Themenwoche Wut

Wie in der Vergangenheit schon ein paarmal so geschehen, möchte ich auch in dieser Woche eine kleine Themenreihe angehen. Und zwar – bevor wir in die adventliche Stimmung abtauchen und innerlich hoffentlich ganz entspannt und friedlich werden – mit dem Thema „Wut“.

Grundsätzlich halte ich mich nicht für einen überdurchschnittlich zornigen Menschen, aber bei bestimmten Triggerpunkten, die in den nächsten Tagen auch mal zur Sprache kommen, kann ich auch durchaus „ausrasten“. Ich bin schon eher eine impulsive Frau, die ihre Gefühle im Gesicht trägt und gerade solche leidenschaftlichen wie eben „Wut“ auch deutlich zeigen kann. Ich kann dann sehr laut werden – und es hat auch seine Berechtigung, dass ich keinen Glastisch zuhause habe, denn die Platte macht dann gerne mal Bekanntschaft mit meiner Faust.

Meistens ist die erste giftige und unmittelbare Wut dann auch schnell wieder verraucht bei mir – wenn man dann die Terrassentür öffnet und den Schwefelgeruch rausziehen lässt, geht es bald wieder…

Aber man trägt ja auch sehr viel „alte Wut“ mit sich rum: eben wieder mal im alt bekannten „Schatzkistchen“ mit Deckel drauf und Vorhängeschloss davor. Wut, die man nicht ausgesprochen hat – um die Situation nicht komplett eskalieren zu lassen. Wut, die man runtergeschluckt hat, weil man dachte, man hätte nicht das Recht dazu, sie überhaupt zu fühlen.

In meiner Vergangenheit habe ich ja schon an so mancher Front an mir gearbeitet und ein Mentor sagte mir zu diesem Thema mal, dass Wut ein „schlechtes Gefühl“ sei: es wäre zerstörerisch, würde einen von innen „zerfressen“ und man sollte es tunlichst verhindern, wütend zu sein…

Ich habe mich immer gefragt, wie das wohl gehen soll?!?

Und habe dann mit einer anderen Person darüber gesprochen, die ganz anderer Meinung war: Wut sei ein Gefühl – und jedes, aber auch wirklich jedes Gefühl hat einfach seine Daseinsberechtigung und es wäre nur richtig, dass man es dann eben fühlt, wenn es an der Reihe ist.

Wie seht Ihr das?

Ich bin da ja eher bei Person 2 – denn ich denke auch, dass Wut ein guter Motor sein kann, um in scheinbar ausweglosen Situationen die nötige Kraft zu schöpfen, doch weiter zu machen. Wenn ich damals in meiner Lage auf Juist nicht auch unbändige Wut verspürt hätte – ich weiß nicht, ob ich das alles geschafft hätte.

Ich finde, es gibt viele Momente im Leben, die einfach auch diese Phase der Wut brauchen: Trennungen, der Tod, Verlust allgemein und vieles mehr. Es ist wichtig, zu trauern – aber eben auch, wütend zu sein.

Wichtig ist es dann aber eben auch, dass man die Wut wieder aus sich rauslässt – dass sie eben nicht in einem drin stecken bleibt und sich dort festbeißt, einem immer wieder unterkommt und man sie so gar nicht mehr los wird.

Ich komme in den nächsten Tagen auf ein paar Methoden hierfür zu sprechen und wünsche Euch einen guten Wochenbeginn!

20 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Ich denke, Wut ist so das extremste Gefühl, das es gibt und sollte auf jeden Fall schnell rausgelassen werden, damit es nicht größer wird, sich festsetzt und man irgendwann richtig platzt oder durch’s in sich Reinfressen krank wird. Da ich ein Mensch bin, dem man seine Gefühlsregungen schnell anmerkt, bringt es sowieso nicht viel damit hinterm Berg zu halten. Ich bin ein sehr ehrlicher Mensch, womit mancher ein Problem mit hat. Doch finde ich es wichtig, Gefühle zu zeigen – keiner kann immer nur „Happy“ sein und nirgendwo ist immer „alles gut“. Und zu diesen Gefühlen gehört auch die Wut. Man fühlt sich doch danach befreit. Also – raus damit! Habe es eben bei meinem Mann erlebt: er kam von der Arbeit nach Hause, hat sich ausgekotzt und danach ging’s ihm spürbar besser! So sollte es sein. LG Christina

    • Liebe Christina,
      ja, ich halte es ähnlich: auch in mir kann man lesen wie in einem Buch und ich kann Gefühle nur schwer verbergen. Wenn man allerdings Jahrelang in einer heftigen Situation feststeckt und weiß, dass die eigenen Gefühle es nur noch verschlimmern, dann lernt man auch, diese runterzuschlucken: das Ergebnis habe ich jetzt. Denn Du hast Recht: das macht krank…
      Liebe Grüße an Deinen Mann: alles richtig gemacht!

  2. Bin auf die Methoden gespannt.
    Ich habe auch jahrelang Wut in mich hineingefressen…
    Das macht die Seele krank.
    An dem Tag an dem meine Mutter vor 3 Wochen gestorben ist,hat sich diese Wut in unendliche Trauer gewandelt.
    Diese unbändige Wut ist weg,ich kann nicht mehr wütend auf sie sein.
    Bei uns gibt es übrigens auch keine Glastische 😉
    LG

    • Liebe Petra,
      ja, da gebe ich Dir Recht: reingefressene Wut macht krank – das merke ich bei mir ja jetzt auch ganz deutlich.
      Ich finde es aber irgendwie „schön“, dass Du nun um Deine Mutter trauern kannst – dass der Groll verschwunden ist und Du Dich dadurch zumindest ansatzweise mit ihr versöhnt hast.

      • Wir waren ja auch nicht zerstritten.
        Das war mehr eine stille Wut ihr gegenüber,weil sie ihren eigen Kopf hatte.
        Was ja auch gut ist,aber in manchen Dingen manchmal dann doch sehr unangebracht war…
        Ach komplizierte Mutter/Tochter Geschichte.
        Wie sehr man jemanden liebt,merkt man manchmal erst,wenn er nicht mehr da ist.

  3. Eine Freundin, die Seminare für Frauen anbietet, sagte mal den tollen Satz:
    „was lange gärt wird endlich Wut“
    – und sie hat uns ermutigt, die Wut rauszulassen.
    Ein tolles Thema der Woche, wie ich finde! Super Idee von Dir, liebe Uta.

  4. Ich finde, dass man Gefühle auch leben muss. Eine Chefin hat mir einmal gesagt, sie müssen ihre Wut rauslassen und leben, sonst macht sie sie krank. Seitdem bin ich wütend, traurig, fröhlich, kindisch und alles andere, was es an Gefühlsregungen noch gibt und es tut gut. ☺️

  5. Wenn ich wütend bin dann selten und oft auch nicht lange. Ich kann dann auch wunderbar „bölken“ (wie man bei uns sagt) 😅.
    Mein 22jahriger sagt immer er kenne niemanden, der fast stetig gut gelaunt ist, oder sagen wir mal so, der nicht mit nem langen Gesicht rumläuft, wie ich.
    Ich sehe das durchaus als Kompliment, ich bin direkt und kann meistens meine Unpässlichkeiten sofort regeln, aber wir haben sehr wohl einen Glastisch 😅

    • „Bölken“ sagt man am Niederrhein auch… 🙂
      Ich denke auch, dass Du da ein tolles Kompliment von Deinem Sohn bekommst! Und wenn Du dann ab und zu auch mal ausrastest (und der Glastisch trotzdem heile bleibt…), ist das doch super!

  6. Ein starker Satz „Was lange gärt, wird endlich Wut“, Inge W., danke! Wut muss unbedingt raus. Man muss nur aufpassen, dass man sie richtig (und rechtzeitig) kanalisiert. Sonst kann der Vulkanausbruch leicht den Falschen treffen! 🙂
    Wunderbares Thema für eine Woche, Uta, ich lese gerne weiter mit!

    • Liebe Maria,
      ja, meistens hat mein Vulkan dann mich selber getroffen… und ich weiß, wie viel Gewalt hinter so einem aufgestauten Wutanfall stecken kann…
      Schön, dass Du hier bist und bleibst!

  7. Meine Liebste staunt immer noch nicht schlecht, wenn ich zuhause anfange rumzuschimpfen wie ein Rohrspatz. 🙂 Dabei geht es fast immer um irgendwelche Handwerker, die ausdauernd versuchen, unser Häuschen kaputtzurenovieren (Wie mit dem Wärmedämmer wieder geschehen).
    Sie befürchtet immer, dass ich Magengeschwüre bekomme, ich entgegne: „Wenn ich es rausschimpfen kann, gibt es keine Magengeschwüre!“ 🙂
    Grundsätzlich rechne ich mich auch zu der „Besonnenen“, aber wehe, der Geduldsfaden reisst … :-O
    Wut muss raus! Und was hindert uns, dem Gegenüber schon recht schnell – und in aller Ruhe – zu sagen, dass man nicht prickelnd findet, was gerade geschieht? Da ist Zurückhaltung fehl am Platz, das erzeugt nur Wut …

    • Das hast Du sehr gut beschrieben, lieber Jürgen und genau so sehe ich das auch: Wer seinen Ärger rauslässt, der wird eben nicht krank – da bleibt der Magen, der Glastisch usw. eben heile…
      Drück die Daumen fürs Häuschen…. so etwas kann aber auch Nerven kosten…!!!!

  8. Bei mir hat es auch vor langer Zeit Zeiten gegeben, wo ich oft sehr wütend war. Bin ausgeflippt, habe türen geknallt und dann hinterher, kanen die Tränen. Aber wenn ich so zurück denke, war es oft auch einfach Enttäuschung. Wütend kann ich heute auch noch sein, aber anders.

    • Ist ja meistens eine Mischung aus vielen Gefühlen, Ute. Und es gibt ja auch mehrere Gründe, warum man wütend werden kann – deswegen fühlt sich das schon immer ein wenig anders an.

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