Der Seelen-Messie…

In den letzten Tagen habe ich es doch mal ein wenig geschafft, mich zwar auf die anstehenden Termine, Behördengänge und Krankengymnastik zu stürzten – aber dazwischen mal den Freiraum zu nutzen und anzufangen, innerlich ein kleines bisschen aufzuräumen.

Ist natürlich echt ein wenig so wie bei meinem Kinderzimmer früher: man macht die Tür auf und sieht sich einem Chaos gegenüber, welches einem übergewichtig und selbstgefällig entgegengrinst. Der Boden hat gerade noch Platz für einen Trampelpfad zwischen Kleiderschrank und Bett – alles andere ist unter abgelegtem Kram verschwunden.

Ein ähnliches Bild gibt wohl auch meine Seele ab: Gedanken, Gefühle, Empfindungen, Erinnerungen, Schmerz, Wut, Ohnmacht und Verzweiflung wurden achtlos reingeschmissen – dann schnell die Türe zu und hoffen, dass nichts umfällt. Ich denke, man kann mich wirklich als „Seelen-Messie“ bezeichnen.

Dass sich so ein Verhalten dann eben irgendwann bemerkbar macht und sich auch irgendwann der Körper mal gegen diese lieblose Behandlung wehrt, ist verständlich und macht Sinn.

Man sieht es nur im Vorfeld nicht: solange man die Seelentür immer noch aufgedrückt und nach dem schnellen Wurf der Gefühle auch wieder ins Schloss bekommt, ändert man tatsächlich nichts. In den letzten Wochen habe ich ja hier einige derartige Geschichten gelesen, in denen die Personen erst gesundheitlich richtig einen vor den Bug bekommen hatten, um dann aufzuwachen und sich um sich selber zu kümmern.

Ich gebe es offen zu: ich hatte bis zuletzt geglaubt, das würde auf mich ja nicht zutreffen. Ich – die immer starke Uta, die so oft lächelt – ist doch bitte schön unverwundbar! Mein Körper hat zwar immer mal kleine Anzeichen gezeigt – aber wer bin ich denn, dass ich mich davon beeindrucken lasse?!? Niemals hätte ich damit gerechnet, dass ich mir mal selber so dermaßen auf die Bremse drücke. Dass meine Batterien tatsächlich mal leer werden könnten und dass mein Körper, der doch immer wieder bewiesen hat, dass er stark und robust ist, mir einen finalen und letzten Hinweis darauf gibt, dass jetzt Schluss sein muss mit der Härte gegen mich selbst.

Dabei empfinde ich die Diagnose Bandscheibenvorfall und Depression nicht als „im Stich lassen“ vonseiten meines Körpers oder meiner Seele: ganz im Gegenteil. Sie hätten mir auch noch ganz andere Kanonen um die Ohren fliegen lassen können. Ganz ehrlich: ich hätte es verdient gehabt! Und das meine ich jetzt gar nicht verurteilend oder mit Selbstvorwürfen bespickt – ich bin meinem Körper und meiner Seele eher dankbar, dass sie mir zwar deutlich, aber noch liebevoll einen verpasst haben.

Ich bin wild entschlossen, mich dafür zu revanchieren und einen Weg zu suchen, das Seelenchaos aufzuräumen: jedes Gefühl an seinen Platz zu stellen, zu schauen, ob es da bleiben sollte oder man es schon viel zu lange aufbewahrt hat.

 

10 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. moin;
    ….. liebe.eins muss man Dir lassen.so wie Du schreibst und es rüber bringst “ ALLE ACHTUNG“ .Ich habe das Gefühl Du redest (schreibst) vielen aus der Seele, es würde sich auch bestimmt ein Verleger dafür finden.
    Weiter so.
    Schlaggi

    • Vielen Dank, lieber Schlaggi!
      Sollte zufällig ein entsprechender Verleger anwesend sein und Interesse haben: er kann sich gerne bei mir melden!
      Freut mich sehr, dass Du das so siehst!

  2. Liebe Uta
    den ersten grossen Huepfer hast Du ja schon geschafft und alles andere wirst Du mit der Zeit auch schaffen.
    Lass Dir soviel Zeit wie Du dafuer brauchst.

    Liebe Gruesse Irmtraut

    • Da ich ja sonst immer eine schnelle „Arbeiter-Biene“ bin, wird mir das schwer fallen – aber ich sehe ja ein, dass das nun einfach genau so sein muss: mit viel Zeit und Selbstachtung!
      Vielen Dank, liebe Irmtraut!

  3. Du bist eine starke Frau und das weißt du 😊.
    Es ist ja schon ein Riesenschritt dein Problem so zu sehen und anzunehmen wie du es machst.
    Der Weg ist der richtige und ich weiß das du das schaffst, lass dir Zeit.

    Liebste Grüße und ne feste Umarmung 😘

    • Ja, liebe Bärbel… im Prinzip weiß ich das – auch, wenn sich das im Moment alles andere als so anfühlt.
      Vielen Dank und ganz liebe Umarmung zurück

  4. Guten Morgen Uta,
    vielleicht solltest du dir professionelle Hilfe holen, um in deinem Seelenmüll aufzuräumen. Ich kann dir aus eigner Erfahrung sagen, dass es dann etwas einfacher wird. Ich stand auch vor einem riesen Berg von Problemen und wusste nicht, wo ich anfangen soll. Durch Unterstützung konnte ich nach und nach den Berg abtragen und aufarbeiten. Heute sind die Probleme von damals gut aufgeräumt in „Oscar Tonnen“ in meinem seelischen Keller.
    Manchmal braucht es einen Denkanstoss von aussen, um einen Anfang zu finden ein Knäuel zu entwirren.
    sei lieb gegrüßt und halt die Ohren steif
    Petra

  5. Liebe Uta,
    Ich bin z.Zt. in Irland und genieße die unendliche Weite und das immer wieder kehrende unendliche Grün der Insel. Natürlich auch das Meer, das mächtig an die Klippen der Küste schlägt. Mög diese Weite deine Seele erreichen. Fühl dich in Gedanken umarmt.

    • Liebe Anne,
      das klingt ganz, ganz großartig und ich wünsche Dir von Herzen eine berührende Zeit! Vielen Dank, dass Du es ein wenig mit mir teilen magst! Das ist so lieb…

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