Fordernde Aufgabe

Seit einer Woche bin ich auf meinem für mich wichtigsten und herausforderndsten Einsatz im Rahmen meiner Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin: in einem Hospiz!

Ich hatte mir dieses Praktikum ganz bewusst ausgesucht und gewünscht, weil ich es wahnsinnig wichtig finde, dass es solche Einrichtungen gibt und ich mich selber darin erleben wollte.

Wie Ihr ja wisst und in diesem Blog immer mal wieder gelesen habt: Ich beschäftige mich häufiger mit dem Sterben und dem Tod. Gar nicht mal so sehr mit dem eigenen (wobei ich auch vor nicht allzu langer Zeit mein Testament gemacht habe, weil es mir ein Sicherheitsbedürfnis war) – sondern eher mit dem Verlust geliebter Menschen, mit der Angst vor der Trauer und der Auseinandersetzung damit, was wohl danach kommt. Wie schon mehrfach beschrieben, ist mein Glauben dabei ja folgender: dass ich nämlich überzeugt davon bin, dass die Liebe stärker ist als der Tod und dass das, was die Person ausgemacht hat (oft benannt als die Seele) und die Gefühle, die man mit ihr verbunden hat, für immer bei den Hinterbliebenen bleiben.

Ich habe ja schon mehrfach Erfahrungen mit dem Tod in meiner Familie, im näheren Freundes- und Bekanntenkreis gemacht: mit zahlreichen Ursachen von Krankheit, Unfall bis hin zur gewaltsamen Eigentötung – und ich kann nur sagen: man kann sich nicht an diesen Verlust gewöhnen. Man stumpft also nicht mit der Zahl der Lücken im eigenen Leben ab, ganz im Gegenteil! Doch es ist gut, seinen eigenen Frieden mit der Vorstellung zu finden, was im Anschluss geschieht. Und dass man die Personen zwar nicht mehr sehen, hören, riechen – aber sehr wohl noch spüren kann!

Die Arbeit im Hospiz unterscheidet sich in so vielen Dingen, Einflüssen und Einstellungen von der Pflege im Krankenhaus, dass man es kaum miteinander vergleichen kann.

Von der großen Aufgabe, zu schauen, ob und wie man mit der Tätigkeit in diesem Bereich persönlich klarkommen kann mal abgesehen, ist es für mich eine große Herausforderung, mein für mich typisches Arbeits- und Daseins-Tempo immer wieder zu drosseln.

Da mir alleine schon in der ersten Woche sehr viele Erkenntnisse gekommen sind und ich merke, wie ich mich schon in der kurzen Zeit verändert habe, möchte ich Euch in der kommenden Zeit näher daran teilhaben lassen und Euch ausführlicher in mehreren Artikeln darüber berichten. Keine Sorge: es wird nicht novemberlich trübe und rabenschwarz düster – das Hospiz ist gegen jede Vermutung eher ein sehr friedliche, lebensbejahender Ort! Mehr dazu also demnächst hier…

14 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Sehr schön beschrieben. Ich lese immer wieder sehr gerne Teile von Dir. Ich wünsche Dir eine Gute Zeit im Hospitz und das du den Bewohnern viel von deiner Kraft auf ihrem Weg mitgeben kannst! Eine wichtige Aufgabe, leider sind viele menschen auf ihrem Weg allein und da ist es um so schöner Wenn menschen dort sind die Ihnen zuhören, einfach da sind.

    • Wie schön, dass Du regelmäßig hier bist, reinliest und nun auch mal geschrieben hast, lieber Benedikt!
      Es stimmt – das Sterben ist oft ein sehr einsamer Prozess und das kann im Hospiz zumindest zum Teil ganz gut aufgefangen werden
      Ganz liebe Grüße

  2. Liebe Uta, wow…..was für ein besonderer Arbeitsplatz. Lieben Dank, dass Du uns daran teilhaben lässt.
    Ich möchte mich diesem Thema auch immer mehr stellen. Es geht mir dabei um meine (noch großen) Ängste vor meinem eigenen Tod (das „wie“? und „Kommt was danach“?), genauso wie der Tod von lieben, vertrauten Menschen.
    Wenn alles planmäßig läuft, werde ich erste Berührungspunkte im nächsten Jahr haben: Weiterbildung Sterbebegleitung…….bin aufgeregt und gespannt.
    Herzliche Grüße, Andrea 🙏🧡🍀

    • Liebe Andrea,
      mutiger Schritt von Dir – und so sinnvoll! Wie immer, wenn man sich seinen Ängsten stellt und sie dadurch immer kleiner werden lässt. Denn man muss sich immer sagen: es ist nur die Angst, ein Gefühl – und Du kannst sie beherrschen, wenn Du Dir selber das gefühl gibst und es nicht umgekehrt zulässt!

      • Liebe Uta,
        Ja……puh, mutig 😎😍 aber ich spüre, wenn ich es nicht wenigstens versuche und mich mal einlasse……dann werde ich es bedauern.
        Ich bin offen für das, was passiert, sich zeigt…..welcher Weg entsteht und was es mit mir macht.
        Lg. Andrea ❣

  3. Ich arbeite seit vielen Jahren ehrenamtlich in der ambulanten Sterbebegleitung und in einem Hospiz.
    Ein würdevoller Umgang mit dem Tod nicht nur für den Sterbenden, sondern auch seine Angehörigen, gehört zur Sterbebegleitung.
    Als Sterbebegleiter bin ich für die Seele des Sterbenden zuständig. Der Patient bestimmt selbst wie er seine letzte Zeit gestallten möchte, manchmal reden, singen ,einige möchten auch beten oder nur meine Hand halten. Erlebt habe ich auch viele Stunden voller Freude das Leben friedlich loslassen, oft auch den Tod als Geschenk erlebt. Wenn ich einen sehr jungen Patienten begleite ist es für mich dann besonders emotional. Dann braucht man selber ein stabiles Umfeld und ein ausgefülltes Privatleben, eine Voraussetzung um überhaupt Sterbebegleiterin zu werden.
    Sterbebegleiter brauchen aber auch selbst eine enge Betreuung , zum Beispiel durch psychologische Supervision oder Teambesprechungen.
    Ich habe durch meinen Umgang mit Sterbenden viel über mich selbst gelernt, die Angst vor der eigenen Endlichkeit ist viel weniger geworden, ich bin mir sicher es kommt etwas danach.

    • Liebe Monika,
      ein Hospiz wäre NICHTS ohne die ehrenamtlichen Mitarbeiter, die einen ganz großen Teil der Hilfe für die Gäste dort ausmachen und wirklich wunderbare Arbeit leisten! Bisher hatte ich nur Frühdienst in dieser Einrichtung und habe noch nicht so viele davon gesehen, denn sie kommen meist nachmittags und sitzen dann teilweise stundenlang an den Betten, sprechen, schweigen, geben Kraft!
      Ich kann Dir nur von Herzen meine Bewunderung aussprechen und sagen: die Welt wäre so viel ärmer ohne Menschen wie Dich!

  4. Vor einigen Jahren durfte ich einem mir sehr nahestehenden geliebten Menschen Tag für Tag in seinem Sterbeprozess zur Seite stehen.
    Wir haben gemeinsam gelacht, gekämpft, uns innig von einander verabschiedet und losgelassen in der Gewissheit auf ein Wiedersehen, wie auch immer.
    Diese Wochen haben mich sehr berührt und für immer geprägt! Ich lernte im Hospiz wie befreiend und erleichternd für den Sterbenden ein liebevoll menschlicher Umgang mit diesem sensiblen Thema ist. Letztendlich nahm es uns beiden jegliche Angst und Beklommenheit, die man oft mit dem Tod verbindet.
    Schmerzen können dem Sterbenden meist immer genommen werden. Ich glaube, das Schmerzhafteste ist sicher einsam zu sterben.
    Nähe und Wärme schenken, einfach da sein, das ist so wenig und doch so viel!

    • Ich glaube, dass Euch beiden – dem Menschen, der diese Erde körperlich verlassen hat, und Dir damit eine sehr wertvolle (wenn auch schmerzvolle) Zeit geschenkt worden ist. Diesen Weg gemeinsam und intensiv zu gehen, verbindet für alle Ewigkeit und ich kann mehr als gut verstehen, dass es Dich geprägt und verändert hat, liebe Gabi.

      • Ja, liebe Uta, genau so ist es. Es war für mich schmerzhaft, aber irgendwie auch ein unvergesslich fried- und würdevoller Moment, diesen so wertvollen, geliebten Menschen im Arm zu halten und dann gehen zu lassen.
        Aber Du hast Recht, es ist „nur“ das Körperliche, dass uns verlässt. Liebe verbindet für alle Zeit!

        • Absolut – natürlich ist es dennoch schmerzhaft, weil man nicht mehr mit der geliebten Person lachen, weinen, reden, spazieren gehen oder hüpfen kann – aber die Liebe bleibt einfach und man kann sich die Seele des Betreffenden jederzeit ganz nah holen. Habe ich mehrfach erlebt – und das ist ein großer Trost

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