Nachtrag zu „Singen ist wie hüpfen“…

Wo ich jetzt hier vor den vielen schwarzen Tasten mit den weißen Buchstaben und Zeichen sitze und meine Finger darüber schweben, um die Worte zu bilden, wird mir bewusst, dass ich sie so noch nie ausgedrückt habe. Ich habe noch nie jemandem erzählt, was ich Euch nun schreiben werde.

Schon seit ich klein war, bin ich wahnsinnig empfänglich für Stimmungen. Ich wittere den kleinsten Hauch davon in der Luft und nehme ihn auf. Seit ich lebe, lerne ich den Umgang damit: den nötigen Abstand zu waren, oder zu spüren, dass ich die Gefühle anderer zu nah an mich rangelassen habe. Ich halte es eher für eine Gabe – ab und zu dann auch mal für einen Fluch…

So ist es dann halt auch so, dass mich große Gefühlswellen stets fast umhauen – wenn also viele Menschen zusammen ein großes Empfinden teilen und es zum Ausdruck bringen, dann rollt das wie ein Tsunami in meine Seele. Gewalttätige Auseinandersetzungen oder aggressive Gruppen erschrecken mich bis ins Mark – auf der anderen Seite weiß ich auch bei tausendfacher Begeisterung und gemeinschaftlichem Jubel kaum, wie ich das verpacken soll.

Es war schon immer so, dass der Applaus vieler Menschen, die damit ihre Anerkennung und ihre Freude über einen gelungenen Auftritt zum Ausdruck bringen, mir jedes Mal die Tränen in die Augen treibt. Dieses Gemeinschaftsgefühl und dieses „Wir alle zusammen danken Dir!“ für den Adressaten erfüllt immer mein Herz und ich freue mich so sehr mit ihm.

So eine Bugwelle von Emotionen in seiner schönsten Art zeigte ja auch das Video des Koolulam-Projekts in Israel, welches ich Euch im letzten Artikel vorgestellt habe. Und ich kann es nicht anders beschreiben: dieser kleine Film lässt mich von Herzen weinen. Denn er gibt mir das unfassbar gute Gefühl: so lange es noch solche Momente gibt: voller Freude, Liebe, Zusammenhalt, den Glauben an das Gute und die Menschlichkeit – so lange kann diese Erde einfach eben DOCH eine schöne Welt sein…

Ganz wunderbares Wochenende wünsch ich Euch!

 

20 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. 💖💞
    Ich wünsche dir ein wunderschönes Wochenende, du liebe Feinfühlige Uta.
    Von Herzen fühl dich gedrückt
    Liebe Grüße
    Dagmar

  2. Liebe Uta, wieder sehr schön beschrieben! Die letzte Zeit war ich hier bei Dir nicht so fleißig, aber jetzt kann ich wieder mithüpfen. Ferdi hatte eine HerzOP und alles ist gut verlaufen, nun hüpf ich wieder und bin froh und dankbar!! In diesem Sinne wünsch ich Dir und Deinen Lieben ein wunderschönes WE und drücke Dich, Deine Elli

    • Das verstehe ich sehr gut, liebe Elli! Freu mich, dass die OP gut verlaufen ist, wünsche gute Besserung und bin ganz optimistisch, dass Dein Ferdi in Deiner Gegenwart ganz schnell wieder auf die Füße kommt!

  3. Wie wunderschön, denn Du siehst mit dem Herzen! Das macht Dich zwar auch verletzlich, aber Du nimmst Beglückendes besonders intensiv wahr.
    Genieße Dein wohlverdientes Wochenende liebe Uta!

  4. Liebe Uta!
    In deinen Worten finde ich mich wieder.
    Hast du schon einmal den Begriff ‚High Sensitive Persons‘ (HSP) gehört/gelesen?
    Es gibt Menschen, deren Gefühle und Empfindungen sind wesentlich intensiver als bei ‚Durchschnittsmenschen‘.
    Manches wird dadurch komplizierter und ich habe mich früher oft gewundert, warum die Menschen um mich herum nicht genauso intensiv empfinden.
    Jetzt verstehe ich es besser und genau wie du möchte ich diese Intensität nicht missen.
    Vieles ist dadurch anstrengender, stets so viel zu fühlen kann auch viel Kraft kosten, macht es schwer, zur Ruhe zu kommen. So Vieles wird aufgenommen, gespürt, das muss erst einmal verarbeitet werden.
    Aber auch ich möchte nicht anders sein, weil diese intensiven Gefühle andererseits auch eben besonders schön sind und gut tun.
    Die Welt bräuchte vermutlich oft viel mehr dieser empfindsamen Menschen.

    Ganz lieben Gruß,
    Christiane

    • Liebe Christiane,
      hat man mir schon auf Facebook gelesen, dass ich das mal testen lassen sollte. Find ich sehr spannend – und ich werde das auf jeden Fall machen und hier wieder darüber berichten. Vielen Dank für den tollen Tipp!

      • Liebe Uta, ich denke nicht, dass du dich auf HSP testen lassen musst. Aus deinen vielen, tief emotionalen Artikeln geht ganz klar hervor, dass du ein besonderes emphatisch veranlagter Mensch bist. Dazu braucht es keinen Test. Was soll er dir bringen? Dass du weißt, warum du bei besonderen Gelegenheiten anders reagierst, als viele Mitmenschen? Bleib so wie du bist. Lache und weine wann immer dir danach ist. Denn nur mit dem Herzen sieht man gut 💞💖. Das wusste schon der „Kleine Prinz“ 😘
        Fühl dich umarmt 😊

        • Liebe Margarte, vielen Dank für Deine ganz tollen Worte – ich möchte mich aber dennoch ein wenig mit dem Thema befassen – finde es schon sehr spannend. Und ich denke schon, dass man sich dadurch vielleicht noch ein wenig besser verstehen und kennenlernen kann. Der Test war dabei tatsächlich eher unnötig und zweitrangig – siehe meinen nächsten Blog-Artikel.

  5. Hallo liebe Uta,
    an den Begriff „Hochsensibel“ habe ich auch gleich gedacht, als ich Deinen letzten Eintrag gelesen habe. Ich bin auch so eine „Vielfühlerin“, habe mich seit meiner Kindheit schon immer gefragt, warum ich irgendwie anders bin, anders denke, anders fühle, andere Interessen und Vorlieben habe. Oft habe ich mir gewünscht, einfach „normal“ zu sein. Erst vor ca. zwei Jahren bin ich auf dies Thema gestoßen, als die Hochsensibilität bei meinem kleinen Sohn entdeckt wurde.
    Seit dem wir beide (und auch der Rest der Familie) wissen und akzeptieren wie wir „ticken“ und in unserem Alltagsleben Rücksicht darauf nehmen, wissen wir, dies Temprament ist ein Geschenk!
    Ich bin da ganz bei Dir, Christiane: die Welt wäre wahrscheinlich ein kleines bisschen besser, wenn die sensiblen mehr Gehör hätten.
    Ich wünsche Euch noch ein wunderschönes Wochenende!
    Viele Grüße,
    Melanie

    • Liebe Melanie,
      vielen Dank für Deinen tollen Kommentar! Sag, wie hast Du das denn herausgefunden, dass Dein Sohn und Du hochsensibel seid? Würde das gerne auch bei mir testen…
      Es grüßt Dich ganz lieb die Uta

      • Das war schon ein etwas längerer Prozess: unser Sohn war schon als Baby ein sehr waches Kerlchen, der seine Augen überall hatte. Er konnte auch sehr früh sprechen und war seinen Altersgenossen immer weit voraus. Aber seine „Trotzphase“ war sehr heftig ausgeprägt und wollte partout kein Ende nehmen. Grundsätzlich ein total liebes, tolles Kind und im nächsten Moment aggressiv, überdreht – wie ausgewechselt. 1000 gute Ratschläge und viele Arzt/Psychologenbesuche weiter bekamen wir von einer Heilpraktikerin den Hinweis auf die Hochsensibilität. Sie sagte das immer wieder und voller Überzeugung „der Junge ist hochsensibel! “
        Bei Goggle eingegeben (da uns der Begriff fremd war), war schnell klar, dass wir nicht allein mit dem Thema sind.
        Ich habe mittlerweile seeeehr viel gelesen, und das war wie eine Offenbarung für mich. Ich habe oft gedacht „Hey, das bin ja ich!“ Das Lesen und die Beschäftigung mit dem Thema hat uns mehr gebracht als die Tests im Netz. Trotzdem sind die bestimmt für den Anfang hilfreich.
        Mittlerweile sage ich ab, wenn mir etwas zu viel ist, habe gelernt, nein zu sagen (meistens zumindest😉), mir Pausen zu nehmen etc., egal was andere denken oder sagen.
        Bei meinem Sohn haben wir sehr viel Glück mit der Grundschule gehabt. Hier gibt es mittlerweile eine Arbeitsgruppe, die sich „irgendwie anders“ nennt. Hier wird besonders auf die Bedürfnisse der HSP eingegangen, wie auch im Unterricht (Ohrenschützer gegen zu viel Lärm, Auszeiten etc.)
        Seit dem unser Sohn merkt, so ernstgenommen zu werden, geht er wieder gern zur Schule und hat nur noch sehr selten aggressive Aussetzer, ist recht ausgeglichen. Aber wir stellen unser Leben wirklich darauf ein, wofür lange nicht jeder Verständnis hat. Das nehmen wir aber gern in Kauf, denn es fühlt sich endlich gut und richtig an! 😊
        Liebe Grüße, Melanie

        • Liebe Melanie, vielen Dank für die Ausführungen und Deine Geschichte. Ich finde das Thema echt total spannend und werde mich da in Zukunft näher mit beschäftigen. Ich hatte den Begriff zwar auch mal gehört, aber mich nie damit befasst – dabei scheint es fest in mein Leben zu gehören… 🙂

  6. Liebe Uta, vor Monaten bekam ich einmal zu hören, dass ich zart besaitet sei. Auf der Suche nach Informationen zu meinem mir vertrauten Wesenszug gelangte ich zu der Plattform für „HIGHLY SENSITIVE PERSONS (HSP)“. Unter „https://www.zartbesaitet.net/“ konnte ich mich unverbindlich und völlig anonym informieren. Der HSP-Test ist m.M. nach sehr allgemein aufgestellt, kann aber gut Anhaltspunkte vermitteln.

  7. Hallo Uta,
    ich kann dich gut verstehen. Mir geht es genauso. Bei Musik oder auch wenn ich Sachen im Fernseh oder Kino sehe kommen mir die Tränen. Bei dem Film Marley und ich heule ich jedes Mal, da er mich an unseren verstorbenen Hund erinnert und obwohl ich weiß, dass ich weinen muss schau ich ihn gerne an. Noch schlimmer ist es, wenn es mir nachstehende Menschen betrifft. Auch wenn es Freudentränen sind.
    Wie du ja weißt bin ich ja Krankenschwester und ich habe ( als ich noch gearbeitet habe) schon oft mit ein paar Tränen verdrückt wenn jemand gestorben ist. Vor allem wenn die Ängehörigen dabei waren und man gespürt hat wie nah und liebevoll sie mit dem oder derjenigen verbunden waren. Oder bei Pat. die lange oder oft (zB wegen Chemotherapie) bei uns waren.
    Vielleicht sagen jetzt manche, dass sei unprofessionell aber ich finde finde es besser als ein „Eisklotz“ zu sein.
    Liebe Grüße
    Karin

    • Das hat mit unprofessionell nichts zu tun, liebe Karin! Ich finde, auch mit Erfahrung, mit notwendigem Abstand und eben mit Professionalität darf man doch auch noch menschlich bleiben. Und Empathie zeigen, Mitgefühl empfinden und eine gewisse Nähe zulassen – das ist für mich nur menschlich!

  8. Hallo Uta,
    ich lese hier auch schon länger still mit und habe oft im stillen zu dem genickt, was Du schreibst. In diesem Artikel hier finde ich mich noch mehr wieder, als in allen anderen, es ist, als ob Du mich beschreibst. Auch ich werde oft von großen Gefühlsanstürmen regelrecht überwältigt, das kann extrem toll sein, aber auch sehr anstrengend. Ich kann zum Beispiel mit schlechter Stimmung um mich herum überhaupt nicht umgehen, dann leide ich fast körperliche Schmerzen, egal, ob ich irgendwie daran beteiligt bin, oder nur als Beobachter in solch eine Situation hineingezogen werde.
    Bis vor wenigen Jahren wusste auch ich nicht, dass ich da anders bin, als viele andere Menschen, ich kenne es ja nur so. Auf der einen Seite hat es geholfen, das zu wissen, auf der anderen Seite macht es mir das Miteinander mit meiner Umwelt auch oft noch schwerer.

    Toll finde ich den Post einer Mitkommentatorin hier, deren Umfeld sich darauf eingestellt hat, das würde ich mir auch wünschen. Ich scheitere da leider sogar schon bei meiner eigenen Mutter, die das komplette Gegenteil von mir ist. :-/ Ich habe ihr einmal versucht klar zu machen, dass das, was sie in einer bestimmten Situation tun würde, eben nicht das ist, was sich für mich gut anfühlt, eben weil ich diese Anlage habe. Meine Mutter hatte davon noch nie gehört, war auch nicht bereit, sich damit zu beschäftigen, schien es für.eine Art psychische Störung zu halten. Ihr Kommentar war dann auch nur, ob es „Medikamente dagegen“ gäbe. Das hat mich extrem verletzt und mir noch mehr das Gefühl gegeben, irgendwie von allem ausgegrenzt zu sein. Ich hadere sehr damit, das ich in einer Welt der Ellenbogen immer wieder scheitere.

    Versteh mich nicht falsch, ich empfinde die Hochsensibilität auch als eine Gabe, ich finde nur einfach meine Nische in unserer Gesellschaft nicht, in der ich dieses Potential ausschöpfen kann und wo es auch gewürdigt, statt als Schwäche angesehen und oft auch ausgenutzt wird.

    Liebe Grüße
    Nessa

    • Liebe Nessa,
      vielen Dank für Deine Nachricht, Deine Ehrlichkeit und Deine Geschichte. Es tut regelrecht weh, was Du über Deine Mutter schreibst und ich würde Dir wirklich mehr Verständnis wünschen. Auf der anderen Seite ist dies etwas, was ich Dir dazu auf den Weg geben möchte: Ich glaube, dass wir unsere Eltern (oftmals Kriegsgeneration) sehr häufig überfordern mit unserer heutigen Art, uns selbst zu reflektieren, an uns zu arbeiten und nach Wegen zu suchen, mehr bei sich selber zu sein usw. Unsere Eltern sind ganz anders aufgewachsen, hatten gänzlich andere Probleme und Sorgen – das meine ich dabei absolut nicht wertend! Ich denke nur, dass es zwischen der vorherigen und unserer Generationen einen so heftigen Bruch gibt, was eben das Selbstbild und den Kampf damit angeht, dass es überhaupt kaum Verständnis geben kann.
      Vielleicht schaffst Du es, diesem Gedanken ein wenig Platz zu machen und vielleicht stimmt Dich das auch ein bisschen milder Deiner Mutter gegenüber – die es in IHREM Sinne bestimmt nur gut mit Dir meint. Dass dies nicht immer – oder sogar oft nicht gut tut, davon können wir wahrscheinlich alle hier ein Lied singen.
      Betrachte Deine große Sensibilität wirklich als Gabe – sie ist ganz sicher oft anstrengend, ich weiß genau, was Du meinst: aber sie macht Dich eben auch zu etwas Besonderem, zu einer bestimmt ganz tollen Zuhörerin, zu einer ganz besonderen Freundin, Partnerin usw.
      Deine Nische zu finden, ist bestimmt schwer – als erstes gehört dazu auf jeden Fall, sich selber nicht als ausgegrenzt zu sehen – sondern sich komplett so anzunehmen, wie man ist: und Du bist toll!!!! Vielleicht denkst Du mal über ein Ehrenamt nach – wo Du Dich mit Deiner Gabe einbringen und ganz bestimmt sehr vielen Menschen damit ganz viel geben kannst!
      Alles Liebe von der Uta

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