Die Sache mit dem Weinen

Die letzte Woche war in meinem Blog hier ja erfüllt mit Lachsalven, denn die Kraft des Lachens war Thema einer kleinen Serie. Es ist da nur naheliegend, das direkte Gegenteil davon nun anzuschließen – und außerdem gibt es einen aktuellen Anlass.

Im Prinzip ist das Weinen aber nicht das direkte Gegenstück zum Lachen – ich finde, da gibt es viele Parallelen. Und beide Gefühlsausbrüche gehen ganz oft Hand in Hand: vor lauter Lachen laufen mir häufig die Tränen – und wie oft grinst man, obwohl einem so ganz anders zumute ist?!?

Es ist schade, dass das Weinen nicht ebenso gesellschaftsfähig wie das Lachen ist, oder? Ich beneide manchmal Kinder um ihre Hemmungslosigkeit: sie weinen, brüllen, heulen lauthals in der Öffentlichkeit, es stört sie kein bisschen, dass man sie hört und ihre Gefühle sieht. Als Erwachsener weint man eher heimlich, zuhause und im geschützten Raum. Bei mir ist das Weinen eine absolute Vertrauenssache: Menschen, vor denen ich meinen Tränen freien Lauf lasse, die stehen mir nah genug – vor denen muss ich mich selber nicht permanent kontrollieren. Bei Menschen, vor denen ich weine, weiß ich, dass sie mich auch dann noch mögen und schätzen, wenn meine Nase läuft, ich mich gehen lasse und buchstäblich alle Schleusen öffne.

So offen ich auch sonst bin und wie sehr ich zum Beispiel auch hier viele Menschen in meine Seele blicken lasse, das direkte Zeigen meiner Traurigkeit oder meines Schmerzes fällt mir sehr schwer.

Dabei gibt es bestimmt genauso viele Dinge, die mich zum weinen bringen, wie zum lachen: meine Augen laufen über, wenn ich gerührt bin, wenn ich mich freue, bei der komplette Bandbreite einer seelischen Verletzung, wenn etwas meine Seele berührt – eine Musik, ein Mensch, ein Augenblick oder ein Film.

Am Samstag habe ich „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ gesehen und kann berichten, dass meine Sofakissen anschließend einen Trockner-Durchlauf hätten gebrauchen können. Ganz tiefe Liebe, schlimme Krankheiten, der Tod und die richtigen Worte – das fasst es sehr grob zusammen und war ein Grund, warum ich mir am Sonntag morgen neben dem Kaffee noch eine Kühlkompresse für die geschwollenen Augen ins Bett geholt habe…

16 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Liebe Uta!
    Da bin ich ganz bei dir 👍
    Und dieser Film hat mich auch zum weinen gebracht…
    Viele liebe Grüße
    Linda

  2. Eigentlich hätte ich den Film auch gerne gesehen, aber ich hab mich nicht getraut …..
    Normalerweise macht es mir nichts aus, wenn ein Film mich zum Schlosshund werden lässt, aber manchmal gibt es auch Zeiten, da tut mir das einfach nicht gut Filme wie diesen zu sehen ……..
    Was das Zeigen von Schmerz und Trauer angeht – da tu ich mich auch schwer mit, will ja auch niemand hören und sehen in unserer Gesellschaft , da geht es um Kraft und Stärke und immer hoch die Rübe ….. aber so in die tiefsten Gefühle dürfen nur sehr wenige Menschen bei mir gucken ……….
    LG Annegret

    • Ja, liebe Annegret – das kann ich verstehen. Manchmal sind die Tage schon schwer genug – da braucht man nicht noch Input von außen, welches einen noch mehr runterzieht. Da sollte man einfach seinem Bauchgefühl folgen

  3. Den Film habe ich vor kurzem auch noch gesehen und mit liefen auch die Tränen in Bächen aus den Augen.
    Ansonsten bin ich auch recht nah am Wasser gebaut, mag das aber nicht gerne öffentlich zeigen – man kann schon häufig genug wie in einem Buch in mir lesen. Ein Kollege hat mich vor Jahren einmal so verletzt bzw provoziert, dass ich vor Wut heulen musste. Das war keine schöne Situation, ließ sich aber nicht vermeiden. Mit meiner besten Freundin hatte ich letztlich ein sehr intensives Gespräch, wobei uns dann irgendwann beide die Tränen liegen, was aber völlig ok war und wir am Ende beide lachen müssten, dass wir so gefühlsduselig sind. Wie schon zum Kerkeling Film gesagt: lachen und weinen liegt manchmal ganz nah beieinander. Habt einen schönen Abend! Christina

    • Dafür sind beste Freundinnen doch auch fast da, oder? Das man sich da gefühlsmäßig völlig fallen lassen kann. Ich habe eine Seelenfreundin, mit der passiert uns das regelmäßig an unseren Abenden, weil die Gespräche so emotional, intensiv und ehrlich sind… das sind Tränen, die wirklich heilsam sind

  4. Liebe Uta,den Film habe ich 2014 auf dem Flug nach Südafrika gesehen.Da ich eh überfordert mit der ganzen Situation war und schlecht drauf,habe auch ich nonstop geheult.Zumal ich selber im KH arbeite und solche Patienten kenne.Ein traurig schöner Film.Und das Heulen tat gut.Ist wie das Buch“Oskar und die Madame in Rosa“

  5. Hallo Uta,
    ich musste bei diesem Film auch weinen. Das doofe war nur, dass ich ihn im Flugzeug gesehen habe🙉.
    Wie du schon sagt, ist es unangenehm vor Fremden zu weinen. Im Flugzeug war es für mich sehr komisch, da ich ja wusste das nicht alle diesen Film gesehen hatten und sicher gefragt haben, ob bei mir alles ok ist. Ich habe natürlich versucht es zu verstecken und es war zum Glück ein Nachtflug.
    Liebe Grüsse

    • Verstehe ich sehr gut, liebe Karin – ist aber auch echt schwer, bei diesem Film NICHT zu weinen… vielleicht auch echt kein richtiger Streifen, um ihn außerhalb der eigenen vier Wände zu sehen, aber das steht ja so nicht im Vorspann… 🙂

  6. Noch ein Filmtipp zum Heulen schoen ist „Haticho“ mit Richard Gere.
    Als ich den Film mir anschaute, ahnte ich nicht, das mir das soooo auf die Tränendrüse haute. Im Laufe des Films wurde es immer schlimmer, weil mein Mann neben mir saß, und der ist der Typ im Sinne von „ist doch nur ein Film“ und nix zum Heulen. Oh mein Gott, der Kloss im Hals wurde megadick.
    Das zum Thema Film und Heulen.

    • Es gibt echt einige Filme – einige kann ich immer wieder gucken und das Weinen wird eher „schlimmer“ als besser… „Wie im Himmel“ zum Beispiel – den habe ich bestimmt schon viermal gesehen, gehört zu meinen absoluten Lieblingsstreifen – und ich weine hemmungslos, wenn Gabriella ihren Song singt…

  7. Das schönste Weinen ist doch das Weinen vor lauter Glück – mir so geschehen, als mein Sohn mir am frühen Morgen eine sMS gesandt hat, guten morgen Oma, heute Nacht ist Dein Enkelkind auf die Welt gekommen, es kamen mir die tränen im Sturzbach vor lauter Glück.
    Irmgard

    • WIE GROSSARTIG, liebe Irmgard!!!! Von Herzen alles Gute an die wunderbare Oma, die Eltern und das neue Erdenkind!!!!!! Freu mich sehr mit Euch – und kann es NUR ZU GUT verstehen, dass man da vor Freude dicke Tränen weint

Schreibe einen Kommentar zu Susanne Antworten abbrechen

Pflichtfelder sind mit * markiert.