In den kommenden Artikeln soll es ja um meine momentane Tätigkeit im Hospiz gehen – ein vierwöchiger Einsatz im Rahmen meiner Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin.
Zunächst möchte ich Euch „meine“ Einrichtung ein wenig näher vorstellen: das Hospiz ist an ein Krankenhaus in einer Kleinstadt zwischen Lüneburg und Hamburg angeschlossen und verfügt über 12 Zimmer, in denen Menschen mit unheilbaren Krankheiten und ärztlich bescheinigter vermutlich nur noch kurzer Lebensdauer einziehen können. Einziehen ist auch wirklich der richtige Ausdruck, denn die Person wird stets bereits an der Tür von einem Mitarbeiter im Empfang genommen und ins Zimmer gebracht. Die Räume sind allesamt in warmen, hellen Tönen gehalten und gemütlich eingerichtet. Es ist nicht nur erlaubt, sondern besonders gewünscht, dass sie mit möglichst viel Persönlichem der Gäste versehen werden: man sieht ganz oft Fotos der Familie, vertraute Dekorationsgegenstände, das Lieblingsparfum und bevorzugte Naschereien. Vieles, was an anderen Orten niemals gehen würde, ist hier erlaubt: rauchen auf dem Zimmer, Kerzen anzünden, Haustiere mit einziehen lassen.
Und ganz selbstverständlich stehen den nächsten Angehörigen, dem Ehemann, der Tochter oder ähnlichem ein zweites Bett im Zimmer zur Verfügung – geplant oder ganz spontan. Und jeder wird kostenfrei und von Herzen gerne mit dem frisch und lecker gekochten Essen der Hauswirtschafterin mit versorgt. Mittags gibt es stets ein festes Menü – wenn es Gast allerdings Appetit auf etwas ganz anderes hat, wird sich sehr darum bemüht, ihm diesen Wunsch zu erfüllen. An meinem zweiten Tag rollte eine Gästin mit ihrem Rollstuhl in die Küche, als ich dort gerade stand und gab der Köchin ein rausgerissenes Blatt aus einer Zeitung: das Rezept für den Kuchen „Kalter Hund“. Sie meinte: „So hat meine Mutter den immer gemacht – das wäre doch mal was!“ Eine Mitarbeiterin ging dann noch am selben Tag Zutaten kaufen und präsentierte am folgenden Tag einen wunderbaren „Kalten Hund“…
Der Tod ist auch in der Flureinrichtung irgendwie immer präsent – aber auf eine ganz friedliche, schöne und herzliche Art und Weise: das Motiv Engel taucht ganz oft auf, dann stehen mehrere Skulpturen auf Sockeln mit Plaketten der Aufschrift „Die Liebenden“, „Der Abschied“ oder „Die Nähe“ und an einer großen Wand ist ein riesiger Baum gemalt mit ganz vielen selbst gestalteten, bunten Blättern – darüber erzähle ich Euch beim nächsten Artikel, wenn es um die Rituale in dem Hospiz gehen soll.
Liebe Uta, so wie Du die letzte Heimstatt für die todkranken und leider bald sterbenden Gäste erlebst, sollte es eigentlich in jedem Hospiz sein. Wärme, Geborgenheit und für die Schwerstkranken das Gefühl des absoluten herzlichen Angenommenseins schenken den Betroffenen auf ihrem schmerzlichen Weg (zumindest solange sie ihn noch bewusst erleben) das elementarste, wichtigste für Menschen überhaupt: Menschlichkeit. Das schenkt ihnen Vertrauen und auch Trost.
Danke für Deine Worte!
Ich habe ja keine Vergleichsmöglichkeit – kann mir aber vorstellen, dass sich Hospize in ihrem Leitbild sehr ähneln – es lediglich in Nuancen Unterschiede gibt. Ich bin wirklich sehr dankbar, dass es solche Einrichtungen gibt und das ich die Gelegenheit habe, eins davon näher kennenzulernen
Liebe Uta,
was für eine schöne Wahl für dein Praktikum, so tief und berührend du darüber schreibst – da kann ich nur noch schlucken.
Da ich selbst lange Zeit im medizinischen Bereich tätig war, habe ich dort in einem !christlichen! KH den berühmten dicken Hals bekommen, wenn für die Sterbenden oft nur ein „Abstellraum“ da war.
Wie schön ist es heute, dass es Hospize gibt und Menschen wie dich ♥️🙏
Genau das, was Du von der Krankenhaus-Situation mit sterbenden oder verstorbenen Menschen schreibst, geht mir auch auf eine sehr ungute Art sehr nahe, liebe Dagmar. Oftmals haben die dort Beschäftigen leider gar keine andere Möglichkeit – die Situation im Krankenhaus gibt einen würdevollen Umgang oftmals gar nicht her – auch, wenn sich darum wirklich bemüht wird. Damit kann ich nicht wirklich gut umgehen.