gedanken zur Angst vom 15.März 1988 einer Zeit in der es mir sehr schlecht ging

    Auf leisen Sohlen steht sie neben dir.
    Du spürst ihren Atem.
    Dann springt sie dich an wie ein schwarzes Ungeheuer.
    Sie hält dich in ihren Krallen, verzweifelt versuchst du dich zu befreien, aber sie stürzt mit dir in einen tiefen Abgrund.
    Du erstarrst das Atmen fällt dir schwer, endlich gelingt es dir, sie abzuschütteln.
    Aber sie steht immer bereit, sich wieder auf dich zu stürzen.
    Das schwarze Ungeheuer, die Angst.

    Monika L.

    • Wow, liebe Monika – ein echt tolles und erschreckend-berührendes Gedicht, in das man sich gut einfühlen kann. Vielen Dank, dass Du es mit uns geteilt hast!

    • Als Kind hatte ich vor allem Angst…..es gab bald nichts,wovor ich keine Angst hatte….
      Ich war ein sehr ängstliches stilles Kind,das sich nichts traute…
      Heutzutage ist es besser geworden, aber etwas davon bleibt immer….

      • Liebe Sabine, das klingt wirklich nach ganz viel Angst in Deiner Vergangenheit – und ich bin froh, dass Du davon anscheinend schon einiges verloren zu haben scheinst. Eventuell können meine weiteren Artikel zu dem Thema Dir ja auch noch ein kleines bisschen dabei helfen, das würde mich sehr freuen!

  2. Ich habe große Angst, nochmal sehr schwer krank zu werden und wieder so komplett hilflos, vorübergehend blind, als Vollpflegefall in einer fremden Umgebung zu liegen und komplett ausgeliefert zu sein.

    Ich habe Stress, wenn ich krank werde und eigentlich auch im Alltag….wenn ein Bus extrem zu schnell fährt zum Beispiel.

    Aber ich arbeite daran.

    • Liebe Ute, vielen Dank für Deine ehrlichen und berührenden Worte. Das kann man natürlich sehr gut nachempfinden, denn Deine Angst scheint ja auf schlimmen Erfahrungen zu beruhen – und ich wünsche Dir von ganzem Herzen, dass diese komplett der Vergangenheit angehören und Du in eine glückliche und gesunde Zukunft blicken kannst!

  3. Meine reale Angst als junges Mädchen war der Heimweg an unbeleuchteten Gebüsch vorbei, die Faust mit meinem Schlüssel fest zwischen Zeigefinger und Mittelfinger, bereit zum zuschlagen. Es ist nie etwas passiert!!!!

    Meine unreale Angst sind Tunnels. Ich mag keine dunklen Tunnels (sehr oft auf den als Radwegen benutzten Bahntrassen) da hab ich ANGST. Kommt wohl aus der frühkindlichen Erfahrung bei der Geburt. ich habe sehr lange im GeburtsKanal festgesteckt….
    Aber, ich arbeite dran… wenn der Tunnel beleuchtet ist, traue ich mich mittlerweile durch zu radeln.
    Manchmal schafft man es, die Angst zu besiegen… manchmal sucht man auch einen Umweg😄
    Autotunnels bewältige ich mittlerweile problemlos… Gott sei Dank!!!!

    .

    • Liebe Ulrike, vielen Dank, dass Du uns so ehrlich Deine Angst-Geschichten erzählt hast.
      Und ich finde es sehr berührend, dass Du Dich anscheinend sehr mit diesem Thema beschäftigt hast und es weiterhin angehst! Vielleicht können meine kommenden Artikel Dir noch ein kleines bisschen dabei helfen – das würde mich sehr freuen!

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.