Niksen

Nee… ich habe in der Überschrift nicht etwa den anderen Begriff für Meerjungfrau falsch geschrieben – Niksen ist das niederländische Wort für „Nichtstun“ und wird schon seit ein paar Jahren verstärkt als Modewort für einen propagierten entspannten Lebensstil benutzt. Im Vorfeld hat man sich – wie so oft – gerne in Skandinavien bedient: das gab es das sehr bekannt „Hygge“ (= gemütlich) aus Dänemark, das „Lagom“ (= maßvoll) aus Schweden und aus Finnland kam das eher witzige „kalsarikännit“, was soviel bedeutet wie „sich zu Hause alleine in Unterhosen betrinken“.

In der britischen Vogue wurde der Niksen-Trend als erstes verkündet, indem man das Tagträumen anpreist und das Sich-Einlassen auf Langeweile. Die Psychologin Sandi Mann wird in dem Artikel wie folgt zitiert: „Machen Sie es wie ich. Ich schalte regelmäßig alle meine Geräte aus. (…) Außerdem starre ich beim Zugfahren aus dem Fenster.“ Hätte glatt ich schreiben können, denn ich liebe Zugfahren genau aus diesem Grund – so wie ich es überhaupt nicht als Langeweile betrachte, auch so einfach mal aus dem Fenster zu schauen und meine Gedanken in den Himmel zu den vorbei fliegenden Vögeln zu schicken. Auf dass sie sich mitnehmen und weit hinaus tragen – ich weiß ja sowieso, dass sie zu mir zurückkommen.

Man könnte sogar behaupten, das Niksen sei evidenz-basiert – denn immerhin zählen die Niederländer in Studien regelmäßig zu den glücklichsten Völkern. Und Hirnforscher propagieren das süße Nichts-Tun schon seit Jahren als gutes Mittel für ein besseres Leben, denn man hat erkannt, dass wir die kreativsten Phasen genau in derartigen Leerlauf-Momenten erleben. Vielleicht behauptet man deshalb sogar: Die besten Ideen hat man auf dem „stillen Örtchen?“

Ich denke zudem, dass man diesen Lebensstil gar nicht bewusst anstreben sollte – nach dem Motto: Ich setze mich jetzt jetzt auf die Couch und mache mal 3 Stunden gar nichts. Das funktioniert wohl eher nicht, macht das Ganze krampfig und bewirkt wahrscheinlich eher das Gegenteil – man wird kribbelig und nervös, weil sich das schlechte Gewissen in Form der noch nicht zusammen gelegten Wäsche, der ungeöffneten Post und unbeantworteten Emails meldet. Aber wenn sich einfach mal so die Gelegenheit bietet, die Vernunft abgelenkt ist oder gnädig den Mund hält – dann taucht doch mal ein, in die entspannte, stille und warme Niksen-Welt.

Anschließend kann man viel lockerer Weiterhüpfen!

4 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Wow, ich kann Dich voll verstehen! Bei mir ist es auch so: Ich arbeite ja von zu Hause aus, stehe aber immer wieder zwischendurch auf dem Balkon (vor allem, wenn der Computer rechnet und ich eh nix machen kann) und gucke einfach! So toll!

  2. Boah, ich freue mich riesig über diesen Artikel, liebe Uta. Klasse und witzig geschrieben, da lacht meine Seelensonne.
    Ich staune immer wieder über Dein großes Talent, Themen aufzugreifen und dann super lebendig und anregend für uns aufzubereiten. Ich könnte mir gut vorstellen, dass viel mehr Menschen von Deinen unterhaltsamen Darstellungen profitieren würden, wenn sie Dich als Schriftstellerin kennenlernen dürften. Ich empfinde Deine Zeilen immer als wertvoll und bereichernd.

    Ach übrigens: was ist denn „Langeweile“?? Kenn‘ ich nicht! Entspannt hyggeliges Seelebaumelnlassen ist ein Grundbedürfnis, oder!?
    Dir und allen hier einen tollen Start in die neue Frühlingswoche. Herrlich, der Amselmann sitzt bei uns auf dem Dachgiebel und trällert wieder! :-))))))))

    • Vielen, vielen Dank für Deine lobenden Worte, liebe Gabi! Freut mich sehr, dass Du das so empfindest und ich anscheinend immer mal wieder „einen Nerv“ treffe – ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht, wie viele Menschen meinen Blog so lesen – aber ich halte Euch bestimmt nicht davon ab, ein bisschen Werbung dafür zu machen… 😄
      Liebe Grüße an Dich und den Amselmann!

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