Vermeintliches Wunder

Entschuldigt bitte zunächst, dass mein Artikel erst heute und nicht, wie sonst gewohnt, am gestrigen Montag erscheint. Ich habe das ganze Wochenende – inklusive des zumindest hier im Norden stattfindenden Feiertags gestern – gearbeitet und bin da einfach nicht zu gekommen.

Dabei konnte ich es fast kaum erwarten, Euch dieses Foto zu zeigen, welches ich letztens im Internet gefunden habe:

Ein schneebedeckter Felsen – wahrscheinlich irgendwo im Nirgendwo – der aussieht, wie eine nackte Frau, die sich zum Ausruhen mal kurz hingelegt hat. Ich war total fasziniert und habe dann ein bisschen recherchiert:

Zunächst findet man dabei die Information, dass diese ungewöhnliche Felsformation in Alaska, etwa 50km nordwestlich von Anchorage, sein soll. Man spekuliert, ob es eine Pareidolie sein könnte: also das Phänomen, in Dingen und Mustern vermeintliche Gesichter und vertraute Wesen oder Gegenstände zu erkennen. Das beliebte Spiel, Tiere oder Personen in den Wolken zu sehen oder wenn einem aus dem Milchschaum der Kaffeetasse plötzlich ein Smiley entgegenlächelt, dann sind das Pareidolien. Die Wissenschaft hat das natürlich schon eingehend untersucht: „Para“ steht im Griechischen für neben oder gegen und „Eidolon“ für Bild oder Form. Verantwortlich dafür ist die sogenannte Autovervollständigung unseres Gehirns: Um all die Eindrücke, die täglich auf uns einwirken, verarbeiten zu können, ist es darauf ausgerichtet, Dinge wiederzuerkennen. So können wir Situationen schneller einordnen und in Sekundenbruchteilen reagieren.

Man hatte außerdem darüber spekuliert, ob es sich bei der Bergformation, der man den Namen „Sleeping Lady Mountain“ gegeben hatte, tatsächlich um eine Laune der Natur handeln könnte. Selbst die offizielle Seite Alaskas verweist auf den „Mount Susitna“, der wie eine schlafende Frau aussehen würde, wenn man ihn von Westen aus betrachtet.

Die Wahrheit könnte ernüchternd sein: denn die Sleeping Lady ist komplett am Computer entstanden. Auf dem offiziellen Portfolie des Digitalkünstlers Jean Michel Bihorel kann man sich sogar ein kleines Video dazu anschauen, wie er die schlafende Frau als Felsen erschaffen hat. Weiterer solcher Bilder hat der Künstler auf dem Mars „installiert“.

Okay – ich war einen kurzen Augenblick tatsächlich ein bisschen enttäuscht. Aber dann hab ich gedacht: Na gut, es ist jetzt kein wirkliches „Wunder“- aber muss es immer sowas spektakuläres sein, um mich zu berühren, um mich zu beeindrucken, um mich staunen zu lassen? Nein, das ist überhaupt nicht nötig! Ich hab mir das Foto daraufhin noch mal angeschaut und im Prinzip das Gleiche empfunden, weil es ja immer noch dasselbe ausstrahlt: Gelassenheit, Ruhe, die schönste Form von Einsamkeit. Lasst es mal auf Euch wirken und nehmt Euch so viel, wie die Seele tragen kann, mit in Euren Tag!

6 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Liebe Uta, ich freue mich sehr über Deinen faszinierenden Beitrag und bin echt ein wenig beschämt, dass Du Dir nach Deinem sehr arbeitsreichen Wochenende Zeit dafür nimmst, uns mit diesen ungewöhnlichen Eindrücken zu verzaubern.

    Ob nun überraschende „Laune der Natur“ oder großartig umgesetzte Inspiration des Künstlers ……. ich lass‘ mich da gerne einfach mitnehmen.
    Ist es nicht genau das, was wir gerade jetzt in schwierigen und aufreibenden Zeiten so dringend brauchen und suchen: erstauntes Innehalten, Ruhe und Frieden?
    Danke dafür! :-)))

    • Liebe Gabi, das brauch Dich absolut nicht zu beschämen, denn ich schreibe diesen Blog doch total gerne und es tut mir ja selber gut, mir immer mal wieder etwas Schönes/Wichtiges vor Augen zu führen. Denn ich stimme Dir zu: ja, wir brauchen gerade in solchen Zeiten genau so etwas!

  2. Auch wenn das jetzt nun am Computer entstanden ist, gibt es ja jede Menge in der Natur, wo man mit ein kleines bisschen Phantasie etwas „lesen“ kann. Sei es eine Wolkenbildung, z.B. ein Drache oder eine Hexe auf einem Besen … oder eine Baumrinde, in der sich ein Hobbit verewigt hat … oder … 😏. Ich finde das immer schön, wenn ich solche Assoziationen habe. 😊

    • Das sehe ich genauso, liebe Claudia – es brauch gar keine wirklichen „Wunder“, vor denen wir staunend und völlig beeindruckt stehen – die kleinen Dinge machen genauso glücklich, wenn man sie sieht und für sich wahrnimmt.

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