Abschied nehmen

Gestern musste ich Abschied von meiner halb brasilianisch/halb deutschen Familie nehmen – das Wochenende haben wir noch alle zusammen in meiner Heimat Krefeld verbracht, um den runden Geburtstag meines Vaters und den meines Bruders ein wenig vor zu feiern. Es waren bunte, laute, trubelige, intensive, innige, vertraute, lustige, wohltuende Tage – die nun leider schon wieder vorbei sind.

Abschied nehmen – das fällt mir ja immer eher schwer. Ich bin einfach nicht gut darin, mich von Altem, Vertrautem, Liebgewordenen zu trennen. Vielleicht mag ich allein deswegen schon Silvester nicht so gerne und bin stets ein wenig traurig, wenn ich bei einem guten Buch, einer tollen Geschichte beim Ende angekommen bin.

Dabei hat das Leben und mein irgendwo im Weltall festgeschriebenes Schicksal es anscheinend ganz anders mit mir gemeint und stellt mich immer wieder vor Veränderungen gravierender Art, lässt mich existenzielle Entscheidungen treffen und ganz neue Wege entlang hüpfen.

Auch das Abschied nehmen kann man sicherlich üben und trainieren. Aber wenn es so richtig ins Herz schneidet, dann tut es eben einfach weh. Und das jedes Mal aufs Neue!

Mein Bruder und ich haben eine ganz besondere Verbindung zueinander. Ich denke, niemand kennt mich so gut wie er. Wir können stundenlang reden, obwohl ein einziger Blick genügen würde, um zu verstehen – wir haben exakt den gleichen Humor und lachen uns scheckig miteinander, während andere nur kopfschüttelnd daneben sitzen – wir ergänzen, respektieren und lieben uns. Und da ist der komplette Atlantik zwischen uns einfach zu viel Entfernung. Er fehlt mir ganz oft – es wird mir nach so einer wertvollen gemeinsamen Zeit umso bewusster.

Kennt Ihr das auch? Von wem fällt Euch ein Abschied so schwer?

8 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Mit jedem Ende gibt es auch einen Anfang…
    Hallo Uta,
    ja, natürlich kenne ich den Schmerz eines Abschieds – besonders wenn ein Wiedersehen nicht in Aussicht ist. Und je älter man wird, von umso mehr muss man sich verabschieden. Mutter, Vater, ein langjähriger enger Freund, eine Ehe, ein Beruf… – ja, kenne ich.
    Aber ist nicht jeder Tag ein Abschied? Du kennst sicherlich „Stufen“ von Hermann Hesse. Wenn nicht => lies es! Lies es jedes Mal, wenn Dich die Traurigkeit anschaut!
    Ich habe gelernt / lernen müssen auf das vor mir zu schauen, auf das schöne Neue (auch wenn ich jetzt noch gar nicht weiss, ob es wirklich schön sein wird… 🙂 )

    „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.“
    Liebe Grüße

    • Lieber Michael,
      sehr passend, Dein Gedicht-Vorschlag… natürlich kenne ich „Stufen“ von Hermann Hesse: denn ich habe dieses Werk bei der Hochzeit meines Bruders in der Kirche verlesen. Insofern hast Du mit Deinem Gedanken mehr als einmal ins Schwarze getroffen.
      Und Hesse hat dies mit Deinen Zeilen noch dreimal mehr…
      Ganz liebe Grüße von der Uta

  2. Liebes, ich kenn das auch, hab allerdings keine Geschwister. Mit dem älter werden tun auch die Abschiede mehr weh, empfinde ich. Hab ja eine Weile in LA gelebt und noch viele Freunde u auch Schwager u Schwägerin dort. war die letzten Jahre immer wenigstens 1 x drüben. Nun das letzte x vor 2 Jahren, bedingt durch die Situation hier, du weisst. Und dann denke ich, kannst du noch mal deine Freunde, mein geliebtes Cal. sehen? Klar, wir whattsappen, etc aber das ist es nicht! Wann umarmen wir uns, lachen u haben schöne Stunden zusammen? Das macht mich immer öfter traurig. Abschied von lieben Menschen tut weh, was hab ich geheult als wir uns auf Juist verabschiedet haben, und ich bin nicht Deine Schwester! Freu Dich auf das nächste Wiedersehen, tel so oft es geht, ihr Jungen habt alle Zeit der Welt, deshalb ist auch hier alt werden Scheisse, tschuldigung! Fühl Dich umarmt, denk an die tolle Zeit mit Bruderherz

    • Liebe Elli,
      och Mensch – dass Du bei unserem Abschied geweint hast, wusste ich gar nicht – da schicke ich doch gleich nochmal ne gedankliche feste Umarmung in Deine Richtung!
      Kann Deine Gedanken und Deine Traurigkeit wegen Deiner Lieben in der Ferne nur zu gut nachvollziehen – und ich wünsche Dir von ganzem Herzen, dass Du sie bald wiedersehen kannst, weil die Situation zuhause es zulässt!

  3. Hallo Uta, ich bin der – mit der E-Mail Anfrage bezgl. Fewo auf der Insel. Ich habe Dich zum ersten Mal in der WDR-Doku über Juist gesehen und war begeistert – wieviel Energie du ausstrahlst – das kann man nicht lernen – das muss doch gelebt werden. Ich habe dein Foto gesehen – wie du mit deinen Eltern auf dem Bahnsteig sitzt. Kennst Du das, man sieht ein Foto und „bang“ – bist du mittendrinn! Deine Gedanken sind doch völlig normal – mit deinem philosophischen Denken übst du doch praktisch und bereitest dich zukünfig auf solche Situationen vor. Winke dem Zug hinter – mit all seinen schönen und auch traurigen Erinnerungen und sei gewiss, dass der Fahrplan des Lebens dir einen neuen Zug einfahren lässt. Nur du alleine entscheidest, wann du das Einfahrtsignal auf grün stellst. Liebe Uta, bleib deinen Gefühlen treu – höre auf deinen Bauch – wer wenn nicht du!

    • Vielen Dank, lieber Holger – und herzlich Willkommen hier im Blog! Schön, dass Du den Weg auch hierhin gefunden hast!
      Ja, ich liebe dieses alte Bild von meiner Familie und mir auf dem Bahnsteig – und es lädt tatsächlich zu weiterführenden Gedanken ein: vielen Dank, dass Du die meinigen dabei weiterhüpfen lässt!
      Alles Liebe und viele Grüße

  4. Liebe Uta, Zeit mit geliebten Menschen ist so wertvoll und es tut mir immer sehr weh, wenn man sie (zumindest räumlich gesehen) verlassen muss.
    Aktuell aber habe ich schon jetzt „Herz-Wehen“, weil der Abschied von Juist (Fr) mit all den tollen Menschen und dem unfassbar herrlichen Badewetter kurz bevor steht. Einziger Trost: wiederkommen!!
    Liebe entspannte, sandige Inselgrüße, Gabi :-))

    • Liebe Gabi,
      oh, das kenne ich – diesen Vorab-Schmerz… den man bereits spürt, obwohl die Zeit noch gar nicht da ist. Gutes Thema für einen nächsten Artikel, das greife ich mal auf und schreibe darüber!
      GENIESSE einfach noch Deine Inselzeit – sie ist noch nicht vorbei und jede Sekunde zählt/ist kostbar!!!!!
      Liebe Grüße bitte an das Meer!

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