Der Blick auf Andere – Teil 1

ACHTUNG: Diese neue kleine Serie wird eine sehr selbstkritische werden… Klar möchte ich sanfter mit mir selber umgehen und Euch damit auch ein gutes Beispiel sein. Aber das soll natürlich nicht den kritischen Blick in den Spiegel verhindern, der zwischendurch einfach mal sein muss. Sonst entwickelt man sich nicht weiter – und Stillstand bremst jedes Hüpfen!

Vor kurzem habe ich eine sehr interessante Dokumentation über die Kinderarmut in Deutschland im Fernsehen gesehen. Es wurde ein bestimmter Stadtteil in Berlin gezeigt, verschiedene Familien vorgestellt, ihre Probleme erzählt und die Konsequenzen einer Armut anhand mehrerer Beispiele erklärt. Sehr gut gemacht – und es hat mich nachhaltig beeindruckt.

Dabei kamen auch mehrere Prominente zu Wort, die selbst in solchen Vierteln aufgewachsen waren und es durch Fleiß, Glück oder Beharrlichkeit aus ihrem Schicksal raus geschafft haben – was ich nur bewundern konnte: Tim Raue, der massiv von seinem Vater misshandelt worden war und mittlerweile zu den 50 besten Köchen der Welt gehört – Kevin-Prince Boateng, der schon als Kind sein Fußball-Talent für sich selbst entdeckt hat und nie aufhörte, an seinen Traum zu glauben – und Detlef D Soost.

Alle drei haben schonungslos und mit brutaler Ehrlichkeit ihre Geschichte erzählt – die von Detlef D Soost hat mich fast am meisten bewegt: Er wurde in eine ärmliche, aber bis dato noch intakte Familie hineingeboren. Durch seine Hautfarbe war aber schnell klar: seine Mutter hatte eine Affäre mit einem schwarzen Mann gehabt, woraufhin sich ihr Mann trennte und der steile Weg bergab begann: seine Mutter wurde immer depressiver, kümmerte sich überhaupt nicht um Detlef, die Schwester gab ihm die Schuld für das Zerbrechen der Familie und eine Vaterfigur gab es einfach nicht. Mit 4 Jahren fand Detlef D Soost seine Mutter nach einem Selbstmordversuch in der Küche, sie überlebte, doch ihre Krankheit verschlimmerte sich rasant, so dass Detlef nie Liebe erfuhr und ab 10 Jahren in wechselnden Heimen aufwuchs.

Heute ist Detlef D Soost nicht nur Deutschlands erfolgreichster Choreograph und Tanzlehrer – sondern eben auch glücklicher Vater und Ehemann. Natürlich hat man ihn in schon diversen (zugegebenermaßen nicht sehr gehaltvollen) Fernsehsendungen gesehen – und ich muss es so sagen: ich fand ihn nie sonderlich sympathisch. Er kam mir total arrogant vor, überheblich und abgehoben.

Ihn nun in dieser Dokumentation zu sehen, wie er mit seinen Tränen kämpfte, die Stätte seiner zerrütteten Kindheit aufsuchte und davon erzählte, wie er sich mühsam ein lebenswertes Sein erschaffen hat – das hat mich tief bewegt – und auch tief beschämt.

Denn es hat mir mal wieder vor Augen geführt, wie schnell man doch urteilt – und vor allem VER-urteilt.

Hinter jedem Menschen steht eine Geschichte – natürlich sind nicht alle so traumatisch, aber jeder hat seine Päckchen, seine Verletzungen, seine Prägungen und seine Einflüsse. Jeder hat die Berechtigung, genau so zu sein, wie er ist oder geworden ist. Denn jeder hat sich zu einem Teil für seinen Charakter entschieden – wurde aber auch von einem anderen Teil vom Leben so gemacht. Und wieviel sieht man als buchstäblich Außenstehender von der Geschichte, die dahinter steht?!?

Einen Bruchteil… man kennt selbst vom Partner, dem Bruder oder der besten Freundin nur einen Teil – vom Nachbarn, dem Gegenüber in der Straßenbahn oder der Verkäuferin im Supermarkt rein gar nichts… und doch ist man oft schon beim ersten Blick dabei, abzuschätzen und in eine Schublade zu stecken.

Ich bin dankbar für diese natürlich auch schmerzhafte Selbsterkenntnis – und hab dazu in den nächsten Tagen noch ein paar mehr Gedanken…

 

34 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Liebe Uta, dieses Sendung habe ich mit meiner Tochter geschaut. Wir waren beide genauso bewegt und erschüttert zugleich. Das Schicksal von Detlef D. Soost hat mich insofern aufgerüttelt, dass ich genauso ein Schubladendenken über ihn gehabt habe wie du. Im Nachhinein stelle ich fest : Wenn ich solche Bedingungen in meinem Leben gehabt hätte, wäre ich evtl. auch unnahbar, arrogant und alles andere. Der zweite Blick ist es. Hinter JEDEM steckt ein Schicksal mal besser, mal schlechter – aber der zweite Blick muss sein, damit wir ins alle mit Wertschätzung und Achtsamkeit begegnen können. Mir fällt in solchen Situationen auch immer ein, die Dankbarkeit nicht zu vergessen.
    Dir und allen Uta – Bloggern einen schönen Tag 💖💖
    Dagmar – 57

    • Liebe Dagmar,
      ich fände es fast noch besser, wenn man den ersten Blick schon mit dem Wissen der Unwissenheit schaffen könnte: also wenn ich jemanden anschauen könnte und dabei im Hinterkopf habe, dass ich sein Schicksal, seine Geschichte und Hintergründe nicht kenne…
      Die Dankbarkeit ist absolut wichtig, da hast Du so Recht!

  2. …… oder vielleicht sogar noch eine Variante: ich schaue mein Gegenüber mit einem Blick an, der auf seine Qualitäten gerichtet ist. Dieser Blick kann wie Zauberwerk funktionieren und das “verborgene Gute” im anderen hervorlocken.

    • … ich denke, der erste Blick sollte eben immer mit dem Wissen passieren, dass man eben nur auf die Fassade schauen kann. Sowohl das Schlechte – als auch das Gute – ist meistens eben unter den Schichten aus Vergangenheit, Panzer und dem, was das Leben aus einem gemacht hat, verborgen.

  3. P.S.: nachdem, was ihr da so über Detlef Soost berichtet, werde ich diesem Mann jetzt auch nochmal “eine Chance geben” 🙂 Bei mir war er ebenfalls in der “Ekelpaket-Schublade” abgelegt. Ich habe sogar einen Ausspruch aus seiner allerersten Casting-Show abgespeichert, den ich manchmal im Spaß benutze. Da hat er ja die jungen Leute gnadenlos im Training rangenommen und genauso gnadenlos mit der Bemerkung aussortiert “DUUu BIST NICHT IN MEINER BAAAAND!” – Wahrscheinlich hat er diese Vorgehensweise in seinem Leben am eigenen Leib oft genug erfahren müssen…….?!?!

    • Ja, das denke ich auch, dass er in seinem Leben sehr harte Rückschläge bekommen hat. Natürlich sollte er so etwas nicht eins zu eins dann weitergeben – aber das gab wohl auch eher das Format der Sendung her.

  4. Liebe Uta,

    ich finde auch, dass es wichtig ist, hinter die Fassade zu schauen, bevor man jemanden verurteilt. Das heißt aber nicht, dass ich ihn deswegen mögen muss. Ich nehme mir weiterhin die Freiheit heraus, Menschen zu mögen oder nicht zu mögen, egal wie die Geschichte dahinter ist. Ob man jemanden sympathisch findet oder eben nicht, hat meiner Meinung nach nichts mit verurteilen zu tun.

    • Da gebe ich Dir total Recht, liebe Gitta!!! Der Jugendpsychiater, bei dem ich mal einige Seminare über die SET-Kommunikation besucht habe, sagte: “Es ist wichtig, schwieriges Verhalten zu verstehen. ABER VERSTEHEN HEISST NICHT, EINVERSTANDEN ZU SEIN. “ Das ist ein Schlüsselsatz für mich geworden! Wenn ich die Hintergründe kenne und mich ehrlich bemühe, den ganzen Menschen zu sehen, dann nährt sich meine Reaktion nicht nur durch Vorurteile und ich kann besser mit dem anderen in Kontakt treten und ihm leichter positive Gefühle entgegenbringen. Deshalb muss ich ihn dann ja noch lange nicht in “meinen innersten Kreis hineinlassen”.

      • Ja, so ist das sehr gut erklärt, liebe Lydia! Ich muss den Gegenüber sicherlich nicht toll finden – aber ich kann ihn dennoch so lassen, wie er ist!

        • Diesen Schlüsselsatz von Lydia würde ich auch zu 100% unterschreiben. Aber was, wenn ein schwieriges Verhalten die nächsten Mitmenschen so negativ beeinflusst, dass Sie darunter leiden? Und man merkt, dass die Person selbst auch darunter leidet, sie aber nicht wahrhaben will, dass es durchaus hilft, sich Hilfe zu holen, sondern lieber die nächsten Mitmenschen für seine Unzufriedenheit verantwortlich macht? Ist da die einzige Lösung, dass die nächsten Mitmenschen die Beine in die Hand nehmen, um wenigstens sich selbst zu retten?

          • Schwierige Frage, liebe Andrea. Denke, da kann man kein pauschales Urteil zu fällen – muss man von Fall zu Fall sehen und entscheiden. Grundsätzlich bin ich schon immer der Meinung: wenn man leidet, dann sollte man etwas ändern – und dieses „etwas“ kann nie der Gegenüber sein, sondern nur man selber – oder die Einstellung zu der Situation.

    • Da gebe ich Dir Recht, liebe Gitta: natürlich kann man das entscheiden, ob man jemanden mag oder nicht. Und manchmal entscheidet sich das eben auch ganz schnell: manche hüpfen ganz schnell ins Herz – manche werden das niemals schaffen, da passt es dann einfach nicht. Es ist aber echt ein Unterschied, ob man sagt: „Der ist mir nicht sympathisch!“ (da spricht man über sich selber und seine Gefühle) oder ob man sagt: „Der geht gar nicht! Der ist ein A…!“ (da verurteilt man und spricht über denjenigen)
      Denke, so hast Du das auch gemeint!

  5. Manchmal bin ich doch erschrocken, wie schnell Menschen vorverurteilt werden, die „auf den ersten Blick“ nicht unsere Erwartungen erfüllen. Das ist gerade in unserer schnelllebigen, oft doch sehr oberflächlichen Gesellschaft, in einer Zeit der „sozialen Kälte“, häufig zu beobachten. Hier sollte sich heutzutage jeder vorsichtshalber erst einmal an „die eigene Nase packen“ und hinterfragen, wie man denn selbst auf mehr oder weniger fremde Menschen zugeht. Selbst wenn das Gegenüber arrogant, selbstgefällig, überheblich usw. wirkt, so kann ja tatsächlich das genaue Gegenteil wie Verletzlichkeit, geringes Selbstwertgefühl und Unsicherheit hinter solch einem Auftritt stecken. Der Betreffende versteckt sich hinter dieser Fassade zu seinem Schutz, aus Angst vor Verletzungen gibt er sich arrogant-dominant. Vielleicht hat er nicht den Mut, offen und freundlich auf seine Mitmenschen zuzugehen, weil er eventuell schon mehrfach enttäuscht wurde oder der Situation nicht mehr gewachsen war.
    Um ehrlich zu sein, auch ich musste gelegentlich meine Einstellung zu solch vermeintlichen „Ekelpaketen“ hinterfragen und habe dann sogar sehr positive Überraschungen erlebt. Ich war zutiefst beschämt und habe mir diese Lektion schnellstens „hinter die Ohren“ geschrieben.
    Fazit: wenn man offen und achtsam auf andere Menschen zugeht, auch auf die, die uns nicht sympathisch erscheinen, kann man nichts verlieren, aber viel gewinnen. So habe ich es zum Glück (das ja oft in kleinen schönen und sehr überraschenden Momenten liegt) erfahren dürfen und erinnere dies gerne!

    Freut Euch auf den Frühling, gestern flogen die anmutigen Kraniche laut rufend übers Haus weiter in Richtung Norden. Liebe Grüße an alle, Gabi

    • Wow, ich finde es so wahr und gut, was Du schreibst, Gabi ! Genau das meinte ich auch mit der Idee, den Blick fest auf die Qualitäten des anderen Menschen zu richten. Bei diesem liebevollen “Bruder-Schwester-Blick” kann sich mein Gegenüber ein bisschen entspannen und es gibt eine echte Chance zur Begegnung.

      • Es fällt aber oft schwer, liebe Lydia… aber wenn ich mit meinem Artikel einen kleinen Denkanstoß gegeben habe, ist ja schon ganz viel gewonnen! 🙂

        • Ja klar ist das schwer, weil ungewohnt! Aber probieren kann man es ja mal ohne sich zu verbiegen oder gar einen Heiligenschein aufzusetzen – und wenn es sogar Spaß macht, dann umso besser ! 🙂

    • Ja, Du triffst es ziemlich gut auf den Punkt, was ich meine, liebe Gabi! Wir kennen die Geschichte nicht hinter der Fassade und meinen dennoch, uns ein Urteil bilden zu dürfen. Wie oft ist mir das schon passiert – und ich habe mich dann genau wie Du echt geschämt…

  6. Genau das meine ich, Lydia! Denn man kann sich tatsächlich angewöhnen bzw. verinnerlichen, seinem Gegenüber freundlich und natürlich zu begegnen. Ich bin fest davon überzeugt, dass unsere Mimik und auch unsere Körpersprache Bände sprechen. Selbst wenn der Andere sehr unsympathisch auf uns wirkt (vielleicht aus den vorhin genannten Gründen) können wir mit einer netten Geste, einem offenen Blick und einem klitzekleinen Lächeln viel bewirken. Die Situation wird gelassen und entspannt. Wenn dann auch noch Blick und Lächeln erwidert werden, ist man zumindest auf einer guten Ebene der Begegnung. Sollte es nicht klappen, so hat man zumindest seine positive Einstellung erkennen lassen, sein „Gesicht verloren“ hat man aber nicht. Liebe Lydia, ich sehe es so wie Du: dieses Verhalten erscheint uns schwierig, aber eigentlich deshalb, weil es ungewohnt ist.
    Liebe Uta, Du gabst den tollen Tipp, durch den man mit sich (nach einem „zweiten genaueren Blick) sehr gut „ins Reine“ kommen kann!!! Nämlich den, dass man sein Gegenüber vielleicht nach wie vor nicht wirklich mag, es aber „so sein lassen kann, wie es ist“!!! —– Lydia, schon geht mir Dein Schlüsselsatz durch den Sinn, wonach man zwar verstehen kann, aber nicht unbedingt einverstanden sein muss! Das will ich gerne beherzigen. Danke!!!

    • Ändern wird man den Anderen ja sowieso nicht – das ist wie in der Partnerschaft… man kann immer nur bei sich selber schauen, wie man damit umgehen kann, wie es einem gefällt oder was man ändern sollte

  7. Da gibt es ja diese großarigen Kommunikationshilfen. Eine der goldenen Regeln ist: bloß nicht gleich in die Erwiderung gehen und meine eigenen Vorurteile, Urteile und schnellen Ratschläge aus der Kiste zaubern, – sondern erst einmal beobachten und zuhören – nicht bewerten – dann das Gehörte wiederholen und beim Gegenüber abfragen, ob man ihn überhaupt richtig verstanden hat. Erst, wenn er das bestätigt, darf ich einen Schritt tiefer ins Thema gehen. Diese Praxis finde ich ungeheuer schwierig und sie benötigt wirklich Zeit, – wir sind es ja so gewohnt, schnell zu kontern und in sekundenschnelle aus unserem ach so großen Erfahrungsschatz heraus Einschätzungen und Lösungen herauszuziehen – letztendlich führt diese Haltung und Praxis aber zu einem wirklich wertschätzenden Miteinander, die meinem Gegenüber aber ganz genauso mir selbst einen großen Gewinn bringt.

    • Liebe Lydia, ich kenne diese Kommunikationsregeln natürlich auch – finde sie in der Umsetzung aber auch in letzter Konsequenz ziemlich schwierig. Im „Schmalhans-Gebrauch“ versuche ich auch, sie zu beherzigen… aber immer nur in der „Ich“-Form sprechen, alles nachfragen usw. – das geht für mich persönlich zu weit. Das sollte aber – wie so oft – jeder so handhaben, wie er es für richtig hält und umsetzen kann/mag.

      • Ich glaube, es geht im Eigentlichen um die innere Haltung der wertschätzenden Umgangsformen und nicht um das Einhalten irgendwelcher Regeln, liebe Uta. Diese Hilfestützen, wie z.B. Kommunikationsregeln, können doch nur die ersten Anschubser sein, um überhaupt erst mal die eigene Vorgehensweise zu überprüfen. So ähnlich wie wir beim Autofahren ja auch erst mal die gesamte Verkehrsordnung lernen müssen und irgendwann später fast automatisch wissen, wie wir uns in dem Verkehrsgetümmel zurechtfinden. Ich fände es so gut, wenn „Sozialtraining“ schon in der Schule zum Unterrichtsfach erhoben werden würde!

        • Bei einer Grundhaltung zum Thema Respekt, Umgang, Anstand – ja, da gebe ich Dir absolut Recht… das sollte man lernen, allerdings am besten im Elternhaus: Schule ist da fast schon zu spät…

  8. Ja, Uta, so empfinde ich es auch……..so handhaben, wie man es in der jeweiligen Situation und vor allem bei jedem doch unterschiedlichen Anderen für richtig und machbar hält. Ich glaube, wenn man sich starr an vorgenannte Kommunikationsregeln hält, mit bewusster Zurücknahme, könnte es sogar unglaubwürdig auf unser Gegenüber wirken, weil es nicht der gewohnten menschlichen Handlungsweise entspricht.

    • Ja, stimmt – es kommt dann eher gekünstelt rüber und vielleicht etwas unnatürlich. Ich rede (und schreibe) halt immer, wie mir der Schnabel gewachsen ist und was mein Bauch mir sagt… 🙂

      • Ich muss da doch noch mal einlenken ( auch wenn es vielleicht nervig ist ) : Ich möchte die Bedeutung des Elternhauses und die Prägung, die dort passiert auf keinen Fall schmälern oder unter den Tisch reden – denke aber, dass ein Kind, das in der Klassengemeinschaft üben darf, wie wichtig ein verständnisvolles Miteinanander „praktiziert“ werden kann, auf alle Fälle noch mal einen Gewinn für sein Leben daraus ziehen kann. Und es ist ja auch leider so, dass viele Kinder auf Grund ihrer Herkunftssituation leider gar nicht die Chance haben, diese Umgangsformen zu erlernen. Ganz idealerweise können wir spontan und mit Hilfe unserer Bauchstimme reagieren. Was aber, wenn die Bauchstimme mal „heiser ist“, wir uns nicht in unserer Mitte befinden und die Spontaneität in der Reaktion sich dadurch als schädlich erweist! Ich glaube nach wie vor, dass es niemandem schadet, sich mit dem Thema eines sinnvollen menschlichen Miteinanders zu beschäftigen und mal das eine oder andere auszuprobieren. Gekünstelt ist es deshalb, weil wir es als ungewohnt empfinden.

        • Liebe Lydia – nein, schaden kann es ganz sicherlich nicht – kann es nie. Es hilft immer, sich noch mal vor Augen zu führen, dass jeder Mensch ein Recht auf Respekt usw. hat und wie sinnvoll ein gutes Miteinander ist. Da ist es egal, ob man 3, 30 oder 80 Jahre alt ist. Die Grundsteine dafür werden aber auf jeden Fall im Elternhaus gelegt.

          • Ja klar. Das finde ich auch. Eltern-Sein ist eine riesige, wunderschöne Verantwortung. Also her mit einer „Elternschule“! 🙂

  9. Ich denke, dass es für uns sehr hilfreich sein kann, wenn wir regelmäßig unsere innere Einstellung zu für uns problematischen Menschen überprüfen. Damit meine ich aber nicht, dass wir uns hart „ins Gebet nehmen“, sondern uns gedanklich in die Position des Anderen hinein versetzen. Was wir dann vielleicht wahrnehmen, wird uns sicher nicht gefallen und dabei helfen, dem Gegenüber eine Chance zu geben. Wie ich Euch schon erzählte, ertappte ich mich dabei, dass ich mir unangenehmen Zeitgenossen sehr voreingenommen begegnete. Als es mir siedenheiß klar wurde, hatte ich zu Recht ein wahnsinnig schlechtes Gewissen!

    • Ich sage meinen Kindern auch ganz oft: Wenn man schlecht über jemanden redet, dann sagt das am meisten etwas über Dich selber aus – auch im Umkehrschluss: wenn über Dich gelästert wird, sagt das viel mehr etwas über den aus, der so spricht…
      Kann mich davon ja aber auch leider nicht freisprechen – umso besser, wenn man sich hin und wieder überprüft, wie Du schon sagst!

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